Baumschultechnik: Welche Neuheiten bringen die Aussteller mit?

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Am 29. und 30. August treffen sich Baumschuler und Technikinteressierte aus aller Welt im Kreis Pinneberg zur Baumschultechnik. Etwa 300 Aussteller stellen auf der Fachmesse ihre technischen Neuheiten und Produkte für Baumschulen vor. Einen ersten Überblick liefert Dr. Heinrich Lösing vom Versuchs- und Beratungsring Baumschulen Schleswig-Holstein.

Elektrische Unkrautbekämpfung für Flächenbehandlungen

Zasso aus Aachen bietet mit dem Xpower-Gerät ein Verfahren zur Bekämpfung vorhandener Unkräuter, inklusive Wurzelunkräuter, mit Hilfe von 8.000 Volt Gleichstrom. Mittels sogenannter Applikatoren wird der Strom in die Unkräuter geleitet. Zur Stromerzeugung befindet sich im Heckanbau des Trägergerätes ein zapfwellengetriebener Generator. Entsprechende Geräte für den Anbau am Schlepper bis rund drei Meter Arbeitsbreite stehen zur Verfügung. Weitere Geräte zur Streifenbehandlung für Obst-, Weinbau und Baumschulen sind in der Entwicklung. Fahrgeschwindigkeiten von drei bis fünf Kilometern pro Stunde sind möglich.

Alternative Unkrautbekämpfung auf Baumstreifen mit kaltem Wasser

Das Gerät „Grasskiller“ von Dröppelmann (Geldern) zerstört Unkraut durch Anwendung von kaltem Wasser mit rund 1.000 Bar Druck. Der Wasserstrahl dringt dabei etwa drei bis sechs Zentimeter in den Boden ein. Mittels einer elektro-hydrostatischen Steuerung schwenkt der Gerätekopf auch in die Baumreihe bei Alleebäumen. Pro Arbeitsmeter werden etwa 0,3 Liter Wasser benötigt. Es kann in einem Wassertank mit bis zu 2.000 Litern Wasser mitgeführt werden.

Flexibles Arbeiten mit Laserscanner statt GPS

Robot Makers aus Kaiserslautern hat mit der Entwicklung des RowCropPilot neue Wege beschritten. Sie entwickeln keine neuen Arbeitsgeräte, sondern nutzen bewährte Technik anderer Hersteller wie zum Beispiel von Aebi oder Damcon und ergänzen sie mit ihrer Steuerungstechnik für das autonome Arbeiten. Dazu wird ein komplexer Laserscanner verwendet. Ein GPS-Signal, das unter Baumbeständen häufig Probleme bereitet, ist nicht erforderlich. Das Gerät ist damit in der Lage, eigenständig Mulch- oder Bandspritzapplikationen auszuführen.

Autonom arbeitender Geräteträger für Spezialkulturen

Der Flunick-Geräteträger, als Raupenfahrzeug konzipiert, wurde von Baumschuler Andreas Reichenbach (CH-Hausen am Albis) gebaut. Die Spurweite ist variabel von 1,5 bis 2,5 Meter einstellbar. Ein Mindestreihenabstand von 50 Zentimetern sollte gegeben sein. Pflanzen bis zu einer Höhe von 2,3 Metern können überfahren werden. Als Antrieb stehen zwei unabhängig arbeitende 30-PS-Dieselmotoren zur Verfügung. Das Gerät verfügt über keinen Fahrersitz und wird nur mit einer Lenkkonsole gesteuert oder autonom über GPS. Alle Arbeiten, wie mechanische Unkrautbekämpfung und Düngung beispielsweise können mit diesem Gerät ausgeführt werden.

Spezialdrohne für Landwirtschaft und Gartenbau

Der Einsatz von Drohnen in Landwirtschaft und Gartenbau beschränkt sich bisher vorwiegend auf das Monitoring von Pflanzenbeständen. Professionelle Geräte mit ausreichender Tragkraft und Flugdauer stehen nur begrenzt zur Verfügung. Ein führender Spezialist für Drohnen im Agrarbereich ist DJI (CHN-Shenzhen) mit dem deutschen Vertriebspartner Solectric. Das Gerät DJI MG-1S Agras verfügt über eine Tragleistung von etwa zehn Kilogramm beziehungsweise Litern Spritzbrühe bei einer Flugdauer von etwa 22 Minuten. Das Gerät kann zum Beispiel mit Standarddüsen der Hersteller Teejet ausgerüstet werden. Dabei sind die jeweiligen, landesspezifischen Vorschriften zu beachten.

Automatische Steuerung von Arbeitsgeräten für mehrere Beete

Für die gleichzeitige Bearbeitung mehrerer Saat-/Verschulbeete ist für jedes Beet eine individuelle Steuerung erforderlich, da Abweichungen selbst bei Verwendung von GPS-gesteuerten Schleppern bei Aussaat oder Pflanzung bestehen. Mittels eines mechanischen Tasters wird ein Signal an einen Hydraulikzylinder übertragen, der das Arbeitsgerät steuert. Hackarbeiten oder Unterblattspritzungen für drei Beete gleichzeitig sind damit erstmals möglich. Die Geräte von Elco (NL-KZ Achtmaal) und Schrauwen (NL-BC Klein Zundert) arbeiten nach gleichem Prinzip und werden daher gemeinsam vorgestellt.

