Bambus: „Blattgesundheit ist immer eine Herausforderung“

Veröffentlichungsdatum: , Sven Weschnowsky

Baumschulinhaber Christoph Marken stand der TASPO Rede und Antwort. Foto: BCM

Die Baumschule Christoph Marken hat mit ihrem ʻWisebearʼ einen besonders klimafreundlichen Bambus entwickelt und jetzt auf den Markt gebracht. Über die Besonderheiten des Bambus‘, die Herausforderungen bei der Kultur und das Thema Nachhaltigkeit im Unternehmen sprach TASPO Online mit Unternehmensinhaber Christoph Marken.

Was zeichnet den klimafreundlichen Bambus der Baumschule Christoph Marken besonders aus? Und welche Eigenschaften machen den ʻWisebearʼ klimafreundlich?

Der Bambus gehört im Allgemeinen zu den klimafreundlichsten Pflanzen auf der Erde. Er entwickelt sich schneller als Nadel- und Laubbäume und kann über einen Zeitraum von 10 Jahren bis zu 500 Tonnen CO2 pro Hektar aus der Luft binden.

Sein ausgeprägtes Wurzelwachstum und sein schneller Wuchs ermöglichen dem Bambus, langfristig mehr Kohlenstoffdioxid zu speichern als viele andere Pflanzen.

Was unterscheidet den ʻWisebearʼ von anderen Bambussorten?

Unser Wisebear verfügt über ein sehr gesundes Blattwerk, wodurch wir den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Produktion auf ein Minimum reduzieren konnten. Er ist, im Vergleich zu anderen Bambus-Sorten, in der Lage, seine welkenden Blätter als eigene Nährstoffquelle zu nutzen. Der Wisebear säubert sich selbst von altem Blattwerk und bildet damit seinen eigenen Kreislauf. Die gewonnenen Nährstoffe dienen den verbleibenden und neuen Blättern als Nahrungsquelle für eben diesen äußerst gesunden Wuchs.

Auch optisch hebt sich der Wisebear von anderen gängigen Sorten deutlich ab. Seine sehr dunklen Blätter tragen sogar in der dunklen Jahreszeit dazu bei, dass viel Sauerstoff produziert wird. Besonders auffällig sind aber seine dunklen Halme, die eng aneinander stehend ohne lange Wurzelausläufer einen wahren Blickfang im Garten oder auf der Terrasse bieten. Er ist sehr winterhart und eignet sich sowohl zur Heckenpflanzung als auch in Solitärstellung im Garten oder im Kübel auf Balkon und Terrasse.

Sind Sie bei der Entwicklung auf besondere Herausforderungen getroffen?

Wir sind stetig auf der Suche nach neuen Sorten mit besonderen Eigenschaften. Während der Produktion von Testmengen zeichnen sich auf der Fläche schnell die guten und vielleicht auch weniger guten Eigenschaften ab. Unser Wisebear ist eine Herausforderung in der Vermehrung. Die Rhizom-Bildung findet bei dieser Sorte eingeschränkter statt, so dass im Vergleich zu anderen Bambus-Sorten weniger Jungpflanzen anwachsen. Dafür ist dann aber die Wurzelbildung umso stärker und im Zentrum der Pflanze entstehen viele neue Triebe. Dies wirkt sich besonders positiv beim Auspflanzen im Garten aus, der ʻWisebearʼ wächst schnell an und entwickelt sich rasch zu einer imposanten Pflanze.

Wie ist die Idee zu der Züchtung entstanden?

Wir produzieren seit Jahren über 200.000 Bambus in verschiedenen Sorten, doch die Blattgesundheit ist immer wieder eine Herausforderung. Auch aus dem Nachhaltigkeitsaspekt heraus, Ressourcen zu schonen und möglichst wenig Pflanzenschutzmittel zu verwenden, waren wir auf der Suche nach einer neuen Sorte. Der Wisebear bringt genau diese Eigenschaften mit und ist dazu auch noch optisch auffälliger als die gängigen Sorten.

