Pestizide: verkannte Gefahr?
Professor Dr. Hubert Weiger, Präsident des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), warnte in seinem Vortrag vor der verkannten Gefahr der Pestizide. Seit elf Jahren sei ein Anstieg des Inlandabsatzes von Pestiziden zu verzeichnen: von 34.678 Tonnen im Jahr 2001 auf 46.326 Tonnen im Jahr 2012, das entspricht einer Zunahme von 33,5 Prozent. Dabei stieg der Anteil der Herbizide von 14.328 Tonnen auf 19.907 Tonnen. Und das „bei dem scheinbar aufgeklärtesten und Umwelt engagiertestem Volk der Erde“, betonte Weiger.
Seit 2010 sammelt der BUND Erfahrungen über pestizidfreie Kommunen in Deutschland und hat auf der Grundlage seiner Recherchen einen Ratgeber erstellt. Etwa ein Dutzend Kommunen bezeichnen sich als pestizidfrei. Mit dabei sind Bielefeld, Münster, Saarbrücken, Betzdorf, Tübingen, Göttingen, Eckernförde, Konstanz, Witten an der Ruhr, Celle, Trier und München. Der Freistaat Sachsen verlangt die Pestizidfreiheit bei der Verpachtung seiner öffentlichen Flächen. In vier Kommunen ist die Pestizidfreiheit durch einen Stadtratsbeschluss untermauert.
Pestizidfreie Kommune: Verzicht auf Pflanzenschutzmittel
Eine klare Definition oder ein geschütztes Label für eine pestizidfreie Kommune gibt es aber bisher nicht. Bislang bedeutet der Begriff „pestizidfrei“ in Bezug auf die Kommune nur den Verzicht auf Pflanzenschutzmittel. Biozide bleiben außen vor, werden also weiter eingesetzt. Die Pestizidfreiheit gilt in den Kommunen für alle städtischen Flächen. Allerdings werden auch Ausnahmen gemacht, am häufigsten bei Rasensportflächen, aber auch bei Liegewiesen, Kunststoffflächen, Sportlaufbahnen oder historischen Gärten.
Sehr konsequent und sehr überzeugend verfolgt Luxemburg sein Ziel der pestizidfreien Stadt. Ausgangspunkt dafür war im Jahr 2008 eine Untersuchung der Grundwasserqualität, die eine Überschreitung der Höchstwerte sowohl bei der Summe der Pflanzenschutzmittel als auch bei Glyphosat ergab, berichtete Pierre Schmitt, Umweltbeauftragter bei der dortigen Stadtverwaltung.