Automatische Gehölzsortierung mit elektronischer Bildverarbeitung

Noch immer ist die Sortierung von Gehölzen eine der arbeitsaufwendigsten Tätigkeiten im Rahmen der Produktion. Praxisreife Geräte für Laubgehölze stehen derzeit nur von Gejo-Grading zur Verfügung. Die Verarbeitung von Nadelgehölzen ist noch nicht möglich. Neue Wege hat das Unternehmen SMO (B-Eeklo) zusammen mit der Baumschule Sylva, dem Pionier der Gehölzsortierung in Europa, beschritten. Der erste Prototyp arbeitet in der Baumschule und wird auf der Fachmesse vorgestellt. Das Gerät hat einen Platzbedarf von zwölf mal 15 Meter und kann laut Aussagen des Herstellers mittels elektronischer Bildverarbeitung vier bis 6.000 Sämlinge pro Stunde nach Länge und Stärke sortieren.

Schleppergezogenes Dämpfgerät mit optimierter Konzeption

Das schleppergezogene Gerät von Mobildampf.de (Waiblingen) zur Desinfektion von Saatbeeten arbeitet seit einigen Jahren erfolgreich in Baumschulen in Deutschland, der Schweiz und in Österreich. Am Ursprungsgerät für den Anbau am Schlepper wurde unter anderem der große Wendekreis, teilweise mangelnde „Spurtreue“ und die Störanfälligkeit der Rüttelegge zur Vermischung des erhitzten Bodens bemängelt. Daher wurde das Gerät von Mobildampf.de und Zorn Sondermaschinenbau neu konzipiert und alle Schwachstellen beseitigt. Der bewährte Dampfkessel von MSD werde weiterhin verwendet.

Spezialgerät zur Einarbeitung von Basamid Granulat

Das Spezialgerät von Forigo (I-Ostiglia MN) dient zur Einbringung und Einarbeitung von Basamid Granulat mittels Beetfräse inklusive der Abdeckung mit gasdichter TIF-Folie in einem Arbeitsgang. Die Geräte stehen in unterschiedlichen Arbeitsbreiten ab 110 Zentimeter zur Verfügung. Nach der Abnahme der Folie stehen die Beete ohne weitere Bearbeitung zur Aussaat beziehungsweise Verschulung zur Verfügung.

Beetkulturen mit autonomer GPS- und Kameratechnik bearbeiten

Das Trägergerät Naio Dino von Naio Technologies (F-Escalquens) ist vorrangig zur mechanischen Unkrautbekämpfung im Gemüsebau mit Beetbreiten um 1,8 Meter konzipiert. Ein Umbau auf die in Baumschulen gängige Spurbreite von 1,5 Metern ist möglich. Je nach Art des eingebauten Akkus und der montierten Arbeitsgeräte arbeitet das Gerät vier bis acht Stunden. Das Gerät kann sich autonom auf der Fläche mittels GPS oder Kameratechnik bewegen. Die Erkennung und Ausschaltung einzelner Unkräuter ist derzeit noch nicht möglich.

Autonomes Allrad-Arbeitsgerät für Reihenkulturen

Schon einige Jahre am Markt ist das Gerät Naio Oz der Naio Technologies (F-Escalquens) mit den Maßen: Breite 45 Zentimeter, Länge 100 Zentimeter, Höhe 60 Zentimeter und einem Gewicht von etwa 150 Kilogramm. Es wird mit Elektromotoren (Allrad) angetrieben und je nach verwendetem Akku und Arbeitsgerät ist eine Arbeitsdauer von drei bis zehn Stunden möglich. Das Gerät kann autonom die Bodenbearbeitung ganzer Felder ab einem Reihenabstand von 60 Zentimeter vornehmen. Die Steuerung erfolgt über Laser- und Kamerasysteme.

Elektronisch-hydraulischer Geräteträger als Raupenfahrzeug

Die Minimierung des Bodendrucks und damit auch die Arbeitsmöglichkeit auf moorigen Standorten waren unter anderem die Ziele bei der Entwicklung des Geräteträgers von Ezendam (NL-PA Hengelo OV). Dennoch verfügt der Schlepper über eine Standardanbauvorrichtung für alle Anbaugeräte in der Baumschule. Mittels GPS können zum Beispiel Erdbohrer optimal gesteuert werden. Der Geräteträger verfügt über einen elektronisch-hydraulischen Antrieb, die maximale Fahrgeschwindigkeit auf der Straße beträgt 15 Kilometer pro Stunde. Alle Geräte werden individuell nach Kundenwunsch gefertigt.

Mehr zur Baumschultechnik 2019 und den teilnehmenden Ausstellern lesen Sie in unserem TASPO extra, das am 26. August in der TASPO 30/2019 erscheint.

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