Wetterextreme im Ausland sorgen für hohe Schadenquote
Bei 69,4 Prozent lag im vergangenen Jahr die Brutto-Schadenquote im europäischen Direktgeschäft und damit erneut über dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre. Diese Zahlen präsentierten Christian Senft und Dr. Dietmar Kohlruss als neu formierter Vorstand der Gartenbau-Versicherung auf der Mitgliedervertreter-Versammlung am 4. Juli in Kamp-Lintfort. Vor allem Wetterextreme in Frankreich, Italien und den Niederlanden hätten zu diesem Ergebnis beigetragen, während 2021 hohe Schäden in Deutschland für ein Ausnahmeergebnis auf gleichem Niveau gesorgt hätten. „Die Internationalisierung und eine breite Risikostreuung ist daher nach wie vor unser Erfolgsrezept zur Absicherung des Gartenbaus“, wie der Vorstandsvorsitzende der Gartenbau-Versicherung, Christian Senft dazu ausführte.
Gartenbau-Versicherung macht 2022 deutliches Minus
Durch die höheren Schadenleistungen, insbesondere aber auch wegen der verpflichtenden Rückstellungen schloss die Gartenbau-Versicherung das Geschäftsjahr 2022 nach eigenen Angaben mit einem deutlichen Minus ab. Wie Finanzvorstand Dr. Dietmar Kohlruss dazu auf der Mitgliedervertreter-Versammlung erläuterte, konnte im vergangenen Jahr eine besonders hohe Anzahl kleinerer Schäden nicht bei den Rückversicherungspartnern geltend gemacht werden. Weil die meisten geschädigten Betriebe zudem im Ausland lagen, wurden in Deutschland trotz der hohen Schadenleistungen Steuern in Höhe von 1,7 Millionen Euro fällig. Ebenfalls negativ auf das Jahresergebnis ausgewirkt habe sich der hohe Anteil von Sturmschäden, die nicht über die bereits aus den Vorjahren belasteten Schwankungsrückstellungen für diesen Zweig ausgeglichen werden konnten.
Für den größten Effekt sei jedoch die gute Entwicklung des indirekten Geschäfts verantwortlich: Die günstige Relation zwischen Beiträgen und Schäden führte der Gartenbau-Versicherung zufolge zu der gesetzlichen Verpflichtung, 6,6 Millionen Euro in die Schwankungsrückstellung für diesen Zweig einzustellen. Zusammen mit höheren Pensionsrückstellungen aus dem Tarifabschluss und weiteren gestiegenen Kosten habe dies unterm Strich zu einem außergewöhnlichen Jahresfehlbetrag von 8,8 Millionen Euro geführt. Davon verbleiben allerdings 7,7 Millionen Euro über die verpflichtenden Schwankungsrückstellungen als Rücklage im Unternehmen. „Auf die nachhaltige Sicherheit unserer Finanz- und Geschäftspolitik hat diese besondere Situation daher keinen Einfluss – im Gegenteil, wir erhöhen damit das Reservepolster für künftige Überschadenjahre“, so Kohlruss.
Beitragsvolumen um fast neun Prozent gestiegen
Zufrieden zeigte sich die Gartenbau-Versicherung mit der Entwicklung der Beiträge – diese wuchsen dem Geschäftsbericht 2022 zufolge im vergangenen Jahr um 8,8 Prozent auf ein Gesamtvolumen von 110,7 Millionen Euro brutto. Vor allem in Italien, in der Schweiz und im indirekten Geschäft mit der Vereinigten Hagelversicherung sei das Neugeschäft selbst inflationsbereinigt deutlich angestiegen, 46 Prozent mache das Auslandsgeschäft damit nun aus. „Es ist nicht selbstverständlich, dass wir das Beitragsvolumen in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld durch neue Mitglieder steigern konnten“, so Senft. Zudem wurden 2022 erstmals Verträge im Nachbarland Polen gezeichnet, in dem sich die Gartenbau-Versicherung als einer von drei Partnern der AgroRisk Polska engagiert.
Als herausfordernd bezeichnet die Gartenbau-Versicherung dagegen die ständige Anpassung des Risiko-Managements insbesondere an den Klimawandel. „Wir prüfen permanent, wie wir auch in Zukunft für ausreichend Sicherheit zu bezahlbaren Preisen sorgen können“, so Senft bei der Präsentation des Geschäftsberichts 2022. „Dazu gehört zum Beispiel, dass sich Wettergefahren in besonders belasteten Regionen künftig noch stärker in den Tarifen widerspiegeln oder dass wir dort höhere Anforderungen an die Konstruktion von Anlagen stellen müssen. Hierzu beraten wir schon heute präventiv vor Ort.“ Als positiv bezeichnete Senft dagegen die wachsende politische Unterstützung für den Versicherungsschutz im Gartenbau, wie zum Beispiel die Subventionsprogramme für Mehrgefahrenversicherungen, die von mehreren Bundesländern im laufenden Jahr aufgelegt wurden. Betont wurde von Senft in diesem Zusammenhang jedoch noch einmal die Notwendigkeit bundeseinheitlicher Lösungen, die auch der Zentralverband Gartenbau (ZVG) in einem Positionspapier fordert.