Kommerziell gezüchtete Rosen oft weniger duftintensiv
Schon Shakespeare stellte spitzfindig fest: „Das, was wir eine Rose nennen, würde bei jedem anderen Namen genauso süß duften.“ Doch was genau ist es, das den beliebten Blumen ihr süßes Aroma verleiht? Und für Züchter noch wichtiger: Wie können wir den Duft zurückgewinnen? Immerhin reicht es bereits aus, nur ein einziges winziges Molekül zu löschen – und schon kann man von Glück reden, wenn anschließend überhaupt noch ein Hauch von Rose in der Luft liegt. Mit diesem Problem kämpfen kommerzielle Gärtner seit Jahrzehnten. Um Rosen in verschiedenen Farben zu züchten, sie insektenresistenter und lange haltbar zu machen, ist einiges an Manipulation nötig. Der große Nachteil: All diese Eingriffe verleihen der Rose zwar Schönheit und Co., rauben ihr allerdings oft auch den starken aromatischen Duft. Für Züchter und Floristen ist die Vereinbarkeit von Schönheit, Langlebigkeit und Duft bisher eine Art Heiliger Gral – schließlich ließe sich eine entsprechende Rosensorte enorm gut vermarkten.
Zusammenspiel von Enzymen lässt Rosen duften
Das US-amerikanische Wissenschaftsmagazin PNAS (The Proceedings of the National Academy of Sciences PNAS) veröffentlichte jetzt eine Studie, in der ein duftauslösendes Schlüsselenzym identifiziert wurde: Farnesylpyrophosphat (FPP). Diese chemische Verbindung ist laut PNAS entscheidend für die chemische Reaktion, die den frischen und blumigen Duft einer Rose erzeugt. Verantwortlich für den süßen Geruch der Rose ist Geraniol, ein natürlicher Duft- und Aromastoff, der in den ätherischen Ölen der Pflanzen steckt (dieser Stoff findet sich übrigens zum Beispiel auch in Koriander und Salbei). Rosen stellen Geraniol durch eine chemische Reaktion her, an der auch das vorab erwähnte FPP beteiligt ist. Damit die Blume ein starkes süßes Aroma erzeugen kann, benötigt sie außerdem ein Bindemolekül namens Geranyldiphosphat (GPP) in ausreichender Menge. Sowohl GPP als auch FPP sind an einem biochemischen Vorgang beteiligt, den die Industrie zum Beispiel zur Herstellung von Duftstoffen und Aromen nutzt.
Isolierung von Enzym gibt der Rose ihr Aroma zurück
Um das Rätsel des Rosendufts zu lösen, untersuchte das Forschungsteam die biochemischen Reaktionen, die in einer Sorte rosafarbener Rosen namens `Old Blush´ ablaufen. Dafür isolierten sie verschiedene Pflanzenteile und stoppten alle (bio)chemischen Reaktionsabläufe, die an der Bildung oder Freisetzung von Geraniol beteiligt sind. Produzierten die veränderten Rosen nur noch geringe Mengen oder gar kein Geraniol mehr, so war das für die Wissenschaftler ein wichtiger Hinweis – denn damit haben sie laut eigenen Angaben einen Stoffwechselweg gefunden, der bei der Bereitstellung von GPP eine Rolle spielt. Pflanzenwissenschaftler wussten bereits, dass Rosen die mit GPP verwandte Chemikalie Farnesyldiphosphat (FFP) herstellen, die zum süßen Duft der Blume beiträgt. Die biochemische Analyse der Studie zeigt jedoch, dass das Enzym auch dazu in der Lage ist, GPP zu produzieren. Diese neu gewonnenen Erkenntnisse könnten dazu beitragen, den ikonischen Duft kommerziell angebauter Rosen wiederherzustellen und damit die künftige Rosenzucht stark beeinflussen.