Marktvolumen 2022 bei insgesamt 9,0 Milliarden Euro
Laut den von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) im Auftrag des ZVG zusammengestellten Daten, lag das Marktvolumen für Schnittblumen, Zimmer- und Gartenpflanzen im vergangenen Jahr bei insgesamt 9,0 Milliarden Euro (zu Einzelhandelspreisen) und damit genauso hoch wie 2019. Pro Kopf gaben die Bundesbürger 2022 demnach rund einen Euro weniger aus als im Vorpandemiejahr. Deutlich gesunken sind die Pro-Kopf-Ausgaben allerdings gegenüber dem Rekordjahr 2021, wo jeder Bundesbürger im Schnitt 124 Euro für Blumen und Pflanzen ausgab.
Gartenpflanzen verlieren im Vorjahresvergleich 13 Prozent
Ihr Ergebnis aus 2019 nicht ganz halten konnten dem ZVG zufolge Gartenpflanzen, die 2022 nur auf ein Marktvolumen von 4,3 Milliarden Euro (zu Einzelhandelspreisen) kamen – gegenüber 2021 entspreche dies einem Minus von 13 Prozent. Gehölze verloren 2022 im Vorjahresvergleich elf Prozent, Beet- und Balkonpflanzen 14 Prozent, Stauden 16 Prozent, Kräuter 17 Prozent und Blumenzwiebeln fünf Prozent. Die Pro-Kopf-Ausgaben für Gartenpflanzen insgesamt lagen 2022 bei rund 52 Euro, für Stauden gab jeder Bundesbürger im vergangenen Jahr rechnerisch sieben Euro aus, für Blumenzwiebeln drei Euro. Für Beet- und Balkonpflanzen wurden pro Kopf 22 Euro ausgegeben, 17 Euro für Gehölze und drei Euro für Kräuter.
Grüne Zimmerpflanzen übertreffen ihr Ergebnis von 2019
Einen Teil der Dynamik mit ins Jahr 2022 retten konnten dem ZVG zufolge grüne Zimmerpflanzen, die gegenüber 2021 ein Minus von sieben Prozent verzeichneten und ihr Ergebnis aus dem Vorpandemiejahr 2019 sogar um 14 Prozent übertreffen konnten. Pro Kopf gab jeder Einwohner Deutschlands im vergangenen Jahr sieben Euro für grüne Zimmerpflanzen aus, was dem ZVG zufolge einem Marktvolumen von knapp 0,6 Milliarden Euro entspricht. Für blühende Zimmerpflanzen wurden im vergangenen Jahr pro Kopf knapp zwölf Euro ausgegeben, mit einem Marktvolumen von rund einer Milliarde Euro hinken sie jedoch dem Vorpandemieergebnis um drei Prozent hinterher.
Schnittblumen litten unter kriegsbedingten Logistikproblemen
Schnittblumen erreichten 2022 ein Marktvolumen von 3,1 Milliarden Euro und lagen damit zwölf Prozent unter dem Vorjahresergebnis, berichtet der ZVG. Pro Kopf wurden in Deutschland demnach rund 37 Euro ausgegeben. Negativ ausgewirkt hätten sich unter anderem die kriegsbedingten Logistikprobleme – laut ZVG waren im vergangenen Jahr zeitweise kaum Schnittblumen aus afrikanischen Ländern verfügbar, weshalb der Handel auf Arten umgeschwenkt sei, die in Deutschland oder den Nachbarländern produziert werden.
ZVG-Präsident Mertz „vorsichtig optimistisch“ für Saison 2023
„Der Ukraine-Krieg hat massive Auswirkungen auch auf Europa und Deutschland. Wirtschaft und Konsumenten wurden gleichermaßen verunsichert, und die sichere Energieversorgung hat einen neuen Stellenwert für die Menschen bekommen“, fasste ZVG-Präsident Jürgen Mertz das vergangene Jahr bei der Eröffnungspressekonferenz der Internationalen Pflanzenmesse (IPM) 2023 am 23. Januar in Essen zusammen. Auch die Gartenbaubetriebe mussten sich 2022 – neben der spürbaren Kaufzurückhaltung der Verbraucher – mit deutlichen Preissteigerungen bei Betriebsmitteln und großen Unsicherheiten in der Energieversorgung auseinandersetzen, was insbesondere im energieintensiven Zierpflanzenbau die Stimmung kurz vor Saisonstart im März habe kippen lassen.
Auch zum Jahresabschluss 2022 sei die Stimmung verhalten geblieben, allerdings mit leichter Tendenz zur Besserung nach Beschluss der Strom- und Gaspreisbremsen. „Ich bin aber weiterhin überzeugt, dass gerade in Krisensituationen Blumen und Pflanzen ein wichtiges Gut sind, die dem Verbraucher Sicherheit, Geborgenheit und Freude vermitteln“, so Mertz abschließend. Sein Blick auf die kommende Saison 2023 sei deshalb „vorsichtig optimistisch“.
Löbke: Entwicklung des Zierpflanzenmarkts 2023 schwer vorherzusagen
In seiner im Auftrag der Messe Essen zur IPM 2023 erstellten Marktbeschreibung kommt Andreas Löbke von der Marketingberatung Co Concept zu dem Schluss, dass niemand seriös voraussagen könne, wie sich der Markt für Blumen und Pflanzen 2023 darstellen wird. Nachdem 2020 und 2021 überdurchschnittlich gut für den Gartenbau verlaufen waren, habe sich die Branche bereits im vergangenen Jahr bewusst machen müssen, „dass das Erlebte nicht der Normalfall ist und man wieder zur Normalität zurückkehrt“, so Löbke. Mit dem Beginn des Ukraine-Kriegs hätten sich die Rahmenbedingungen verändert, und auch die kommende Saison wird Löbke zufolge von Faktoren wie Inflation, Materialknappheit, gestörten Lieferketten und steigenden Energiekosten bestimmt sein.
Fest stehe jedoch, dass Blumen und Pflanzen zunehmend an Wertschätzung in der Bevölkerung gewinnen und weiterhin eine große Rolle bei den Konsumenten spielen werden. „Auch wenn der ganz große Pflanzenboom vorbei ist: Eine Zukunft ohne Grün ist nicht denkbar“, so Löbkes Fazit. Wichtig für 2023 sei, dass eine breite Schicht an Verbrauchern für sich persönlich zu dem Schluss komme, dass ihnen Blumen und Pflanzen etwas wert sind und sie diese – ungeachtet hoher Inflation und aller Verunsicherung – als kleine Freudenspender oder Klimaverbesserer im Alltag haben will.