Mehr als 30 Azubis sind bisher durch die „Heydornsche Schule“ gegangen
„Früher hatten wir in der Regel einen Auszubildenden, heute sind es sechs bis acht parallel“, freut sich Firmenchef Niels Heydorn, der derzeit gemeinsam mit seinem betagten Vater Heinz-Heinrich Heydorn die Geschäfte der Baumschule in Klein Nordende führt. Ein oder zwei Azubis bleiben meist nach der Lehre im Betrieb. „Für das Unternehmen ist diese intensive Ausbildung eine enorme Bereicherung. Außerdem natürlich auch eine gute Sache, weil der Arbeitsmarkt leer gefegt ist.“ Mittlerweile sei die Arbeitskraft der limitierende Faktor der Produktion geworden, sagt Niels Heydorn.
Mehr als 30 Azubis sind bisher durch die „Heydornsche Schule“ gegangen, allesamt erfolgreich. Es sind keine aufwendigen Zusatzkurse, keine besondere Ausbildungsausstattung, keine Sonderaktivitäten – das Erfolgsrezept lautet „Wertschätzung für jeden, der im Betrieb arbeitet und arbeiten will“. Ausbilderin Andrea Köhncke hat keine Vorurteile, nimmt jeden, wie er ist – und führt ihn so, wie er es individuell braucht.
Azubis werden in Kooperation mit anderer Baumschule ausgebildet
Die Azubis durchlaufen bei Heydorn eine ganz normale Ausbildung zum Baumschulgärtner nach Ausbildungsrahmenplan. Die Baumschule ist Vollsortimenter und hat quasi alles vom Steckling bis zum Solitärgehölz. Damit fallen auch fast alle für die Ausbildung notwendigen Tätigkeiten vor Ort an. Einzig der Bereich Veredeln wird in Kooperation mit einem anderen Baumschulbetrieb geschult – dafür tauschen beide Betriebe ihre Azubis aus. Heydorn beispielsweise führt auch Ballen- und Alleebaumschnitt durch, was der Kooperationspartnerbetrieb nicht anbietet und seine Azubis dann hier lernen können. „Von unseren Azubis geht keiner zur Prüfung, ohne dass er nicht alles gemacht hat“, sagt Köhncke.
Andrea Köhncke ist in der Baumschule für den Containerbereich zuständig, parallel zu ihrer Ausbildungstätigkeit. Die Auszubildenden werden in allen Bereichen der großen Baumschule eingesetzt und unterstehen dann den Weisungen der jeweils dort zuständigen Gesellen. Der Einsatz wird aber vorher mit der Ausbilderin abgesprochen – und erfolgt auch immer so, dass der Azubi wirklich gebraucht wird.
„Wir versuchen immer, alles mit Spaß zu lernen“
Aber auch Theoriestunden gehören natürlich zur Ausbildung, beispielsweise die wöchentlichen Pflanzenlerneinheiten nach Feierabend, für die die Ausbilderin nicht nur Pflanzen aus der Baumschule, sondern auch schon mal aus dem eigenen Garten mitbringt und in der Runde mit den Azubis vorstellt. Auf die Prüfungen – Zwischen- genauso wie Abschlussprüfung – werden alle Azubis intensiv vorbereitet: Geübt werden alle denkbaren praktischen Aufgaben, auch Prüfungsgespräche mit Zwischenfragen werden ganz realitätsnah dargestellt, schriftliche Prüfungen auf Zeit, wie in der richtigen Prüfung, geprobt.
„Wir versuchen aber immer, alles mit Spaß zu lernen“, sagt Köhncke. Zudem achtet die Ausbilderin darauf, Azubis mit monotoner Arbeit nur möglichst kurz, maximal einen Tag lang, zu belasten. Und damit nicht zu überfordern und auch körperlich nicht zu schwer zu belasten, da jeder sich in der Regel erst einmal an körperliche Arbeit gewöhnen muss.
Etwa die Hälfte der Auszubildenden ist bei Heydorn geblieben
Neben der fachlichen Seite der Ausbildung spielt die menschliche eine entscheidende Rolle: „In erster Linie muss man ein Gefühl für jeden Azubi haben, für Individualität“, sagt Andrea Köhncke. Der eine brauche beispielsweise weniger, der andere mehr Betreuung, weil er introvertierter ist.
Bei Heydorn geblieben ist in etwa die Hälfte der von Köhncke ausgebildeten Azubis – aber auch mit vielen, die danach in andere Betriebe gegangen sind, ins Studium oder in andere Branchen, hält sie weiter Kontakt. Jedem Azubi legt sie nahe, sich weiterzubilden, beispielsweise den Meister zu machen. „Der Stellenwert von Azubis ist in den letzten Jahren enorm gestiegen“, weiß sie – ganz sicher auch mit Blick auf die Zukunft.
Baumschule kann sich nicht über Mangel an Bewerbern beklagen
Über einen Mangel an Bewerbern braucht sich die Baumschule Heydorn nicht zu beklagen: Die kommen viel über Mund-zu-Mund-Propaganda aus der Region, über die Agentur für Arbeit, aber auch als Kinder von Kollegenbetrieben. Auch für das nächste Jahr gibt es schon drei feste Anwärter.