DUH kritisiert TrayC-Rücknahmesystem

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Sorgt bei der DUH für Kritik, das Paletten-System TrayC von Modiform und Landgard. Foto: Modiform

Modiform und Landgard haben angekündigt, die Wiederverwendung und das Recycling von Transporttrays zu fördern und haben dafür unter dem Namen TrayC neue Wasserpaletten in fünf Größen auf den Markt gebracht. Für diese wurde bei einigen Baumarktketten ein Rücknahmesystem gebrauchter TrayC eingerichtet. Thomas Fischer, Bereichsleiter Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe (DUH), kritisiert das TrayC-Rücknahmesystem. Zu den Kritikpunkten hat sich Johannes Kronenberg, Geschäftsführer bei Landgard Blumen & Pflanzen, gegenüber der TASPO geäußert.

TrayC ist Lösungsoption

Fischer: TrayC sind ein Ablenkungsmanöver von der eigentlichen Frage: Wie schafft es die Branche endlich, ein funktionierendes Mehrwegsystem für Transporttrays aufzubauen? Es ist ein Versuch, die Produktion von Einwegtrays möglichst lange weiterzuführen.

Kronenberg: Die Wahrnehmung finden wir sehr schade. TrayC ist eine Lösungsoption und eine praktikable Antwort im hier und jetzt auf die obenstehende Frage, für die die Branche schon seit Jahren – ja sogar Jahrzehnten – eine flächendeckende Antwort sucht. Keiner kann für sich beanspruchen, die finale Lösung zu kennen – auch TrayC nicht.

Wir haben uns auf den Weg gemacht und im letzten Jahr bereits 300 Tonnen Kunststoff eingespart. Wichtig ist, dass wir es schaffen, geschlossene Kreisläufe in den Lieferketten für Pflanzen-Transportpaletten zu etablieren. Wir setzen hier auch große Hoffnung in das Projekt Flowertray der Stiftung Initiative Mehrweg, in deren Arbeitskreisen wir uns intensiv engagieren.

Kostenfrage bei Mehrweglösungen

Fischer: Laut Kreislaufwirtschaftsgesetz ist die Wiederverwendung in einem Mehrwegsystem eindeutig gegenüber dem Recycling zu bevorzugen. Wenn also die TrayC nach Angaben von Modiform und Landgard an eine zentrale Sammelstelle zurücktransportiert, dort sortiert und dann einer weiteren Verwendung oder dem Recycling zugeführt werden, dann stellt sich doch die Frage: Warum stellt man dann bei all dem Aufwand nicht gleich auf ein wirklich funktionierendes Mehrwegsystem um? Die Antwort könnte lauten: Weil man dann seitens der Hersteller/Nutzer nicht mehr immer wieder neu produzieren kann, die Umsätze also schrumpfen.

Kronenberg:Die Antworten und Gründe sind vielfältig. Eine Antwort lautet, dass es keine administrativen und finanziellen Aufwände bei der Leergutbuchung gibt. Jeder, der im Alltag bereits mit den Buchungen von CC-Containern beschäftigt ist, weiß, was das bedeutet.

Die zweite Antwort lautet, dass der Markt scheinbar noch nicht flächendeckend bereit ist, die aktuellen Mehrkosten für eine Mehrweglösung zu übernehmen. Die Antwort lautet auch, dass das System TrayC auch in der Hochsaison bis zu einer Quote von 100 Prozent einsetzbar ist und auch in bestehende Warenflüsse unkompliziert integriert werden kann.

DUH kritisiert Material von TrayC

Fischer: Bei der Verwendung von Mehrweg-Paletten sind aus ökologischer Sicht die ersten zehn bis 20 Umläufe entscheidend. Nach 20 Umläufen sind die „Vorketten“ aus der Produktion nahezu vollständig entlastet. Davon sind die TrayC weit entfernt, die Rede ist von drei bis fünf Umläufen – wenn überhaupt. Die jetzigen Einwegtrays sind dünnwandig, spröde, brüchig, das Material müsste deutlich stabiler sein, um mehrere Umläufe zu überstehen. Man darf also vermuten: Die Wiederverwendung steht nicht im Fokus, sondern der Einsatz und das Recycling von Einweg-Paletten.

