Ziel der Studie: Carnivoren widerstandsfähiger für Import machen
Ziel der Untersuchung war eigentlich, die anfälligen fleischfressenden Pflanzen (Carnivoren) widerstandsfähiger zu machen für den Import nach Europa und die USA, meldet der aid infodienst.
„Wir haben jährlich Verluste von bis zu 25 Prozent allein beim Transport zu beklagen“, erklärt Professor Angus Falang vom asian phytomedical and research institute of Laos (apriL). „Und wenn die Pflanzen dann beim Kunden ankamen, waren sie so geschwächt, dass etwa 30 Prozent innerhalb von zwei Wochen eingingen.“
Fleischfressende Pflanzen anfällig für Krankheiten
Vor allem durch das Auftreten von Rußtau und Grauschimmel sterben viele Carnivoren ab, wie aid schreibt. Diese typischen Krankheiten befallen die Wurzeln, die in puncto Pflanzengesundheit sozusagen die „Achillesferse“ fleischfressender Pflanzen sind. Für die Ernährung spielen sie laut aid hingegen keine Rolle, da sich Venusfliegenfalle, Sonnentau und Co. fast ausschließlich von tierischen Quellen ernähren – von Einzellern über kleine Insekten wie Mücken und Fliegen bis zu kleinen Säugetieren bei größeren Kannenpflanzen.
Laut aid hat das Wissenschaftler-Team von apriL in seiner Langzeitstudie herausgefunden, dass die Anfälligkeit der Pflanzen „hausgemacht“ ist. Die meisten Fleischfresser produzieren demnach Enzyme, mit denen sie die tierische Nahrung verdauen und somit die Nährstoffe nutzen können. Die Crux: Eben diese Enzyme greifen auch die Pflanze selbst an.
Fossile fleischfressende Pflanze liefert den Schlüssel
Hilfreich für diese Erkenntnis war laut aid ein Zufallsfund: Ende 2014 hatten Paläontologen erstmals eine fossile fleischfressende Pflanze entdeckt – zwei mit Drüsen bedeckte Blättchen in einem Stück Baltischen Bernstein, das etwa 35 bis 47 Millionen Jahre alt ist.
Wie aid berichtet, fanden die Wissenschaftler hier zwar die typischen Anlagen einer fleischfressenden Pflanze, aber keine Verdauungsenzyme. In einer Versuchsanlage im Norden Vietnams (Hauptanbaugebiet der „Export-Carnivoren“) wurden daraufhin verschiedene Methoden erprobt.
„Es ist kaum zu erklären, aber die besten Ergebnisse erhielten wir mit der Zufuhr von Hartweizengrieß“, so Professor Falang. Ob die so lange eingeschlossene Pflanze aus dem Baltikum aus Verzweiflung oder Mangel an Alternativen auf den bereits in dieser Zeit wildwachsenden Weizen zurückgriff, sei nicht mehr zu ermitteln.
Gesundheitseffekt veganer Kost bislang nur bei Venusfliegenfalle nachgewiesen
Laut aid wird der wirtschaftliche Anbau dieser „neuen“ Pflanzen zwar noch etwas auf sich warten lassen, denn noch stehen einige Versuche aus. Zudem konnte der positive pflanzengesundheitliche Effekt von veganer Ernährung aid zufolge bislang nur an der Gattung Drosera, der Venusfliegenfalle, nachgewiesen werden.
Ein europäisches Pflanzengesundheitszeugnis haben die Importeure jedenfalls bereits beantragt. Die Zukunft könnte entsprechend auch für fleischfressende Pflanzen vegan aussehen. (ts – Quelle: Harald Seitz, aid)