Heute treiben anonyme Bestattungen, Bestattungswälder und Bestattungen ohne kirchlichen Beistand die Kirchen um. Als vor mehr als einem Jahrhundert die moderne Feuerbestattung eingeführt wurde, war das nicht anders. Und es lohne sich durchaus, Parallelen zu ziehen, schreibt der Herausgeber, Prof. Dr. Reiner Sörries im Vorwort.
So wie es damals teilweise harten Streit um das Für und Wider der Kremation gegeben habe, der sich aber irgendwann in Luft aufgelöst habe, könne man die Prognose wagen, „dass sich hinsichtlich der sogenannten alternativen Bestattungen Ähnliches wiederholen wird, weshalb die Frage lohnt, ob statt Skepsis oder gar Ablehnung die Herausforderung angenommen werden sollte, um sich rasch und reibungslos auf die neue Situation einzustellen“, so Sörries weiter.
Der Autor verfasste diese Dissertation, die ihm 2012 den Doktor-Titel der Evangelisch-theologische Fakultät der Universität Leipzig brachte, neben seinen Aufgaben als Pfarrer, die er seit 1998 in drei Dörfern zwischen Braunschweig und Wolfenbüttel erfüllt.
Nach einer grundlegenden Einführung in das Thema geht es in Abschnitt II um die öffentlich und literarisch geführte Auseinandersetzung um die Einführung der Feuerbestattung und im Abschnitt III darum, wie in der deutschen evangelischen Kirchen in der Praxis agiert wurde. In der Schlussbetrachtung gibt Heike-Gmelin noch einmal einen Überblick über die Entwicklung, betont die Pluralität der evangelischen Positionen und die Probleme, die sich daraus ergaben, wagt aber auch den von Prof. Sörries angesprochenen Ausblick auf aktuelle Fragen. fk/jen
„Kremation und Kirche. Die evangelische Resonanz auf die Einführung der Feuerbestattung im 19. Jahrhundert“, von Axel Heike-Gmelin, Band 19 der Kasseler Studien zur Sepulkralkultur, 2013, 208 Seiten, Lit Verlag, Berlin, 34,90 €. ISBN: 978-3-643-12084-7