Beelitz befragt Bürger nach Bestattungswünschen
Wenn sich die Lebensgewohnheiten in einer Gesellschaft ändern, etwa der Wohnort vom Arbeitsplatz und nicht wie früher von der Familie bestimmt wird, ändern sich auch die Formen der Bestattung. Bernhard Knuth, Bürgermeister von Beelitz (parteilos), hat sich dazu bei den Bürgern seiner Stadt umgehört.
Mit dem Ergebnis: Viele wünschen sich einen Mittelweg zwischen einem Grab mit intensiver Pflege und anonymer Bestattung – möglichst naturnah. Und so betreibt Beelitz seit Oktober 2018 einen eigenen kommunalen Bestattungswald.
Neuer Waldfriedhof mit großer Nachfrage
„Unser Ansatz ist nicht kommerziell, die Wirtschaftlichkeit steht an zweiter Stelle, denn als Kommune dürfen wir ohnehin nicht wie ein Wirtschaftsbetrieb arbeiten“, erklärt Knuth. Es gehe vor allem darum, den Menschen eine alternative, naturnahe Bestattungsform anzubieten. Dass das funktioniert, zeigen die Zahlen seit Eröffnung des Waldfriedhofs Beelitz, wie er offiziell heißt.
Bisher fanden 29 Bestattungen statt. Die Nachfrage sei groß. Es gebe Wünsche nach Umbettungen von anderen Friedhöfen. Manche Bestattungen seien sogar verschoben worden, bis der Waldfriedhof als letzte Ruhestätte eröffnete.
Nicht alle waren sofort überzeugt
Der Idee, einen eigenen Bestattungswald einzurichten, mussten zunächst die Stadtverordneten zustimmen. „Und nicht alle waren sofort davon überzeugt“, erinnert sich der Bürgermeister. Insbesondere wegen der Kosten habe es anfangs Bedenken gegeben. So verlegte er kurzerhand die Sitzung des Hauptausschusses in den Stadtwald, dorthin, wo später der Waldfriedhof entstehen sollte.
„Die Atmosphäre vor Ort mit den für die Gegend so typischen Kiefern hat viele überzeugt“, erzählt Knuth. Auch die Kalkulation über die Kosten habe die letzte Skepsis vertrieben. Etwa 33.500 Euro habe die Einrichtung des rund einen Hektar großen Waldfriedhofs gekostet, das Grundstück an der Landesstraße 88 gehört der Kommune.
Bestattungen an zwei verschiedenen Arten von Bäumen
Im Waldfriedhof Beelitz gibt es zwei verschiedene Arten von Bäumen, an denen Beisetzungen stattfinden. An einem normalen Baum werden die Urnen von vier Verstorbenen in jeweils eine der Himmelsrichtungen beigesetzt. Für eine solche Grabstelle wird für 15 Jahre eine Gebühr von 405 Euro erhoben.
Ferner gibt es sogenannte Stammbäume für Familien oder Freundeskreise. Hier ist Platz für zwölf Urnen und die Gebühr für 25 Jahre liegt bei insgesamt 3.375 Euro, für 30 Jahre bei 4.050 Euro. Hinzu kommen Kosten für die Bestattung und das Anbringen der Namenstafeln.
Beelitzer Waldfriedhof als individueller Begräbnisort
Bei der Gestaltung ihres Waldfriedhofs hätten sich die Beelitzer anfangs von den Konzepten der privaten Anbieter für Waldbestattungen wie Friedwald oder Ruheforst zwar inspirieren lassen, letztlich sei hier aber ein ganz eigener individueller Begräbnisort entstanden.
„Es ist kein Friedhof von der Stange“, erklärt der Bürgermeister, „weil so viele verschiedene Menschen an dieser Idee mitgewirkt und den Friedhof auf ihre Weise geprägt haben.“