Eine Testproduktion hat dann ergeben, dass die Sorte sich wunderbar in unserer Baumschule integrieren lässt. Das war der Start für unser neues Konzept.

Welche Resonanz haben Sie bisher für den Bambus erhalten?

In diesem Jahr produzieren wir die erste große Menge, die ab dem späten Sommer für den Markt verfügbar sein wird. Erste Kunden, die den ʻWisebearʼ in unserer Baumschule schon gesehen haben, waren begeistert. Nachhaltige Produktion ist natürlich schon länger ein Thema, aber mit dieser Sorte und dem Eisbären im Logo wird der Kunde visuell sofort auf das Thema Klimaschutz aufmerksam gemacht. Seinen eigenen CO2-Fußabdruck zu reduzieren kann so einfach sein – das möchten wir vermitteln.

Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit generell in Ihrem Unternehmen?

Eine sehr große und das auch schon sehr lange. Die gesamte grüne Branche arbeitet seit Jahren in unterschiedlichen Bereichen an ressourcenschonenden Alternativen, zum Beispiel beim Substrat oder bei den Produktionstöpfen. Und wir sind schon viel weiter, als die Politik es uns vorgibt. Wir machen uns eigene Gedanken und haben schon lange einen höheren Anspruch an uns selbst, als gefordert wird.

Schon in den vergangenen Jahren konnten wir den Anteil an Torfersatzstoffen auf 30 Prozent bringen, in diesem Jahr sollen es sogar schon 50 Prozent werden. Dafür setzen wir unter anderem auf den Einsatz von heimischen Holzfasern. Dazu verwenden wir Depotdünger, der 10 mal langsamer ausspült als Flüssigdünger, damit länger in der Erde verbleibt und die benötigte Einsatzmenge deutlich reduziert.

Besonders die Ressource Wasser wird sehr sensibel verwendet. Alle Containerflächen sind an einem geschlossenen Kreislauf angeschlossen. Regen- und Beregnungswasser, welches nicht von den Pflanzen aufgenommen wird, fließt zurück in die Teiche und kann effektiv wiederverwendet werden. Wir setzen auf computergestützte Intervallberegnung, die zu einer Ersparnis von über 20 Prozent geführt hat.

Ein wichtiger Aspekt in der Baumschule ist der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Leider ist es nicht möglich, gänzlich darauf zu verzichten, aber durch stets penibel saubere Kulturflächen und das Abstreuen der Töpfe mit Holzhäckseln ist es uns in den letzten 10 Jahren bereits gelungen, den Einsatz um starke 60 Prozent zu reduzieren.

Worin bestehen für Sie die zentralen Herausforderungen der Zukunft?

Wie wir uns weiter verbessern können. Als Baumschule mit der Produktion von drei Millionen Pflanzen jedes Jahr tragen wir per se schon zu einem besseren Klima bei. Das Gleichgewicht von Ressourcen-Einsatz und -Nutzung ist auf jeden Fall schon gegeben. Dennoch gibt es Luft nach oben. Wir arbeiten mit mehreren Baumschulen gerade an einem Konzept, in dem wir unsere eigenen Ziele definieren und zu unseren neuen Standards machen, die wir auch zum Kunden transportieren können.

Dazu planen wir für das kommenden Jahr, für unsere Baumschule eine eigene CO2-Bilanz aufzustellen, um verbesserungsmögliche Bereiche aufzuzeigen und uns durch den Einsatz neuer Materialien und Technik weiterzuentwickeln. Wir sind nicht nur klimaneutral, sondern bereits jetzt schon klimapositiv, da sind wir uns sicher. Dies transparent mit konkreten Zahlen zu belegen wird eine spannende Aufgabe sein, mit deren Ergebnis sicherlich weitere Prozesse verfeinert werden können.

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