Moos nimmt sechsmal mehr CO2 auf als andere Pflanzen
Moose: Diese winzigen Pflanzen werden oft ignoriert oder gar als Geißel des perfekten Rasens abgestempelt. Dabei sind sie quasi die „Superhelden" der Pflanzenwelt. Denn sie helfen bei der Bekämpfung von Luftverschmutzung, der Klimakrise und halten Böden gesund. Noch dazu sind sie wahre Überlebenskünstler und trotzen sogar den widrigen Umständen der Wüste oder den Polarregionen. Ein Forscherteam der Universität von New South Wales in Australien hat die Moospflanze kürzlich in einer großangelegten Studie genauer unter die Lupe genommen. David Eldridge ist Ökologe an der Universität, war an der Untersuchung beteiligt und ist – überrascht: „Wir waren verblüfft, als wir feststellten, dass Moose all diese erstaunlichen Dinge tun". Grund des Erstaunens war die Erkenntnis, dass Moos sechsmal mehr CO2 als andere Pflanzen absorbiert.
Moosböden enthalten sechsmal mehr Kohlenstoff
Für ihre Forschungszwecke entnahmen die Experten Moosproben an mehr als hundert Standorten in acht verschiedenen Ökosystemen. Das Team um Eldridge vermutet, dass die Moospopulationen in den untersuchten Gebieten eine Fläche von 9,4 Millionen Quadratkilometern einnehmen. Dies entspricht etwa der Größe Chinas oder Kanadas. Die in der Fachzeitschrift „Nature" veröffentlichte Studie zeigte, dass diese winzige, sich schnell verbreitende Pflanze an den verschiedensten Orten gedeiht. So wurden mindestens 12.000 Arten identifiziert. Besonders erstaunlich ist, dass moosbewachsene Böden sechsmal mehr Kohlenstoff enthalten als Böden ohne Moose. Das Team um Eldridge geht davon aus, dass insgesamt 6,43 Milliarden Tonnen Kohlenstoff in moosigen Böden gespeichert sind.
Moos kühlt Umgebungsluft um bis zu zwei Grad ab
Da sie keine richtigen Wurzeln haben, saugen Moose ihre gesamte Nahrung wie Schwämme über ihre Blätter auf, wodurch sie sich besonders gut von Schadstoffen und feinen Staubpartikeln in der Luft ernähren können. Sie saugen bis zum 20-fachen ihres Eigengewichts an Wasser auf und wenn dieses verdunstet, kühlt es die Umgebungsluft um bis zu zwei Grad ab. „Moos überlebt, indem es Wasser aus der Atmosphäre aufnimmt. Und manche Moose, wie die in den trockenen Gebieten Australiens, rollen sich ein, wenn sie trocken werden, aber sie sterben nicht – sie leben für immer in einem Scheintod", erklärt Eldridge die Ergebnisse. „Wir haben Moose nach 100 Jahren aus einer Packung genommen, sie mit Wasser bespritzt und beobachtet, wie sie zum Leben erwachten. Ihre Zellen lösen sich nicht auf, wie bei normalen Pflanzen." Im Rahmen der Studie wurden auch Bodenproben mit Moos vorgenommen: Diese wiesen deutlich geringere Belastungen durch Krankheitserreger auf als moosfreie Böden.