Erfolg für Westhoff: USA genehmigt Verkauf von GVO-Petunien

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In den USA dürfen GVO-Petunien wieder verkauft werden. Mit dieser Entscheidung reagierte der U.S. Department of Agriculture‘s (USDA) Animal and Plant Health Inspection Service (APHIS) jetzt auf die 2019 von Westhoff eingereichte Petition, mit der sich das Züchtungshaus für die Deregulierung von Petunien, die das A1-DFR-Gen enthalten, eingesetzt hatte. Wir sprachen mit Westhoffs Züchter Dr. Manfred Mehring-Lemper darüber, was dieser Erfolg für das Unternehmen und die Zierpflanzen-Branche bedeutet.

Warum hat Ihr Unternehmen dafür gekämpft, A1-DFR-Petunien in den USA wieder auf den Markt bringen zu dürfen?

Die unwissentliche Einkreuzung von A1-DFR hat zu neuen und unglaublich brillanten Farben bei Petunien geführt. Es handelte sich um den größten – unbeabsichtigten – Freisetzungsversuch bei Zierpflanzen weltweit. Dieser hat gezeigt, dass dieses Gen absolut ungefährlich ist – für den Verbraucher und für die Umwelt. Wir wollten die Farbvielfalt und Brillanz den Kunden zurückbringen. In unserem Sortiment waren von der GVO-Problematik 18 Sorten beziehungsweise Kandidaten betroffen, die im Markt stark nachgefragt wurden. Viele Kunden fragten uns damals direkt, ob wir eine Möglichkeit sähen, die Sorten wieder einzuführen. Sicherlich spielten für den gesamten Markt auch wirtschaftliche Interessen eine Rolle. Wir denken, diese Genetik ist es wert, sie wieder verfügbar zu machen. Außerdem werden, über die klassische Züchtung, keine vergleichbaren Sorten in absehbarer Zeit zu erwarten sein.

Wie aufwendig war die Petition für Sie?

Es war ein sehr großer Aufwand und hat bis zur Fertigstellung der Unterlagen Monate in Anspruch genommen, zumal es sich ja nicht um eine Veränderung handelt, die aus einem eigenen Projekt hervorging, also Grundlagen mühsam besorgt werden mussten. Die US-Behörden waren aber sehr hilfsbereit.

Was bedeutet die Entscheidung in den USA für Ihr Unternehmen und die Zierpflanzen-Branche insgesamt?

Wir werden jetzt sicher nicht in die Gentechnik bei Zierpflanzen einsteigen! Aber der US-Markt ist ein sehr wichtiger Markt für Petunien. Wir erwarten eine Stärkung unserer Position in diesem Markt. Der Konsument wird von dem breiteren Farbspektrum profitieren. Die Deregulierung ist auf das Event und nicht auf eine Firma bezogen. Das heißt, dass sie auch Mitbewerbern Möglichkeiten eröffnet. Allerdings haben sich in den Gesprächen vor dem Antrag in den USA verschiedene Mitbewerber grundsätzlich gegen eine Nutzung von Gentechnik in der eigenen Züchtung ausgesprochen. Daher bestand bei ihnen auch kein Interesse zur Beteiligung an dem Antrag.

Welche Marktbedeutung haben die betroffenen A1-DFR-Petunien und um welche Sorten handelt es sich dabei?

In unserem damaligen Sortiment waren vom Verbot der GVOs sehr umsatzstarke Sorten betroffen. Vermutlich waren wir im Orange-Bereich Marktführer. Diese Sorten zu verlieren hat natürlich weh getan. Die wichtigsten Sorten waren ʻBingo Mandarinʼ, ʻOrangeʼ, ʻOrange Mornʼ, ʻCrazytunia Cherry Cheesecakeʼ, ʻStar Jubeleeʼ und natürlich die Hells-Petunien, die bis auf ʻFlamin‘ Roseʼ alle betroffen waren.

Planen Sie, mit dem A1-DFR-Material weiter zu züchten und weitere Sorten zu entwickeln?

Erst einmal werden wir das vorhandene Material in der Pipeline, das wir in Nordamerika im Labor haben, „auswerten“.

Wollen Sie sich dafür einsetzen, A1-DFR-Petunien auch auf weiteren Märkten wie Europa oder Asien verkaufen zu dürfen?

Es dürfte unrealistisch sein, in Europa eine Genehmigung zu erhoffen. Hier gehen die Bestrebungen scheinbar in die entgegengesetzte Richtung, dass sogar Mutanten reguliert werden sollen. In Asien müsste der Impuls vom Markt ausgehen.

2017 haben GVO-Petunien hierzulande für großen Wirbel in der Branche gesorgt – Unternehmen, die mit GVO arbeiten, würden sich und der ganzen Branche schaden, hieß es mitunter. Mit welchen Reaktionen rechnen Sie heute?

Der Wirbel in der Branche schien größer gewesen zu sein als in der Bevölkerung und den Medien. Es war ein eher rechtliches, als ein Akzeptanz-Problem. Viele Kunden hatten ja mit eigenen Augen wahrnehmen können, dass die Pflanzen ungefährlich sind. Es handelt sich allerdings auch um Nichtnahrungspflanzen und um ein unkritisches Merkmal, dass verändert wurde.

Welchen Wirbel gibt es um die „blaue“ Nelke, die eine Genehmigung hat?

Wir haben bisher nur positive Reaktionen (aus dem amerikanischen Markt) erfahren. Daher glauben wir, dass die Deregulierung sicher keinen Schaden für die Branche verursacht!

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