Projekt ToSBa: „Wir machen weiter und bleiben dran“

Im Modell- und Demonstrationsvorhaben ToSBa wurde Zwischenbilanz gezogen. Welche Erkenntnisse zur Einführung torfreduzierter Substrate dabei bislang in den teilnehmenden Baumschulen im Ammerland gewonnen werden konnten, hat die Landwirtschaftskammer Niedersachsen jetzt veröffentlicht.

Jungpflanzen von Moorbeetkulturen, produziert in nur noch 40 Przent torfhaltigen Substraten. Foto: Pia Bunger/LWK Niedersachsen

Modellbetriebe im Ammerland und Pinneberger Baumschulgebiet

Insgesamt zehn Praxisbetriebe werden seit 2021 von den Landwirtschafskammern Niedersachsen und Schleswig-Holstein in dem Modell- und Demonstrationsvorhaben „Praxiseinführung von torfreduzierten Substraten in Baumschulen“ (ToSBa) begleitet und beim Einsatz torfreduzierter Substrate unterstützt. Im Pinneberger Baumschulgebiet, einer der beiden Modellregionen von ToSBa, nehmen die Baumschule Heydorn & Söhne (Klein Nordende), die Baumschule Clasen & Co (Rellingen), Kordes Jungpflanzen (Bilsen), Kordes Rosen (Sparrieshoop) und Heinz Clasen Containerbaumschulen (Tangstedt) an dem vom Bundeslandwirtschaftsministerium geförderten Projekt teil. Auch im Ammerland, der zweiten Modellregion, sind es fünf Demonstrationsbetriebe – Jungpflanzen Jens Meyer (Apen) und die Baumschulen Hinrichs (Edewecht), Roßkamp (Wiefelstede), Hülsmann (Edewecht) sowie Warnken (Edewecht).

Baumschulen produzieren in torfreduzierten Substraten

Der Landwirtschaftskammer Niedersachsen zufolge werden in den Ammerländer Betrieben im Rahmen von ToSBa unterschiedlichste, auch empfindliche Kulturen in den neuen torfreduzierten Substraten mit nur noch etwa 50 bis 60 Volumenprozent Torf produziert – unter anderem Prunus laurocerasus, Thuja occidentalis, Weigela florida, Viburnum opulus, Ilex crenata, Syringa vulgaris, Prunus lusitanica, Photinia fraseri, Ligustrum vulgare, Vaccinium corymbosum, Ribes sanguineum und Rhododendron-Hybriden. Durch die Umstellung werden in einer Baumschule nun eher drei bis vier unterschiedliche Substrate verwendet statt ein bis zwei in der Vergangenheit, lautet eines der jetzt von der Landwirtschaftskammer veröffentlichten Ergebnisse aus den ersten beiden ToSBa-Jahren 2021 und 2022. Zudem müssen die Substrate demnach oft genauer auf die Kulturen abgestimmt werden, und es sind meist nicht mehr nur ein bis zwei verschiedene Substratausgangsstoffe in einem Substrat vermischt, sondern eher vier.

Berichtet wird außerdem von Kulturproblemen, die 2021 und 2022 in den torfreduzierten Substraten auftraten und die der Landwirtschaftskammer zufolge ein schrittweises und bedachtes Vorgehen bei der Torfreduktion in den Baumschulkulturen nötig machen. Beobachtet wurde in den Modellbetrieben beispielsweise, dass einige Substratausgangsstoffe wie Substratkompost und Rindenhumus hohe Nährstofffrachten und pH-Werte in die Substrate bringen können. Außerdem ist das Puffervermögen vieler Substratausgangsstoffe – die hohe und gleichmäßige Qualitäten mit sich bringen müssen – gering, und die pflanzenverfügbaren Nährstoffe im Substrat können aufgrund der höheren Nährstoffdynamik und der möglichen Festlegung der Nährstoffe (N-Immobilisierung) schwer eingeschätzt werden.

Was im Projekt ToSBa noch aufgefallen ist

Auch das Wassermanagement muss in den Baumschulen meistens verändert werden. Je nach Substratausgangsstoffen, wie zum Beispiel Kokosmark oder Holzfaser, kann der Landwirtschaftskammer zufolge eine stärkere Startbewässerung nach der Topfung nötig sein. Aufgrund der Farbe und des Gewichts der Substrate sei darüber hinaus der Wasserbedarf schwieriger einzuschätzen. Darüber hinaus sei in den Modellbetrieben aufgefallen, dass einige Substratausgangsstoffe wie Holzfaser zu einer stärkeren Sackung im Container im Laufe der Kulturzeit führen können. Ebenso wurde festgestellt, dass es bei Verwendung von torfreduzierten Substraten häufiger zu Verpilzungen am oder auf dem Topfballen kommen kann. Nicht zuletzt können die Substratkosten stark ansteigen (zum Beispiel Perlite oder Kokosmark).

Doch obwohl bei der Einführung der torfreduzierten Substrate nicht immer alles glatt läuft, wollen alle Baumschulen weiter motiviert daran arbeiten, Torf einzusparen. „Wir machen weiter und bleiben dran“, heißt es nach den ersten zwei ToSBa-Jahren seitens der Ammerländer Demonstrationsbetriebe, so die Landwirtschaftskammer. In der aktuellen dritten Saison des bis Mitte 2024 geförderten BMEL-Projekts sollen demnach weitere Kulturen in unterschiedlichen, stärker torfreduzierten Substraten produziert werden. Interessierte können sich die Torfreduktion im Ammerland bei der diesjährigen ToSBa-Baumschulbesichtigung anschauen, die am 4. August um 15 Uhr in der Baumschule Hinrichs in Edewecht stattfindet. Anmeldungen für die kostenfreie Veranstaltung sind der Landwirtschaftskammer Niedersachsen zufolge per Mail an Pia Bunger (pia.bunger@lwk-niedersachsen.de), Regionalkoordinatorin Projekt ToSBa in der Region Ammerland, möglich.