Umsätze bei Pflanzen und Hartwaren zum Teil überdurchschnittlich
Rückblickend ist die Grüne Branche, insbesondere was den Pflanzenverkauf anbelangt, noch recht gut durch die Pandemie gekommen. Auch der Umsatz an Hartwaren wie Dünger, Erden, Gartengeräte entwickelte sich ähnlich positiv (IFH Köln). Nach überdurchschnittlichen Umsätzen ab April 2020 bis in den Herbst hinein, mit gemittelt 15 Prozent über Vorjahr, kam es zum Cut, sprich Lockdown am 16. Dezember. Die Bund-Länder-Kommission zog aufgrund der durch die Decke gehenden Infektions- und Sterblichkeitsraten mit über 25.000 Infizierten und an die 1.000 Toten pro Tag die Reißleine. Wie bereits beim ersten Lockdown im Frühjahr 2020, gab es auch beim zweiten Lockdown unterschiedliche Regelungen hinsichtlich der Öffnungs- und Verkaufsmöglichkeiten von Blumen und Pflanzen. Sehr gut kamen beispielsweise die Grünen Einzelhändler in Hessen davon, denn sie wurden dort als systemrelevant eingestuft, zumindest was den Verkauf von Blumen und Pflanzen anbelangte, einschließlich den direkt zuzuordnenden Produkten wie Substrate, Dünger oder Übertöpfe.
Mit dem zweiten Lockdown war das Weihnachtsgeschäft erschlagen. Hart, aber kein existenzbedrohendes Dilemma, denn Weihnachten ist nicht das große Highlight der Grünen Branche. Viele Blumenläden, auch Gartencenter, stellten nach dem Fest generell ihre Geschäftstätigkeit ein, machten Betriebsurlaub in der Hoffnung, irgendwann im Januar 2021 wieder zu öffnen. Leider zerschlugen sich auch diese Hoffnungen. Im Gegenteil, ab 11. Januar wurde der Lockdown sogar noch verschärft, mit einem Regelchaos bundesweit. Als Ziel einer Lockerung wurde die 50er-Inzidenzmarke (50 Corona-Infektionsfälle innerhalb sieben Tage, bezogen auf 100.000 Einwohner) anvisiert sowie ein R-Wert (Reproduktionswert) von unter 1,0. Inzwischen begann das Impfen gegen das Virus, wenn auch sehr schleppend. Dennoch: Die Möglichkeit, der Pandemie durch ein flächendeckendes Impfen spätestens bis zum Herbst 2021 den Garaus zu machen, ließ und lässt immer noch ein helles Licht am Ende des Tunnels erscheinen.
Valentinstag 2021 im Zeichen des verlängerten Lockdowns
Schon Mitte Januar zeichneten sich neue Sorgen ab. Die völlig unberechenbaren Mutanten aus England, Südafrika und Brasilien versetzten durch ihre hohe Virulenz die Verantwortlichen in Bund und Ländern in Alarmbereitschaft. Es folgte am 19. Januar die Fortsetzung des Lockdowns bis 14. Februar – ausgerechnet dem Valentinstag, einem der ersten Höhepunkte in der Grünen Branche. Es galt, die Einschränkungen von Kontakten und Mobilität weiter strikt beizubehalten. Die Schulen blieben dicht, ebenso der „nicht systemrelevante“ Einzelhandel und alles Weitere, was den oben genannten Zielen entgegenstehen könnte. Unternehmen wurden aufgerufen, ihren Mitarbeitenden überall dort, wo es möglich erschien, Homeoffice anzubieten. In geöffneten Einrichtungen galt (und gilt nach wie vor) Maskenpflicht mit FFP2- oder medizinischen Masken.
