Digitalisierung verändert Verbraucherverhalten
Als Digitalisierung wird gemeinhin die in Informations- und Kommunikationstechnologien verankerte gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderung verstanden. Technologisch sind in den letzten 25 Jahren die Kosten unter anderem für Mikroprozessoren, Sensorik und Glasfaserkabel so drastisch gesunken, dass immer mehr Daten erfasst, analysiert und übertragen werden konnten. So trägt heute jeder Smartphone-Besitzer ein Vielfaches der Rechenkapazität der Apollo-Mondmission in seiner Tasche.
Mit diesem technologischen Fortschritt hat sich unser Verhalten als Verbraucher ebenfalls verändert. Wir nutzen Dienste bequem online, mobil, von unterwegs und zu jeder Zeit und sind als Kunde dank transparenter Information oftmals besser informiert als der Verkäufer.
Nachholbedarf in der Grünen Branche
Fast alle Hersteller und Händler haben bereits vor Jahren reagiert und sich zumindest der Digitalisierung von Leistungsangeboten gewidmet. Ob Smart-Gardening-Produkte oder Bestell-App: Das Anbieten smarter Produkte und Services sowie die Anpassung der Prozesse zum Kunden hin spielten häufig eine zentrale Rolle.
Die Digitalisierung greift jedoch in die gesamte Wertschöpfungskette und alle Unternehmensebenen ein. Und hier gibt es in der Grünen Branche vielerorts Nachholbedarf. Denn eine übergreifende digitale Strategie, die Anpassung der rückwertigen Prozesse sowie Organisation und Unternehmenskultur inklusive der entsprechenden Finanzierung werden eher stiefmütterlich behandelt.
Zu oft bremsen außerdem „träge“ Unternehmensstrukturen und eingespielte manuelle Prozesse, die in Phasen starken Wachstums entstanden sind, die heute notwendige Agilität und den digitalen Fortschritt aus. Zu oft werden aufmerksamkeitsstarke digitale „Leuchtturmprojekte“ wie beispielsweise eine Kunden-App oder der Social-Media-Auftritt eines Gartencenters bestaunt und dabei die Kernthemen der Digitalisierung vernachlässigt.
Fragen, die zu klären sind
Vor diesem Hintergrund gilt es, die individuell richtigen Digitalisierungsansätze, die zu Unternehmen, Marke, Marktumfeld und den Kunden passen, zu finden. Folgende Fragen sind zu klären:
- Wo steht das Unternehmen heute in Bezug auf die zahlreichen Facetten der Digitalisierung – im Vergleich zum Stand der Technik, im Vergleich zum Wettbewerb?
- Wo ergeben sich Möglichkeiten der Differenzierung zum Kunden oder in der Supply Chain?
- Welche digitalen Bereiche sind aktuell gar nicht so wichtig und können zunächst einmal weiter beobachtet werden?
- Und schließlich: Welche Effekte sind aus möglichen Digitalisierungsinitiativen zu erwarten und welches Team ist dafür notwendig?
Damit stehen für die Player der Grünen Branche etliche Hausaufgaben auf dem Zettel, die ehrgeizig beantwortet werden sollten. An die IT-Abteilung delegieren? Das wird nicht reichen. Denn Digitalisierung ist absolute Chefsache und daher ganzheitlich anzugehen. Der digitale Wandel war noch nie so schnell und er wird nie wieder so langsam sein wie heute. Es lohnt sich jetzt anzufangen.
Digitalisierung im Forum Gartencafé
Wie sich die Digitalisierung und andere Mega-Trends auf die Grüne Branche auswirken, erläutert Dr. Johannes Berentzen auch in seinem gleichnamigen Vortrag auf der spoga+gafa. Am 3. September von 15:45 bis 16:15 Uhr schildert der Handelsexperte im Forum Gartencafé, was Faktoren wie demografischer, kultureller und technologischer Wandel, Globalisierung, neue Mobilität, Ressourcenverknappung und Verstädterung für die Grüne Branche bedeuten und welchen Einfluss vor diesen Hintergründen vor allem die Digitalisierung hat.