Handel: Ladendiebstähle nehmen wieder zu

Eine neue EHI-Studie hat sich mit Inventurdifferenzen im Einzelhandel beschäftigt. Aus der vorliegenden Umfrage geht hervor, dass sich die Ladendiebstähle wieder häufen und sich wieder auf ein Vor-Pandemie-Niveau befinden.

Nach dem Einbruch während der Corona-Pandemie nahmen Ladendiebstähle im vergangenen Jahr wieder deutlich zu. Foto: Mohamed Hassan/Pixabay

Weniger Diebstähle während Corona

Insgesamt 102 deutsche Handelsunternehmen haben sich an der aktuellen Umfrage beteiligt, die über 16.765 Verkaufsstellen mit einem Gesamtumsatz von rund 84,1 Milliarden Euro verfügen. Während der Corona-Pandemie setzte der positive Effekt ein, dass sich weniger Ladendiebstähle im Einzelhandel ereigneten. Allein die Einschränkungen im Zuge der Corona-Maßnahmen machten es nicht möglich, Waren zu stehlen, weshalb die Statistiken in diesem Zeitraum nahezu weiß blieben. Die Handelsaktivitäten haben sich im vergangenen Jahr nach dem Fall der Einschränkungen jedoch wieder normalisiert und die Bevölkerung strömt wieder in die Geschäfte. Im Rahmen der Studie „Inventurdifferenzen 2023“ beziffert das EHI Retail Institute den Anstieg der Ladendiebstähle im Jahr 2022 auf zwölf beziehungsweise 15 Prozent.

Jeder 200. Einkauf bleibt unbezahlt

Im Vergleich zum Jahr 2021 seien die Inventurverluste 2022 demnach von 4,1 auf 4,6 Milliarden Euro gestiegen. Das entspricht einem Zuwachs von zwölf Prozent. Diebstähle durch Kundschaft nehmen dabei einen Anteil von 2,44 Milliarden Euro ein, durch Beschäftigte entstand ein Verlust von 920 Millionen Euro, durch Servicekräfte und Liefernde mussten die Handelsunternehmen eine Differenz von 370 Millionen Euro hinnehmen. Organisatorische Mängel werden auf 870 Millionen Euro taxiert. Der Verlustanteil durch Diebstahl legt damit um 15 Prozent auf insgesamt 3,73 Milliarden Euro zu (2021: 3,23 Milliarden Euro). Statistisch gesehen entfällt damit auf jeden Bundesbürger jährlich ein Warenwert von 30 Euro, der nicht bezahlt wird, betrachtet man den Einkauf an sich, bleibt jeder 200ste Einkaufswagen unbezahlt.

Niveau von 2019 wieder erreicht

Die Studie wird zudem auch gestützt durch Zahlen der polizeilichen Kriminalstatistik. Die angezeigten Ladendiebstähle stiegen im Jahr 2022 um ganze 34,3 Prozent auf insgesamt 344.669 Fälle (Vorjahr: 256.694). Zuwächse gibt es sowohl beim einfachen (34,6 Prozent) als auch beim schweren Ladendiebstahl (29,6 Prozent). Trotz dieses starken Anstiegs befindet sich das Niveau der Ladendiebstähle auf dem von 2019. „Was auf den ersten Blick als dramatische Entwicklung erscheint, ist bei näherer Betrachtung eine Rückkehr zur Normalität früherer Jahre. Im Grunde sind nun die Werte der Vor-Corona-Zeit wieder erreicht worden. Dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Anstieg der Ladendiebstähle nach wie vor eine große Gefahr darstellt“, erklärt Frank Horst, Autor der Studie.

Präventionsausgaben erhöht

Es existiert nach wie vor noch immer eine hohe Dunkelziffer, denn insgesamt bleiben pro Jahr etwa 21,2 Millionen Ladendiebstähle unentdeckt. Präventionsmaßnahmen ließen sich die Unternehmen 2022 ganze 1,45 Milliarden Euro kosten, jedes sechste Handelsunternehmen habe sein Budget diesbezüglich erhöht.