Wenig Aktionismus – insbesondere bei teuren Anschaffungen
Die Antworten und Erfahrungen der Berater waren sehr vielschichtig und umreißen die derzeitigen Reaktionen der Praxis sehr gut. „Wir raten den Betrieben zu wenig Aktionismus“, berichten zwei Berater – vor allem im Hinblick auf teure Anschaffungen. Mit einer Photovoltaikanlage, Speicher und BHKW, womöglich noch flüssiggasbetrieben, sei man schnell 150.000 Euro und mehr los, warnen sie.
Als wichtige Hilfestellung bieten Berater an, die Betriebe auf Einsparmöglichkeiten zu durchleuchten. Es seien vor allem kleinere Maßnahmen, die die Betriebe ergriffen und die sich relativ schnell umsetzen ließen: Das Erneuern von Energieschirmen beispielsweise. „Wir haben hier viele Anfragen bezüglich möglicher Unterstützungsmaßnahmen“, weiß ein Berater – gleiches gilt für Investitionen in LED, Mehrfachbedeckungen und anderes. Dagegen sind Überlegungen wie das Umstellen auf Holzhackschnitzel oder Photovoltaik eher langfristige Maßnahmen, die sich kurzfristig weder fördern noch umsetzen lassen.
Viele Großprojekte liegen auf Eis
Auffällig sei, dass viele Betriebe geplante Großprojekte auf Eis gelegt oder sogar abgesagt hätten. „Entsprechend haben Baufirmen im Moment Kapazitäten“, war in Hannover zu vernehmen. Aber wer könne das schon nutzen, wo derzeit die Investitionskosten einfach sehr hoch seien? Auch in der Kultur seien Veränderungen zu merken: Mancher der sowieso nur noch wenigen Poinsettien-Betriebe verzichte in diesem Jahr auf den Poinsettien-Anbau. Mancher plane, seine gesamte Produktion zumindest für 2023 um zehn, manchmal sogar bis zu 50 Prozent einzuschränken – wobei sich hier die Frage stellt, ob im Vergleich zu den starken Corona-Anbaujahren oder der Zeit davor.
Anpassungen in der Anbauplanung teils möglich
Ihre Produktion wollen Betriebe in nahezu allen Sparten später beginnen, kam von mehreren Beratern. Gerade in der Produktion von Beet- und Balkonpflanzen 2023 seien derzeit noch Anpassungen in der Anbauplanung möglich, für Frühjahrsblüher zu diesem Zeitpunkt kaum noch. Aber auch hier hätten Betriebe aufgrund der Situation bereits schon früh reagiert. „Uns Beratern bleibt im Wesentlichen, sich die Sorgen und Probleme anzuhören und die Umsetzung kurzfristiger Maßnahmen zu begleiten. Inwieweit sie ihre Kulturen anpassen, das wissen die Betriebe eigentlich selbst am besten“, sagt ein Berater.
Schnitt- und Jungpflanzen-Betriebe vor großen Problemen?
Große Probleme sehen Berater vor allem auf Schnittbetriebe, beispielsweise Gerbera-Produzenten, und auf Jungpflanzen-Betriebe zukommen. „Gerade Jungpflanzen-Betriebe werden die Krise nicht durchstehen, wenn sie nicht jetzt schon gute Möglichkeiten gefunden haben, günstig zu heizen, beispielsweise durch Abwärme“, ist sich ein Berater sicher. Infolgedessen könnte die Verfügbarkeit von Jungpflanzen, beispielsweise im Gemüsebereich, zum Problem werden. Grundsätzlich sei die Verunsicherung im Produktionsgartenbau im Moment einfach sehr hoch.