Abies bornmuelleriana weniger anfällig für Tannentrieblaus
Zwar konzentrierten sich die Zucht- und Forschungsbemühungen seit den frühen 1990er-Jahren auf die Nordmanntanne. Doch bereits 1987 wurde eine zwei Hektar große Weihnachtsbaum-Kultur auf dem dänischen Gut Wedellsborg angelegt. Gepflanzt wurden Samen aus dem Herkunftsgebiet Bolu Kökez in der Türkei. Daher auch die deutsche Bezeichnung „Türkische Tanne“ für Abies bornmuelleriana, die weniger anfällig für die Tannentrieblaus (Dreyfusia nordmannianae) zu sein scheint. Der Schädling stellt eines der gravierendsten Probleme der Produktion von Nordmanntannen in Dänemark dar, welches den unerwünschten und wirtschaftlich aufwendigen Einsatz von Pestiziden nach sich zieht.
Nur ein klonaler Samengarten in Dänemark
Aufgrund der sehr begrenzten Forschungs- und Zuchtanstrengungen für Abies bornmuelleriana existiert in Dänemark nur ein einziger klonaler Samengarten. Dieser befindet sich im Wald von Kongsøre am Isefjord, 100 Kilometer westlich von Kopenhagen, daher auch die Bezeichnung „Kongsøre FP 267“. Der Samengarten besteht aus ursprünglich 80 Bäumen aus der Weihnachtsbaum-Kultur auf dem dänischen Gut Wedellsborg. Diese 80 „Ur-Bäume“ oder „Elternbäume“ wurden aus einem Bestand von insgesamt 13.000 Bäumen nach den Kriterien moderates Höhenwachstum, schlanke Form, Symmetrie, viele Internodien und Knospen im Kranz sowie gesunde, grüne Nadeln ohne Nadelverlust ausgewählt. Auch der Austriebszeitpunkt wurde erfasst, war jedoch kein Selektionskriterium.
Die erste Ernte der 1995 angelegten Samenplantage in Kongsøre erfolgte 2006. Das Saatgut dieser Plantage ist nach ersten Tests und Einschätzungen führender dänischer Weihnachtsbaum-Produzenten gut für die Weihnachtsbaum-Produktion geeignet. Abies bornmuelleriana hat im Vergleich zur Nordmanntanne eine dichtere Krone und aufrechtere Nadeln auf den Zweigen. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Nachkommen aus der Selektion einen späteren Austrieb haben, obwohl dies – wie oben erwähnt – kein Selektionskriterium war. Damit ist Abies bornmuelleriana „Kongsøre FP 267“ weniger anfällig für Frostschäden als direkt aus der Türkei importiertes Saatgut.
Erste vermarktbare Ernte für 2024 erwartet
Die Kongsøre Samenplantage produziert seit 2006 zuverlässig durchschnittlich 300 Kilogramm Saatgut pro Jahr. Da die Nachfrage das Angebot übersteigt, teilt Saatgut-Produzent Levinsen (DK-Gørløse) die Ernte auf. Die erste vermarktbare Ernte mit noch besserer Genetik wird 2024 erwartet. Weitere züchterische Qualitätssteigerungen des Saatguts sind zu erwarten, da die Universität Kopenhagen mit einem Forschungsprojekt an der Klonauswahl beteiligt ist. Dieses hat das Ziel, den Austriebszeitpunkt weiter zu verzögern und die Nadelfestigkeit nach der Ernte weiter zu erhöhen.