Invasive Pilz- und Käferarten befallen Esche
Experten vermuten, dass vor etwa 20 Jahren eine Pilzart aus Asien hierzulande eingeschleppt wurde, die es insbesondere auf Eschen abgesehen hat. Das sogenannte Falsche Weiße Stängelbecherchen befällt die bisher chancenlosen Bäume und breitet sich sogar bis in ihre Triebe aus. Damit begann das große Eschentriebsterben. Die eingeschleppte Krankheit hat sich mittlerweile auf 90 Prozent der Eschen in Mitteleuropa verbreitet. In Deutschland hat sie ein Drittel des Eschenbestandes vernichtet – bisher ist kein Ende in Sicht. Doch der Pilz mit dem harmlosen Namen ist nicht die einzige Gefahr: 2003 kam ein weiterer Eindringling aus dem Osten zu uns nach Deutschland. Der Eschenprachtkäfer schaffte es aus Ostasien nach Russland und strebt immer weiter Richtung Westen. Die Larven des Käfers entwickeln sich im Bauminneren und ist für die Esche das Todesurteil. Das Tragische: Die Esche ist einer der meist verbreiteten Laubbäume Europas und wie es scheint, kommt sie gut mit dem Klimawandel zurecht.
Hoffnungsschimmer für die Esche
Doch es gibt Hoffnung: Förster und Waldarbeiter entdecken immer wieder gesund aussehende Eschen, die offenbar resistent gegen den Pilz sind. Jetzt hat ein internationales Forschungsteam in der Schweiz, in Dänemark und in Schweden Zweige solcher resistenten Bäume gesammelt. Auch Äste von pilzbefallenen Eschen nahmen sie mit, pfropften beide Gehölze auf Wurzelstöcke und zogen neue kleine Bäume heran. Die so gewachsenen Eschen sind anschließend sowohl mit dem Pilz als auch mit den Käfern konfrontiert worden. Das Experiment fand im Hochsicherheits-Gewächshaus (Sicherheitsstufe drei) der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) aus – die die Untersuchung federführend leitete. In der Tat stellten die Forscher fest, dass Eschen, die widerstandsfähiger gegen den Pilz waren, auch eine geringere Anfälligkeit für den Käferbefall zeigten. Dieses Phänomen wird als Kreuzresistenz bezeichnet und ist ein Lichtblick für den Erhalt der Eschenbestände.
Resistente Bäume produzieren Abwehrsubstanzen
In den pilzresistenten Eschen entwickelten sich die Eschenprachtkäfer langsamer und nahmen weniger schnell an Gewicht zu. Die Wissenschaftler mutmaßen, dass die resistenten Bäume bestimmte Abwehrsubstanzen produzieren, die ihnen im Kampf gegen die Schädlinge helfen. Deshalb sahen sie sich die chemische Zusammensetzung des Baumsaftes genauer an, den die Käfer fressen und der Zucker sowie viele weitere Stoffe zwischen den Pflanzenteilen transportiert. Die chemische Zusammensetzung des Baumsaftes variierte tatsächlich je nach Resistenzniveau, was auch die Unterschiede im Gewicht der Käfer erklärt. Diese Unterschiede waren auf das Vorhandensein von phenolischen Substanzen zurückzuführen, die als Abwehrstoffe bekannt sind. Studienleiter Michael Eisenring sagte, man könnte auf Basis dieser Erkenntnisse pilzresistente Eschen anpflanzen, um sowohl dem Pilz als auch dem Käfer den Vormarsch zu erschweren. Doch er ist vorsichtig: Aufhalten werde man den Käfer mit solchen Bäumen nicht, ausbremsen aber vielleicht schon. Zudem hätte die Forschung so mehr Zeit, um etwa Spürhunde auf die Käfer abzurichten oder natürliche Feinde gegen Pilz und Käfer zu finden. Das könnten beispielsweise Wespen sein, die ihre Eier in Käferlarven legen. Daher gilt es nun, möglichst viele der resistenten Eschen in den Wäldern zu pflanzen. Zum jetzigen Stand kann allerdings noch niemand sagen, ob die widerstandsfähigen Eschen auch wirtschaftlich und ökologisch gut funktionieren.