Experten sprechen von extrem kritischer Lage
Der Buchdrucker-Borkenkäfer hat insbesondere ein Auge auf Fichten geworfen – die wir seinetwegen wiederum kaum noch zu sehen bekommen. Im Harzer Mittelgebirge wird der gigantische Schaden besonders deutlich: Anstelle eines gesunden Waldbestandes herrschen hier seit einigen Jahren dystopische Zustände mit Totholz und großflächigen Lücken im Wald. Auch im rheinland-pfälzischen Hunsrück befindet sich die Anzahl der Borkenkäfer im Juli 2023 auf einem einmaligen Höchststand. Im Lagezentrum der Stadt ist die Rede von „Schwärmstufe Rot“. Und wenn sich die Prognosen der Experten bewahrheiten, so steht den deutschen Wäldern das Schlimmste noch bevor. Laut Medienberichten warnte das im Dezember gegründete Julius-Kühn-Institut für Waldschutz jetzt vor einer neuen Borkenkäferschwemme.
Milder Winter und Trockenheit begünstigen Borkenkäfer-Verbreitung
Die Wissenschaftler des Waldschutz-Instituts erklären, dass der Winter sehr angenehm für die Insekten gewesen sei – viele von ihnen haben demnach überlebt. Wie bereits in den Vorjahren war und ist es gleichzeitig zu heiß und damit zu trocken: Viele Bäume haben kaum noch Wasserreserven und sind besonders anfällig, hier hat der Borkenkäfer leichtes Spiel. Während sich die Insekten hierzulande noch bis April zurückhielten, breiten sie sich seit Mai 2023 stark aus. Derzeit ist noch die überwinterte Elterngeneration der Käfer am Werk, der Nachwuchs steht aber bereits in den Startlöchern. Aufgrund der starken Hitze und der anhaltenden Trockenheit gehen die Experten nun davon aus, dass in den kommenden Monaten sogar bis zu drei Generationen der Schädlinge schlüpfen könnten. Die düstere Prognose des Julius-Kühn-Instituts lautet: Wir nähern uns ähnlich dramatischen Zuständen wie in 2021. Damals waren die Käfer laut Statistik für 81 Prozent der großflächigen Abholzungen verantwortlich.
Fichten besonders betroffen
Exakte Daten über das Schadensausmaß durch den Buchdrucker stehen den Analysten bislang nur auf Landesebene zur Verfügung. Gegenüber der Presse erklärte Henrik Hartmann (Leiter des Julius-Kühn-Instituts für Waldschutz), dass das Institut momentan am Aufbau einer bundesweiten Datenbank arbeitet. Die soll neben dem Insektenbefall auch Feuer- oder Sturmschäden in Wäldern erfassen. Doch auch ohne eine länderübergreifende Datenanalyse sei schon jetzt klar, dass ein enormer Käferbefall bevorsteht. Seit 2018 breitet sich vor allem der Buchdrucker-Käfer geradezu epidemisch aus, der hauptsächlich Fichten befällt. Diese sind aufgrund ihrer flachen Wurzeln besonders empfindlich. Hinzu kommt, dass Fichten durch die anhaltende Trockenheit in den letzten Jahren bereits stark geschwächt sind, was ihre Empfänglichkeit für den Borkenkäferbefall weiter erhöht. Die kleinen Insekten bohren sich in die Bäume und legen ihre Eier unter der Rinde ab. Nach dem Schlüpfen ernähren sich die Larven von der Bastschicht des Baums. Diese dünne Schicht unter der Rinde ist für den Baum lebenswichtig, da sie das Transport- und Versorgungssystem für Wasser und Nährstoffe darstellt. Wenn diese Schicht zerstört wird, führt dies zum Absterben des Baums.