Verpackungsverbrauch in Deutschland über europäischem Durchschnitt
Das Abfallaufkommen im Lebensmittelbereich in Deutschland wird durch viele Faktoren beeinflusst. Zum einen sind da bestimmte Produktwünsche auf Seiten der Kund:innen, des Weiteren beeinflussen Zulieferer aufgrund ihrer Angebotspalette und auch das produzierende Gewerbe aufgrund von Kostenerwägungen oder bestimmten Auflagen das Abfallaufkommen. Im Jahr 2017 fielen beispielsweise 18,7 Millionen Tonnen Verpackungsmüll in Deutschland an, wovon 3,2 Millionen Tonnen auf Kunststoffverpackungen fielen. Mit 226,5 Kilogramm pro Kopf und Jahr liegt der Verpackungsverbrauch hierzulande deutlich über dem europäischen Durchschnitt von rund 173,4 Kilogramm. Es folgte daraufhin im Jahr 2018 der fünf-Punkte-Plan des Bundesumweltministeriums und die EU-Kunststoffstrategie, die den politischen Rahmen für nachhaltigen Umgang mit Kunststoff definiert. Probleme bei der Identifizierung von Abfallvermeidungspotenzialen ergeben sich oftmals dadurch, dass die unterschiedlichen Akteure einer Warenkette nicht ausreichend über Bedürfnisse, Rahmenbedingungen und Herausforderungen der jeweiligen anderen Partner:innen informiert sind. Hier setzt die Beratungs- und Vernetzungsstelle an.
Verpackungsverbrauch deutlich reduzieren
Sie ist Teil des 7-Punkte-Maßnahmenplans des Brandenburgischen Umweltministeriums, der von Umweltminister Axel Vogel beim 1. Brandenburger Forum zur Abfallvermeidung letztes Jahr vorgestellt wurde. Die Beratungs- und Vernetzungsstelle habe die Aufgabe, den Austausch zwischen allen Akteur:innen entlang der regionalen Warenketten im Lebensmittelbereich zu stärken. Des Weiteren sollen gemeinsam Potenziale zur Reduktion von Kunststoffverpackungen sowie den verstärkten Einsatz von Mehrweglösungen ermittelt werden. Die Stelle ist an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) beheimatet und zunächst auf eine Dauer von anderthalb Jahren ausgelegt. „Ich bin zuversichtlich, dass die Vernetzungsstelle viele gute Impulse in die Branche aussenden wird. Wir brauchen hier mutiges Vorangehen und Innovationsfreude, um den Kunststoffverbrauch in der Verpackungspraxis endlich deutlich einzudämmen. Verpackungsintensiver Standard muss dringend hinterfragt und ein sinnvoller Wandel in den Abläufen und Strukturen bis in die Fläche angestoßen werden“, erklärt Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel die Zielsetzung.
Stärkung von Mehrweglösungen
Eine der Maßnahmen des Brandenburgischen Umweltministeriums sei es, Kunststoffverpackungen durch Mehrweglösungen entlang regionaler Warenketten zu ersetzen. „Die Lebensmittelindustrie und der Lebensmittelhandel gehören zu den größten Abnehmern von Kunststoffen für Verpackungen. Beim Vertrieb regional produzierter Produkte können wir direkt ansetzen, um Mehrweg zu stärken und den Einsatz von Verpackungen insgesamt zu reduzieren“, erklärt Umweltminister Axel Vogel. „Praktische und wirksame Lösungen für die Herausforderungen der Zukunft zu entwickeln, das ist eines unserer zentralen Anliegen und treibt uns bei unserem Ziel, Nachhaltigkeitstransformationen einzuleiten, an. Seit mehr als fünf Jahren wird auf dem Gebiet der Plastik- und Verpackungsreduktion an unserem Fachbereich Landschaftsnutzung und Naturschutz intensiv geforscht. Die Einrichtung einer Beratungs- und Vernetzungsstelle ist ein wichtiger Meilenstein, nicht zuletzt, um für dieses wichtige Thema handhabbare Lösungen in die Gesellschaft zu transportieren“, ergänzt Prof. Dr. Heike Walk, Präsidentin der HNEE. „Verpackungen entlang der Lebensmittel-Wertschöpfungskette einzusparen ist alles andere als trivial. Mit ihrem partizipativen Ansatz will die BVVB Maßnahmen zur Verpackungsreduktion entwickeln, die von allen wichtigen Akteurinnen und Akteuren entlang der Lieferkette mitgetragen und umgesetzt werden. Nur so kann langfristig ein neues Bewusstsein für funktionierende und nachhaltige Lösungen in diesem Segment geschaffen werden“, fügt Prof. Dr. Jens Pape, Leiter des Fachgebiets Nachhaltige Unternehmensführung in der Agrar- und Ernährungswirtschaft am Fachbereich Landschaftsnutzung und Naturschutz an der HNEE hinzu.