Automatisierung im Gartenbau: „Man muss technisch am Ball bleiben“

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Rainer Carstens ist ein Paradebeispiel für einen technikbegeisterten Produktionsgärtner. Der Geschäftsführer des an der Nordsee gelegenen Betriebs Westhof Bio hat nicht nur auf seinen 1.000 Hektar Freilandfläche die neueste Digitaltechnik im Einsatz. Auch die Bedingungen für sein unter Glas kultiviertes Bio-Fruchtgemüse werden auf einer Fläche von zehn Hektar digital kontrolliert und optimiert. Wir sprachen mit dem Automatisierungs-affinen Gärtner.

Woher kommt Ihre Technikbegeisterung?

Als ich Jugendlicher war, gab es noch keine Computer. BTX war meine „Initialzündung“. Arbeit, die man mehrfach wiederholt, finde ich äußerst mühselig. Damals musste ich bei jeder Überweisung immer die gleichen Kontonummern ausfüllen. Schrecklich! Dann kam BTX – ich hatte sofort mein erstes Online-Konto. Inzwischen gibt es zum Glück für unzählige weitere Dinge technische Lösungen, die uns das Leben oder auch die Arbeit erleichtern.

Vernichtet Automatisierung Arbeitsplätze?

Das werde ich oft gefragt. Nimmt die Automatisierung den Menschen Arbeitsplätze weg? Aber wenn man einmal zurückschaut: 1985 hatten wir fast zehn Prozent Arbeitslose, und heute, wo wir aus unserer Sicht vollautomatisiert sind, liegen wir bei unter vier Prozent. Die Automatisierung allein scheint also nicht der ausschlaggebende Faktor zu sein.

Wenn ich die technische Entwicklung nicht mitmache, dann lebe ich vielleicht noch zehn Jahre von dem, was ich tue, und danach muss ich mich verabschieden oder sagen: Tut mir leid, ich kann nicht mehr mithalten. Ich muss immer auf dem neuesten technischen Stand bleiben.

Verändert sich das Berufsbild – wird der Gärtner zum Techniker?

Die Grundsätze, die man über das Gärtnern und Anbauen lernt, bleiben die gleichen. Die Analogie zur Gewächshaus-Technik passt hier ganz gut: Egal, wieviel Technik dort eingebaut ist, es wird kein Schlosser, Bäcker oder Informatiker das Gewächshaus so gut bedienen können wie ein erfahrener Gärtner.

Das Wissen eines Gärtners über seine Pflanzen ist unverzichtbar. Er muss die Pflanzen täglich beobachten, um Aussagen etwa zu Schädlingen und Nährstoffen treffen zu können. Die Automatisierung macht ihm die Arbeit nur leichter. Das ist für mich auch der Sinn der Technik: Dass die Arbeit leichter und im Optimalfall auch schneller erledigt werden kann. Auf das gärtnerische Know-how werden wir niemals verzichten können.

Das komplette Interview mit Rainer Carstens und lesen Sie im TASPO dossier I/2019 „Künstliche Intelligenz und Digitalisierung im Gartenbau“, das Sie im TASPO Online-Shop abrufen können.

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