Die Fortsetzung des harten Lockdowns zeigte Wirkung. Davon beeindruckt, beschlossen Bund und Länder am 10. Februar die Verlängerung bis zum 7. März. Zugeständnisse gab es bei den Friseuren, die ab 1. März wieder öffnen durften. In einigen Bundesländern wie Bayern, Baden-Württemberg oder Thüringen konnten ab diesem Datum auch die Gartencenter, Blumengeschäfte und Einzelhandelsgärtnereien wieder öffnen – für die Unternehmen in den entsprechenden Bundesländern ein Lichtblick gerade noch zur rechten Zeit. Frühlingsboten wie Primeln, Blütenstauden und Zwiebelblumen konnten so ihre Zwecke erfüllen und Kunden auch im Fachhandel und nicht nur im Supermarkt erfreuen. Denn die Umsätze über Click & Collect hielten sich selbst dort, wo sie funktionierten, in Grenzen. Somit fanden die Appelle seitens der Branchenverbände und Systemorganisationen bezüglich einer umgehenden Öffnung noch vor dem 7. März bei den Politikern doch ihr Gehör.
Bundesweite Öffnung von Gartencentern und Co. am 8. März
Bei der Videoschaltkonferenz von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Regierungschefinnen und -chefs der Länder am 3. März wurde der Beschluss gefasst, die aktuell geltenden Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie bis zum 28. März zu verlängern. Wie Bund und Länder betonten, bleibe die Kontaktvermeidung das wesentliche Instrument im Kampf gegen die Pandemie. Gleichzeitig wurden fünf konkrete Öffnungsschritte unter anderem für den Einzelhandel, Museen, Zoos und botanische Gärten vereinbart, die alle mit einer „Notbremse“ verbunden sind – steigt die Sieben-Tage-Inzidenz auf über 100, treten die Regeln, die bis zum 7. März gegolten haben, wieder in Kraft. Ebenfalls entschieden wurde bei dem Corona-Gipfeltreffen, dass Blumenläden, Gärtnereien und Gartencenter zu den Einzelhandelsgeschäften des täglichen Bedarfs zählen und unabhängig vom Inzidenzgeschehen ab dem 8. März wieder in ganz Deutschland öffnen dürfen. Absolut ein Problemlöser für die Grüne Branche, noch gerade rechtzeitig vor Beginn der Frühjahrssaison.
Augenblicklich sind Lockerungsmaßnahmen, wie sie Wirtschaftsverbände, Kommunen, Bildungseinrichtungen, teilweise auch Politiker mit Blick auf Wählerstimmen, aber auch immer mehr Menschen vehement fordern, absolut verständlich. Sie bedeuten aber auch eine hoch sensible Gratwanderung, bei hinterherhinkenden, leider noch nicht flächendeckend greifenden Impfungen oder den für Anfang März angekündigten, aber noch nicht verfügbaren Schnell- und Selbsttest.
Fazit: Im Grunde geht es bei dieser epochalen Pandemie, mit immer noch vielen Unbekannten selbst nach einem Jahr, nicht darum, ob die Öffnungen von Friseurläden, Blumengeschäften oder Gartencentern die Infektionszahlen hochtreiben oder nicht. Wahrscheinlich haben sie gar keinen Einfluss, wenn die Hygieneregeln beachtet werden. Entscheidend ist vielmehr für die dem Gesundheitswesen verpflichteten Verantwortlichen, dass sich dadurch die Mobilität und die Kontakte im öffentlichen Bereich erhöhen und damit auch die Infektionsgefahr. Wie auch immer die Reise durch die Pandemie weitergehen wird – es fehlt die Sicherheit für Menschen, die Planungssicherheit für Unternehmen und alles was damit zusammenhängt. Blaupausen liegen leider keine vor. Insofern bleibt nur ein Vorantasten, immer mit dem Blick auf das, was unser Gesundheitswesen verkraften kann. Bei allen Abwägungen, in dessen Problematik sich die Entscheider befinden, ist nach logischem Menschenverstand auch klar, dass in erster Linie den Sachverständigen, sprich den Virologen und Epidemiologen Gehör geschenkt werden muss. Denn auch wer eine sichere Brücke bauen möchte, verlässt sich nur auf Ingenieure, die ihr Handwerk verstehen.