Welche Rolle messen Sie nachhaltigen Produkten in Zukunft bei? Worauf müssen sich Handel und Produktion einstellen?
Nachhaltige Produkte sind für uns, den Markt und die Gesellschaft bereits seit Jahren ein zentrales Thema und werden mit unterschiedlichsten Schwerpunkten auch in Zukunft ein wichtiger Trend sein. Dabei werden sie zukünftig sicherlich sogar noch weiter an Bedeutung gewinnen, gerade mit Blick auf Themen, die nationale, europaweit und global intensiv politisch diskutiert werden. Beispiele hierfür sind etwa zu hohe Nitratgehalte im Grundwasser, Verwendung gesundheitlich bedenklicher Pflanzenschutzmittel oder auch die Umwelt- und Gesundheitsgefährdung von Mensch und Tier durch Kunststoffverpackungen und deren Entsorgung etc.
Handel und Produktion müssen sich darauf einstellen, dass alle Aussagen zu Produkten messbar sein müssen und überprüft werden. Eine einmal getätigte Aussage muss einer solchen Prüfung jederzeit standhalten. Zusätzlich bedeutet es, dass jeder in der Wertschöpfungskette seinen individuellen Beitrag zur dauerhaften Verbesserung der ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen leisten muss. Wir bei Landgard, unsere Erzeuger, der Handel und die ganze Branche müssen also davon ausgehen, dass uns die kontinuierliche Verbesserung unter nachhaltigen Gesichtspunkten in Zukunft dauerhaft begleitet.
Inwieweit wird Nachhaltigkeit bei Pflanzen gerade neu definiert?
Nachhaltig wird nicht neu definiert, weder bei der Pflanze noch bei anderen Produkten. Die Definition von Nachhaltigkeit ist über 300 Jahre alt und geht auf das Jahr 1713 und Hans Carl von Carlowitz zurück. Und in den allgemeinen Grundsätzen wird diese Sichtweise sicherlich auch die nächsten 300 Jahre bestehen bleiben.
Was sich aber immer wieder ändert und neu definiert wird, sind die Schwerpunkte der nachhaltigen Weiterentwicklung von Pflanzen. Letztes Jahr standen zum Beispiel besonders Biodiversität mit Blick auf Flora und Fauna und der Einsatz bestimmter chemischer Pflanzenschutzmittel im Fokus. Dieses Jahr dreht sich alles um Themen wie Verpackungen und die Minimierung des Kunststoffeinsatzes, erhöhte Nitratgehalte im Grundwasser und Arbeits- und Sozialbedingungen in Südeuropa und in Drittländern. Dies alles sind wichtige Themen, mit denen wir uns in der Branche intensiv befassen und auch in Zukunft weiter befassen müssen.
Wohin geht die Reise bei nachhaltigen Produkten und wie drückt sie sich in den Märkten aus?
Es gibt eine kontinuierliche Weiterentwicklung nachhaltiger Produkte, die sich auch in Zukunft fortsetzen wird, immer gemessen an der technischen und wirtschaftlichen Machbarkeit zum jeweiligen Zeitpunkt. In den Märkten wird das bestehende Sortiment nachhaltiger Pflanzen bei der Auswahl der Kulturen grundsätzlich auch in Zukunft seine Gültigkeit haben. Was sich jedoch verändern wird ist die Art der Präsentation und der Kommunikation und damit der Umfang der Dienstleistung rund um die nachhaltigen Produkte. Damit verändern sich auch die Anforderungen an das Produkt, die Kultivierung und die Wertschöpfungskette.
Werden die Anforderungen der Global GAP Zertifizierer bzw. Zertifizierungen sich noch verschärfen? Auf was, meinen Sie, müssen sich Produzenten einstellen?
Die Anforderungen werden sich möglicherweise erweitern und es könnten weitere Add-Ons hinzukommen, wie bereits GRASP (GlobalG.A.P. Risk Assessment on Social Practice). Sicher ist, dass die Forderung nach einer Zertifizierung eine grundsätzliche Voraussetzung zur Anlieferung im organisierten Handel/DIY-Bereich wird.
Welchen Anteil hat zertifizierte Ware am Markt und wohin geht die Entwicklung?
Der aktuelle Anteil an zertifizierter Ware variiert je nach Kunde und Vertriebsweg. Über den gesamten Markt hinweg dürfte der Anteil aber rund ein Drittel der Ware ausmachen. Wir sind jedoch davon überzeugt: Langfristig wird der Trend Richtung 100 Prozent Nachhaltigkeit gehen.
Das komplette Interview lesen Sie in der TASPO 27/2018, die am 6. Juli erscheint.