Zum Thema Eichenprozessionsspinners (EPS) gebe es Urteile, dass Grundstückseigentümer grundsätzlich – außer im Wald - verantwortlich für die Bekämpfung des EPS sind und die Kosten der Bekämpfung keine unzumutbare Belastung sind.
Die Referenten der Tagung: (v.l.) Fachverbandsvorsitzender Jörg Cremer, Dr. Philipp Schönfeld, Prof. Dr. Wolfgang Rohe, Marc Wilde, Rainer Hilsberg und Jonas Heck. (Foto: Banse)
Ein neues Verfahren zur Bekämpfung des EPS ist derzeit im Zulassungsverfahren, berichtete Prof. Dr. Wolfgang Rohe, Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK), Göttingen. Dabei werden keine Schutzanzüge mehr benötigt, die Nester der Raupe müssten nicht mehr gesondert geborgen werden und Nützlinge werden geschützt. Nach der 2024 erwarteten Zulassung seien entsprechende Fortbildungen geplant.
Baumschutz auf Baustellen
Baumsachverständiger Marc Wilde, Lengerich, stellte mit seinem Vortrag „Kreative Lösungen zum Schutz von Bäumen an Baustellen" die Problematik unter anderem des Glasfaserausbaus und den damit verbunden Beschädigungen an Bäumen im öffentlichen Raum dar. „Wenn wir nicht konsequent den Wurzelraum der Bäume schützen, werden uns in den kommenden 5 bis 10 Jahren zunehmend Bäume im Straßenraum umstürzen", so Marc Wilde. Er rät Kommunen und Gemeinden dazu, den Baumschutz auf Baustellen den privaten Bauträgern als Auflage vorzugeben, diesen als Leistungsposition mit in die Ausschreibung aufzunehmen und die fachgerechte Ausführung zu kontrollieren.
Den Einsatz des Georadars zur Ortung von Wurzeln, stellte Jonas Heck, Student an der HAWK Göttingen vor. Mittels elektrischen Wellen werden Wurzeln erkennbar und können so geschützt werden.
Eine Baumunterpflanzung mit Stauden kann Bäume vor Hundeurin, Bodenverdichtung und Austrocknung schützen, erläuterte Dr. Philipp Schönfeld, Nürnberg. Er stellte attraktive Kombinationen von Staudenanpflanzungen und Einsaaten vor. Aktuelle Versuche werden voraussichtlich ab 2024 Mischungen für salzverträgliche Stauden hervorbringen.
Jubiläum: 30 Jahre Fachverband
Der Fachverband feierte in diesem Jahr außerdem sein 30-jähriges Jubiläum. Damals wurde er ins Leben gerufen, mit der Vision, das Wissen und die Fähigkeiten in der Branche zu fördern und zu erweitern. Seitdem habe der nach eigenen Angaben mitgliederstärkste Baumpflegeverband eine beindruckende Reise zurückgelegt und sich zu einer führenden Institution entwickelt.
Das neue Logo des Fachverbandes präsentierten die Vorstandsmitglieder (v. l.) Jörg Cremer, Andreas Schulz und Frank Rheinwald bei der Feier seines 30-jährigen Bestehens mit einer Torte auf einem neuen Messestand den Mitgliedern bei der Jahreshauptversammlung. (Foto: Banse)
Der Verband setzt sich aktiv für eine kontinuierliche Verbesserung der fachlichen Standards in der Baumpflege und -planung ein. „Wir haben seitdem viele fachliche Vorgaben u.a. in die ZTV- Baumpflege integriert und durch Regelungen zum Artenschutz, Baumfachliche Baubegleitung oder Empfehlungen für Baumpflanzungen mit auf den Weg gebracht", erklärte der Vorsitzende des Fachverbandes Baumpflege Jörg Cremer bei der Mitgliederversammlung in Grünberg. „Viele Gemeinden vernichten immer noch Baumbestände und somit auch öffentliches Kapital durch fehlende Schutzmaßnahmen und falscher Pflege."
Plädoyer für Baumpflege-Ausbildung
Andreas Schulz knüpfte als Stellvertretender Vorsitzender an die Aussage des damals ersten Verbandsvorsitzenden Herbert Gessner an: „Nur eine unabhängige, staatliche Ausbildung gewährleistet ein hohes Niveau in der deutschen Baumpflege." Schulz plädierte eindringlich an die Notwendigkeit einer staatlich anerkannten Ausbildungsmöglichkeit für junge Menschen zu Baumpflegerin/Baumpfleger: „Im aktuellen Klimawandel können wir uns als Gesellschaft immer weniger leisten, Bäume frühzeitig zu verlieren, weil sie falsch gesetzt, gepflegt und nicht geschützt werden."