Lebendiger Farbenteppich schmückt nüchterne Industriehalle
Seit vergangenem Jahr schmückt ein lebendiger Farbenteppich – bestehend aus verschiedenen Geranium- und Heuchera-Arten, Bergenien, Cymbalaria sowie Festuca und Koleria – die ansonsten schmucklose Technikhalle des Schweizer Zug-, Bus- und Schiffsdienstleister BLS am Ortseingang von Bönigen. Laut dem Bundesverband GebäudeGrün (BuGG) harmonisiert die Pflanzenwand in der gleich neben dem bekannten Urlaubsort Interlaken im Berner Oberland gelegenen Gemeinde den Übergang der nüchternen Industriegebäude zu den angrenzenden, zwischen idyllischem Brienzersee und einem spektakulären Bergpanorama verorteten Wiesen.
Vertikal- statt intensiver Dachbegrünung
Das aus mehreren, zum Teil über 100 Jahre alten Werkhallen bestehende Areal, auf dem ab 2027 sämtliche Reparaturen und regelmäßigen Revisionen der Züge und Lokomotiven von BLS durchgeführt werden sollen, erhält dem BuGG zufolge derzeit ein nachhaltiges Energiekonzept. Dazu gehören unter anderem die Photovoltaik-Anlagen auf den Flachdächern der BLS Werkstätten, die eine intensive Dachbegrünung unmöglich machten. Als Kompensation für die nicht begrünten Dächer entschied sich der Schweizer Zug-, Bus- und Schiffsdienstleister stattdessen, eine moderne und lebendige Vertikalbegrünung auf seinem Firmengelände zu realisieren. Auch die Wünsche der Anwohner seien bei der Entscheidung miteinbezogen worden, informiert der BuGG.
Begrünungssystem aus Freiburg
Architekt des Projekts war demnach die Von Allmen Architekten AG in Interlaken, während die Planung und Ausführung der Fassadenbegrünung durch die Freiburger Vertiko GmbH und die Skygardens AG aus dem Schweizer Fislisbach erfolgte. Laut dem BuGG bildet das für die Pflanzenwand verwendete Begrünungssystem von Vertiko eine vorgehängte hinterlüftete Fassade, eine besondere Abdichtung der Wand sei nicht erforderlich. In einem darauf befestigten, dreilagigen Vliessystem mit integrierten Pflanztaschen werde mineralisches Substrat eingefüllt und eine Tröpfchenbewässerung verlegt. Nährstoffe erhalten die Pflanzen den Angaben zufolge nur über die angereicherte automatische Bewässerung.
Mindestens 25 Pflanzen pro Quadratmeter
Die für die Living Wall in Bönigen verwendeten Materialien stammen laut BuGG aus reichlich vorhandenen Rohstoffen und können recycelt werden. Das patentierte Vlies-Substrat-System beispielsweise bestehe zu über 95 Prozent aus mineralischen Stoffen, die gesamte Konstruktion werde vor Ort montiert und zum Schluss bepflanzt. Dabei weise die Pflanzung mit mindestens 25 Pflanzen pro Quadratmeter für eine Fassadenbegrünung mit Stauden, Gräsern und Farnen eine optimale Deckung auf, wie der BuGG erklärt – die Pflanzen können sich mit ihrem Wurzelnetzwerk uneingeschränkt in der gesamten Fläche ausbreiten.
Beim diesjährigen „BuGG-Wettbewerb Gebäudegrün“ wurde der vertikale Garten der BLS Werkstätten von den Mitgliedern des Bundesverbands zur „BuGG-Fassadenbegrünung des Jahres 2022“ gewählt. Den zweiten Platz in dieser Kategorie belegten die begrünten Fassaden von Augsburgs neuem Bürocampus TONI Park, Drittplatzierter wurde die Fassadenbegrünung bei Lidl im baden-württembergischen Albstadt.