Kronenberg:Das stimmt nicht. Es werden heute voll funktionsfähige Einwegtrays, die vielleicht nur zwei bis drei Tage im Einsatz waren, entsorgt und viel zu oft „thermisch verwertet“. Trays mehrfach zu nutzen, ist möglich, sinnvoll und die grundsätzliche Idee sowie der wichtigste Bestandteil des Systems. Das TrayC-System erreicht dadurch gegenüber dem heutigen Einwegsystem eine 80-prozentige Reduktion des Carbon Foodprints. Das ist für uns ein Riesenschritt in die richtige Richtung.

Landgard rechnet mit 50 Prozent Wiederverwendungsquote

Fischer: Ein bedeutender Teil der Einwegtrays, so die Information einiger Baumärkte, wird von den Endverbrauchern für den Transport mitgenommen. Die Rede ist von rund zehn Prozent. Bei 150 Millionen Einwegtrays jährlich wären das 15 Millionen Stück, die im Müll landen. Das dürfte sich auch bei TrayC nicht ändern.

Kronenberg: Das obliegt dem Handel. Die Wasserpalette ist eine Transportverpackung und grundsätzlich nicht für die Weitergabe an Verbraucher und Verbraucherinnen gedacht. Im Umkehrschluss würde die obenstehende Rechnung aber auch bedeuten, dass 135 Millionen Trays im Kreislauf gehalten werden können. Das wäre doch fantastisch.

Fischer:Jede einzelne Palette müsste von jemandem in die Hand genommen und dann individuell beurteilt werden, wie es weitergeht. Das ist realitätsfern. 

Kronenberg: Jeder ist eingeladen, unsere Sortierstation zu besichtigen.

Fischer:Landgard und Modiform kommunizieren keine Zahlen, mit wie vielen TrayC-Paletten sie für eine vermeintliche Wiederverwendung rechnen.

Kronenberg: Wir rechnen mit rund 50 Prozent Wiederverwendungsquote. Wichtig ist auch zu erwähnen, dass es sich um ein offenes System handelt. Jeder Tray-Hersteller könnte TrayC produzieren, und jeder Teilnehmer der gartenbaulichen Lieferkette kann TrayC nutzen.

DUH wirft Hygienefrage auf

Fischer: Bei Gesprächen mit Praktikern aus der Branche wurde insbesondere von Landgard-Vertretern auf die Hygiene-Frage, auf Pflanzenkeime und Pilzsporen verwiesen. Eine generelle Reinigung wurde als einzige mögliche Lösung (und als Argument für die von Landgard propagierten Floritrays) angeführt.

Mehrweg-Paletten sind problemlos waschbar, aber für TrayC-Paletten erscheint eine Reinigung ausgeschlossen. Die Einweg-Trays sind für eine industrielle Wäsche nicht ausgelegt. Auch die Beurteilung der TrayC-Paletten durch Mitarbeiter auf Verschmutzungen macht keinen Sinn, da Pflanzenkeime nicht mit dem Auge erkennbar sind.

Kronenberg: Bei phytosanitär empfindlichen Kulturen ist der Einsatz von „frisch“ recycelten TrayC immer eine gute Option. Aus unserer Sicht gibt es viele gartenbauliche Kulturen, die sehr gut in einem mehrfachgenutzten Tray transportiert werden können. Das zeigt auch die aktuelle Nachfrage, die das Angebot momentan deutlich übersteigt. Aktuelle Umfragen haben außerdem ergeben, dass der Mehraufwand für die Waschung in der Branche nicht überall gleich gewünscht oder flächendeckend als notwendig angesehen wird.

Mehr zur Kritik der Deutschen Umwelthilfe lesen Sie in TASPO 24/2021.

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