Eine Million Euro für Bio-Pflanzenzüchtung

Veröffentlichungsdatum: , Franziska Wienecke

Lukas Nossol, Leitung Kommunikation im BioMarkt Verbund, spricht mit Oliver Willing, Geschäftsführer Zukunftsstiftung Landwirtschaft

21 Jahre und über 1 Million Euro für die ökologische Züchtung: Lukas Nossol (links), Leitung Kommunikation im BioMarkt Verbund, spricht mit Oliver Willing, Geschäftsführer Zukunftsstiftung Landwirtschaft, über die gemeinsamen Erfolge. Foto: BioMarkt Verbund

Der Saatgutfonds unterstützt die Erforschung und Entwicklung ökologischer Züchtungsalternativen. Er ist auch Teil der Initiative „Bio von Anfang an!“, aus der mittlerweile über 150 samenfeste ökologische Sorten hervorgegangen sind – patentfrei. Jetzt knackte „Bio von Anfang an!“ einen Meilenstein von insgesamt einer Million Euro.

„Bio von Anfang an!“-Initiative züchtet ökologisches Saatgut

Konzerne wie Bayer kontrollieren den Großteil des weltweiten Saatgutmarkts – damit bestimmen sie auch, was bei uns als Konsumenten letztlich auf dem Teller landet. Wettbewerb oder Vielfalt? Fehlanzeige. Dazu kommt, dass im Rahmen des kommerziellen Saatgutanbaus viele Hybridsorten entstanden sind: 60 Prozent des weltweiten Saatmarkts und über 90 Prozent der angebotenen Gemüsesorten sind Hybride. Deren Nachbaufähigkeit ist allerdings eingeschränkt, um den konventionellen Saatgutverkauf wirtschaftlich zu machen. All diesen Aspekten will die Initiative „Bio von Anfang an!“ entgegenwirken. Wie der Name schon sagt, geht es im Kern um die biologische Zucht von Pflanzen – so sollen neue Sorten entstehen, die ohne Gentechnik und Patente auskommen. „Bio von Anfang an!“ gibt es seit mittlerweile 21 Jahren und fußt auf der Partnerschaft zwischen dem Saatgutfonds der Zukunftsstiftung Landwirtschaft und den Naturkosthändlern des BioMarkt Verbunds. Finanziell ermöglicht wird die Arbeit durch Spenden von Privatpersonen, Biounternehmen und Organisationen an den Saatgutfonds. 2023 knackte „Bio von Anfang an!“ einen Meilenstein von insgesamt einer Million Euro.

Neue Sorten kommen ohne Gentechnik aus

„Bio von Anfang an!“ hat es sich zum Ziel gesetzt, ökologische Sorten zu züchten, die den Bedürfnissen des biologischen Anbaus gerecht werden und mit Methoden und Techniken vereinbar sind, die im Biolandbau zum Einsatz kommen. Gentechnik spielt dabei keine Rolle: Chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und mineralischen Dünger benötigen die Pflanzen nicht. Dafür können sich gut an wechselnde klimatische Bedingungen anpassen. Von A wie „Aubergine“ bis Z wie „Zucchini“ – die Inventarliste umfasst mittlerweile über 150 samenfeste Biosorten. Sie stehen Ökolandwirtschaftlern und Züchtern zur Verfügung, denn ein wesentlicher Aspekt der Initiative ist die Nachbaufähigeit der neuen Sorten. Da diese nicht patentiert sind, stellt die Verbreitung und Aufzucht der Pflanzen kein (rechtliches) Problem dar. Ein Paradebeispiel ist die Chicoréesorte `Schriek‘, die Züchter Julian Jacobs mithilfe der Spendengelder entwickelt hat. Der Bio-Chicorée ist unter anderem saisonal in den BioMärkten erhältlich.

Gegen die Privatisierung von Saatgut

„Wir wollen, dass alles Bio wird, aber den ‚Kindergarten‘ unserer Pflanzen - nämlich die Zuchtgärten - überlassen wir weiter der konventionellen Wirtschaftsweise. So gewöhnen wir die Pflanzen schon in der ‚Kinderstube‘ an Pestizide und Stickstoffdünger. Im Ökozuchtgarten werden die Pflanzen stattdessen schon von Beginn an zu mehr ‚Selbstständigkeit‘ erzogen“, erklärt Zukunftsstiftung Landwirtschaft-Geschäftsführer Oliver Willing. Neben guter Ertragsfähigkeit und Pflanzengesundheit zählen auch Geschmack und regionale Anpassungsfähigkeit zu den wichtigsten Zuchtzielen. Durch den Verzicht auf Patente will die Initiative ein Gegenstück zur zunehmenden Privatisierung von Saatgut durch große Konzerne setzen. Stattdessen ist es das selbsternannte Ziel des Saatgutfonds, die „Vielfalt und Fruchtbarkeit auch für unsere Kinder und Enkel zu sichern.“


► Mehr zum Thema erfahren Sie in Der TASPO-Ausgabe Nummer 21/2023

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