Diskussionen um Spargelfolien in Brandenburg

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Im Zentrum der Kritik, Spargelfolie. Foto: Green Solutions

Die Spargelernte stand in diesem Jahr nicht nur unter dem Einfluss von Corona, auch die Wetterkapriolen machten den Anbauern sehr zu schaffen. Die Ernte konnte teilweise nur mit Hilfe von Folie gesichert werden. In Brandenburg hingegen ist eine Diskussion über Folienspargel entbrannt.

Spargelhof und Stadt Brandenburg im Streit

Dicke Luft herrscht in Brandenburg zwischen der kommunalen Politik und dem Vielfruchthof Domstiftsgut Mötzow, betrieben von der Thiermann GmbH & Co. KG. Diese habe Spargel unter Einsatz von Folie auf einer Fläche von 300 Hektar angebaut, welche in einem Schutzgebiet liege. Die Stadt Brandenburg, beziehungsweise die Naturschutzbehörde sei dagegen gerichtlich vorgegangen. In den Medien schlug der Vorfall ebenfalls hohe Wellen. Die Grünen-Politikerin Brandenburgs Martina Marx warf dem Anbauer gar vor, dass es sich beim Anbau „nicht um gute landwirtschaftliche Praxis handelt, […] sondern, dass es sich um Sonderkulturen handelt, die sind in Schutzgebieten nur zulässig, wenn man vorher entsprechende Verträglichkeitsgutachten macht.“ Der Verband der Ostdeutschen Spargel- und Beerenobstanbauer (VOSB) und auch der Gartenbauverband Berlin Brandenburg werfen diese Vorwürfe jetzt aber ebenfalls zurück.

Antwort von EU-Kommission sorgt für Klarheit

Zumindest bei der Verwendung von Folie im Spargelanbau sorgt jetzt eine Anfrage des niedersächsischen SPD-Europaabgeordneten Bernd Lange an die EU-Kommission für Klarheit. In einem Antwortschreiben von EU-Landwirtschafts- und des EU-Umweltkommissar wird die Verwendung von Plastikfolien ausdrücklich gebilligt. Durch den Einsatz von Folie werde die Umwelt keineswegs belastet, sondern vielmehr geschützt. Es werde Wasser eingespart und der Einsatz von Pestiziden reduziert. „Die Antwort der Kommission schafft Klarheit und Sicherheit für Spargelproduzenten. Der Einsatz von Plastikfolie ist gute, landwirtschaftliche Praxis und kein Projekt im Sinne der EU-Richtlinien. Das heißt, man benötigt für den jeweiligen Einsatz keine extra Umweltprüfungen (UVP/SUP). Hier schützt Plastikfolie die Umwelt, statt sie zu belasten. Biologisch nicht abbaubare Folie muss aber natürlich nach der Verwendung wieder restlos entfernt werden“, erklärt Lange. „Dem verantwortungsvollen Einsatz von Plastikfolien in der Spargelproduktion steht nichts im Weg“, so der Politiker weiter.

Umfrage verdeutlicht Wichtigkeit des Folieneinsatzes

Auch von Seiten des Netzwerks der Spargel- und Beerenverbände geht aus einer aktuellen Befragung von rund 1.000 Spargel- und Beerenbetriebe zur Saison geht hervor, dass der Einsatz von Folie essentiell sei. „Ohne Folie ist weder der Spargel- noch der Beerenanbau rentabel. Betriebe riskieren ohne entsprechenden Schutz gerade angesichts von Wetterextremen rund die Hälfte ihrer Erträge. Wir fordern, dass man auf politischer Ebene den deutschen Erzeuger:innen den Rücken stärkt und ihr Produktionsrisiko durch den geschützten Anbau senkt“, erklärt Netzwerk-Geschäftsführer Frank Saalfeld. Laut Umfrageergebnisse büßten die Produzenten in diesem Jahr durch das kalte und nasse Frühjahr im Spargelanbau 20 Prozent und im Erdbeeranbau 21 Prozent ihrer Erträge ein. Diese Zahlen wären ohne den Einsatz von Folien weitaus höher und lägen bei Spargel bei 51 Prozent, bei Erdbeeren bei 48 Prozent. Auch Recycling von Folien ist längst zum Thema in der Branche geworden und spielen in 70 Prozent der Betriebe eine Rolle. 62 Prozent der Betriebe verwenden länger haltbare Folien, jeder sechste setzt bioabbaubare Mulchfolien ein.

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