Ab 2025: Einheitliche Abgasnorm für alle Nutzfahrzeuge?

Veröffentlichungsdatum: , Jessica Müller

Die geplante Euro-7-Norm soll einheitlich für alle Kraftfahrzeuge gelten. Foto: Khunkorn Laowisit/Pexels

Europas Straßen sollen sauberer werden: Die EU-Kommission will zu diesem Zweck ab 2025 die Euro-7-Norm für alle Nutzfahrzeuge einführen. Aber so einfach ist das Ganze nicht – das sagt jedenfalls der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) zu dem neuen Gesetzesentwurf.

Euro-7-Norm: Das würde eine Einführung bedeuten

Neufahrzeuge, die auf Europas Straßen fahren, sollen in Zukunft sauberer werden. Dazu hat die EU-Kommission einen Vorschlag für Pkw, Transporter, Lkw und Busse vorgelegt, die Euro-7-Norm. Sie soll dazu beitragen, die Luftverschmutzung auf null zu reduzieren, Fahrzeuge für die Verbraucher erschwinglich zu halten und die Wettbewerbsfähigkeit Europas zu fördern. Diese Vorschrift würde für alle Fahrzeuge gelten, auch für Elektrofahrzeuge. Wobei es einen gestaffelten Zeitplan gäbe: Stimmen Europäisches Parlament und die Mitgliedstaaten im Rat zu, tritt die neue Verordnung am 1. Juli 2025 für neue leichte Nutzfahrzeuge (Pkw und Transporter) und am 1. Juli 2027 für neue schwere Nutzfahrzeuge (Lkw und Busse) in Kraft.

Die Euro-7-Norm soll die erste weltweite Emissionsnorm sein, die über die Regulierung der Auspuffemissionen hinausgeht und zusätzliche Grenzwerte für Partikelemissionen von Bremsen und Vorschriften für Mikroplastikemissionen von Reifen festlegt. Der Vorschlag ersetze und vereinfache, laut EU-Kommission, die bisher getrennten Emissionsvorschriften für Pkw und Transporter (Euro 6) sowie für Lkw und Busse (Euro VI). Mit der Euro-7-Norm werden die Emissionsgrenzwerte für alle Kraftfahrzeuge – also für Pkw, Lieferwagen, Busse und Lkw – in einem einzigen Regelwerk zusammengefasst. Die neuen Vorschriften wären kraftstoff- und technologieneutral, es würden dieselben Grenzwerte gelten, unabhängig davon, ob das Fahrzeug mit Benzin, Diesel, Elektroantrieb oder alternativen Kraftstoffen betrieben wird.  

Europa soll durch neue Abgasnorm grüner und gesünder werden

„Wir können keine Gesellschaft akzeptieren, in der die Belastung durch Luftverschmutzung allein in der EU-27 jährlich für mehr als 300.000 vorzeitige Todesfälle verantwortlich ist“, sagte die für die Wettbewerbspolitik zuständige Exekutiv-Vizepräsidentin Margrethe Vestager. „Die neuen Vorschriften werden uns helfen, sauberere Luft zu atmen und den Sektor grüner und widerstandsfähiger zu machen. Wir müssen an dem Ziel des europäischen Green Deal festhalten und weltweit Maßstäbe setzen.“ Die neue Euro-7-Norm solle dafür sorgen, dass Pkw, Lieferwagen, Lastkraftwagen und Busse unter realen Fahrbedingungen, die die Situation in Städten mit den größten Luftverschmutzungsproblemen besser widerspiegeln, viel sauberer sind, und zwar für einen viel längeren Zeitraum als nach den derzeitigen Vorschriften.

Die Hintergründe zu der neuen Abgasnorm: Während die CO2-Emissionsvorschriften die Einführung von emissionsfreien Fahrzeugen vorantreiben werde, müsse sichergestellt werden, dass alle Fahrzeuge viel sauberer sind.  Im Jahr 2035 würden alle in der EU verkauften Pkw und Kleintransporter keine CO2-Emissionen mehr aufweisen. Im Jahr 2050 würden jedoch voraussichtlich mehr als 20 Prozent der Pkw und Lieferwagen und mehr als die Hälfte der schwereren Fahrzeuge auf unseren Straßen weiterhin Schadstoffe aus dem Auspuff ausstoßen.

VDMA kritisiert geplante Euro-7-Norm

Die von der EU geplanten Verschärfungen sieht der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau kritisch, unter anderem die Ausgestaltung der vorgesehenen Prüfverfahren: Aktuell regele die Abgasnorm Euro 6, wie viele Schadstoffe ein Fahrzeug ausstoßen darf und unter welchen Randbedingungen dies gemessen werden soll. Der Entwurf für eine künftig gültige Euro-7-Norm definiere nun deutlich anspruchsvollere Bedingungen. „Der VDMA unterstützt aktiv das Ziel, Schadstoffemissionen immer weiter zu reduzieren. Die Motorenhersteller haben in der Vergangenheit die Effizienz der Motoren immer weiter verbessert und den Schadstoffausstoß wirkungsvoll minimiert. Doch müssen die Anforderungen praxisgerecht sein. Insbesondere die nun festgelegten Testrahmenbedingungen, vor allem die Gestaltung der zu testenden Strecke im echten Straßenverkehr, lassen im Vergleich zur aktuell gültigen Gesetzgebung signifikant höhere Anforderungen befürchten“, erklärt Peter Müller-Baum, Geschäftsführer VDMA Motoren und Systeme.

Auch die Idee der Kommission, die Grenzwerte in den nächsten fünf bis zehn Jahren per Delegiertem Rechtsakt weiter abzusenken, sieht der VDMA als äußerst kritisch an: Ein solcher Blankoscheck für den Gesetzgeber sei nicht nur ein Novum in einem so zentralen EU-Legislativprozess, sondern führe auch zu einer enormen Planungsunsicherheit.

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