Befindet sich Obstbau in akuter Krise?

Veröffentlichungsdatum: , Sven Weschnowsky / TASPO Online

Jörg Hilbers (Geschäftsführer der Bundesfachgruppe Obstbau), Jens Stechmann (Vorsitzender der Fachgruppe Obstbau), Artur Auernhammer (MdB CSU), Dr. Anne Monika Spallek (MdB Bündnis 90/Die Grünen), Dr. Peter Jahr (MEP CDU), Jens Kerstan (Senator Bündnis 90/Die Grünen), Susanne Mittag (MdB SPD) erörterten die Herausforderngen des Obstbaus (v.l.). Foto: Fachgruppe Obstbau/ Urbanietz

Extremwetterereignisse, Trockenperioden, sinkende Verfügbarkeit von Pflanzenschutzmitteln, explodierende Kosten bei sinkenden Erzeugerpreisen, der Obstbau befindet sich demnach in einer akuten Krise. Die Herausforderungen wurden bei einer agrarpolitischen Talkrunde in Hamburg kürzlich erörtert.

Angespannte Marktsituation

Die deutschen Obstbaubetriebe stehen unter Druck. Bei der agrarpolitischen Talkrunde und dem Senatsempfang in Hamburg machte Jens Stechmann, Vorsitzender der Fachgruppe Obstbau im Zentralverband Gartenbau (ZVG), die Situation der Betriebe deutlich. Man stehe unter großem Konkurrenzdruck im Lebensmitteleinzelhandel und stehe bei sinkenden Erzeugerpreisen und gleichzeitig gestiegenen Kosten vor enormen Herausforderungen. „Sowohl im Beerenobstbau als auch im Stein- und Kernobstbau ist die Stimmung unter unseren Berufskollegen dramatisch“, so Stechmann. 

Klimawandelfolgen sorgen für weitere Herausforderungen

Neben der angespannten Situation am Markt sehe Stechmann zudem auch große Herausforderungen aufgrund des Klimawandels und dessen Folgen auf die Betriebe zukommen. Extremwetterereignisse häufen sich, was zudem auch die Ausbreitung von Schadorganismen begünstigt. „Um die Obstbaubetriebe abzusichern, sind Versicherungslösungen oder größere Investitionen in Witterungsschutzanlagen oder Wasserspeicherbecken notwendig“, führte der Obstproduzent weiter aus. Es seien Investitionsförderprogramme und Beitragszuschüsse zu Versicherungslösungen nötig, um die Betriebe zu entlasten. Der Obstbau trage laut Stechmann auch nachweislich zum Umweltschutz und zur Förderung der Biodiversität bei. Allerdings sehe er kaum Berücksichtigung dessen in der Politik und forderte eine stärkere Berücksichtigung des Obstbaus in den nationalen und EU-weiten Nachhaltigkeitsprogrammen.

Zustimmung von anwesenden Politikern

Ein weiteres Thema, welches den Obstbau deutlich betreffe, sei die aktuelle Diskussion um das EU-Vorhaben zur Reduktion des Pflanzenschutzmitteleinsatzes, sowie dessen komplettes Verbot in Schutzgebieten. Es müsse demnach nach praktikablen Lösungen gesucht werden, anstatt Zulassungen zu verhindern. Das Vorhaben der EU-Kommission sehe Stechmann demnach als nicht zielführend an und fand Zustimmung. Laut SPD-Politikerin Susanne Mittag (MdB) gehe der Obstbau viel zu oft in der Gesamtheit der Landwirtschaft unter und werde zu selten berücksichtigt. Auch Jens Kerstan, Senator für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft sehe im Obstbau auf Hamburger Stadtgebiet ein großes Wertschöpfungspotenzial. Akut gelte es, die Folgen des Ukrainekrieges abzupuffern, damit die Betriebe über die nächsten beiden Winter kommen. Für mehr Regionalität sprach sich Dr. Anne Monika Spallek (MdB) von den Grünen aus. Auch Artur Auernhammer (MdB) von der CSU war der Meinung, dass es nicht zielführend sei, verstärkt auf den ökologischen Anbau zu setzen, denn der Verbraucher bräuchte bezahlbare Lebensmittel. Als realitätsfern bezeichnete Dr. Peter Jahr (CDU), Mitglied des Europäischen Parlaments hingegen das Vorhaben der EU-Kommission.

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