Pflanzenforscher wollen Genome-Editing-Programm

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Gentechnisch veränderte Pflanzen liefern wichtige Erkenntnisse für die Forschung und könnten zur Entwicklung neuer, zukunftssicherer Sorten beitragen. Foto: chuttersnap/Unsplash

Das Forschungsprogramm „Genome Editing für eine nachhaltige Landwirtschaft“ sorgt in Baden-Württemberg für Wirbel. Anfang Juli vom Wissenschaftsministerium des Landes aufgelegt, wurde es am 24. Juli schon wieder zurückgezogen. Neun namhafte Pflanzenwissenschaftler appellieren nun an Ministerpräsident Winfried Kretschmann, das Programm doch noch auf den Weg zu bringen.

Forschungsprogramm als Grundlage für faktenbasierte Diskussion

Neue Methoden der Biotechnologie mit etablierten Verfahren der Landwirtschaft zu vergleichen und dabei Akteure aus verschiedenen Bereichen der Gesellschaft einzubeziehen – diese Möglichkeit hätte ein solches Forschungsprogramm geboten, erklären die neun Pflanzenwissenschaftler. Zudem hätte es die Grundlage für eine faktenbasierte Diskussion geschaffen, um Chancen und Risiken der Technologie bewerten zu können, schreiben die Forscher in einem offenen Brief an Baden-Württembergs Landeschef Kretschmann. Eine solche Entscheidungsgrundlage hätte es ermöglicht, über eine zukünftige Nutzung zu entscheiden und entsprechende Vorschriften dafür zu formulieren.

Genome Editing gewinnt für Landwirtschaft und Ernährungssicherung an Bedeutung

Darüber hinaus unterstreiche das Land Baden-Württemberg mit einem solchen Forschungsprogramm seinen Ruf als national und international führender und innovativer Forschungsstandort und zeige eine pro-aktive und konstruktive Haltung zum Genome Editing, appellieren die Wissenschaftler an den Ministerpräsidenten. In der biologischen Grundlagenforschung und der Medizin sei dieses Verfahren inzwischen als Standardmethode etabliert und gewinne auch in der Landwirtschaft und Ernährungssicherung schnell an Bedeutung, wie zahlreiche Publikationen in internationalen Fachzeitschriften belegten.

Weil die Züchtung neuer, zukunftssicherer Pflanzensorten Zeit benötigt, sei es angesichts einer sich schnell ändernden Umwelt jetzt notwendig, alle zur Verfügung stehenden Ansätze zu erforschen und gegebenenfalls zu nutzen, um solche Sorten zu entwickeln. Forschende aus Baden-Württemberg hätten, so heißt es in dem Schreiben der neun Pflanzenwissenschaftler weiter, in den vergangenen Jahren wichtige und international anerkannte Beiträge zur Entwicklung des Genome Editings in der Grundlagen- und Pflanzenforschung geleistet. Diese Forschungsleistungen seien eine ideale Voraussetzung, um das Potenzial des Genome Editings in der hiesigen Landwirtschaft zu erforschen und – bei positiven Ergebnissen – im Austausch mit der Gesellschaft in die Anwendung zu bringen.

Unterzeichner des offenen Briefs an Ministerpräsident Kretschmann

Unterzeichner des offenen Briefs, den Sie hier als PDF downloaden können, sind:

  • Prof. Dr. Karl Schmid, Fachgebiet Nutzpflanzenbiodiversität und Züchtungsinformatik, Universität Hohenheim (Koordinator)
  • Prof. Dr. Arnd G. Heyer, Abteilung Pflanzenbiotechnologie, Institut für Biomaterialien und biomolekulare Systeme, Universität Stuttgart
  • Prof. Holger Puchta, Abteilung Molekularbiologie und Biochemie der Pflanzen, Institut für Botanik, KIT Karlsruhe
  • Prof. Dr. Ralf Reski, Abteilung Pflanzenbiotechnologie, Fakultät für Biologie, Universität Freiburg
  • Prof. Dr. Patrick Schäfer, Institut für Molekulare Botanik, Universität Ulm
  • Prof. Dr. Karin Schumacher, Arbeitsgruppe Zellbiologie, Centre for Organismal Studies (COS), Universität Heidelberg
  • Prof. Dr. Marja Timmermanns, Arbeitsgruppe Entwicklungsgenetik, Zentrum für Molekularbiologie der Pflanzen (ZMBP), Universität Tübingen
  • Prof. Dr. Mark van Kleunen, Arbeitsgruppe Ökologie, Fachbereich Biologie, Universität Konstanz
  • Prof. Dr. Detlef Weigel, Abteilung Molekularbiologie, Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie Tübingen
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