Export verbotener Wirkstoffe zunehmend

Veröffentlichungsdatum: , Sven Weschnowsky / TASPO Online

Der Export reiner Wirkstoffe, die in der EU verboten sind übersteigt den Export verbotener zusammengesetzter Pflanzenschutzmittel um ein Vielfaches. Symbolfoto: Laura Arias/ Pexels

Eine neue Studie zeigt, dass Deutschland mehr in der EU verbotene Pestizide in Form reiner Wirkstoffe exportiert, als in fertigen Produkten. Auf Grundlage der Studie wurden nun Stimmen laut, dass ein etwaiges Pestizidexportverbot, wie vom BMEL angekündigt, reine Wirkstoffe einbeziehen müsse.

Mehr reine Wirkstoffe exportiert

Im September 2022 kündigte das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) an, ein Exportverbot für Pflanzenschutzmittel zu schaffen, die in Deutschland produziert, in der EU aber verbotenen sind. Eine gemeinsame, neue Studie des INKOTA-Netzwerks, des Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN Germany), der Rosa-Luxemburg-Stiftung und der Heinrich-Böll-Stiftung ging dem Export verbotener Pflanzenschutzmittel, sowie der reinen Wirkstoffe nach. Demnach habe die Exportmenge von in der EU verbotenen, reinen Pestizidwirkstoffen aus Deutschland die Exportmenge von verbotenen Wirkstoffen, die in Pestizidprodukten enthalten sind, deutlich überstiegen. Die Analyse beziehe sich dabei auf die zurückliegenden beiden Jahre. Dabei überstieg die Menge an reinen Wirkstoffen die der in Pestiziden verarbeiteten Wirkstoffe um das 2,5-, beziehungsweise 4,5-Fache.

Exportierte Mengen an Wirkstoffen  

2020 wurden demnach 8.260 Tonnen, 2021 8.499 Tonnen verbotene Pestizidwirkstoffe in fertigen Produkten aus Deutschland exportiert. Im Vergleich dazu wurden zeitgleich 2020 20.298 Tonnen und 2021 sogar 37.525 Tonnen verbotene Pestizide als reine Wirkstoffe exportiert. „Das ist enorm und hat unsere Vermutungen sogar übertroffen“, resümiert Lena Luig, Referentin für Internationale Agrarpolitik bei der Heinrich-Böll-Stiftung die Ergebnisse. Diese Stoffe seien demnach in der EU verboten, weil sie entweder explizit gesundheits- oder umweltschädlich sind oder weil keine ausreichenden Informationen zu deren Risikobewertung vorlagen. Die am meisten exportierten Wirkstoffe seien dabei in formulierten Pflanzenschutzmitteln das Herbizid Cyanamid und das Fungizid Propineb. Bei den reinen Wirkstoffen führt Glufosinat die Liste an. „Es ist verantwortungslos, dass im Jahr 2021 die gigantische Menge von 11.000 Tonnen Glufosinat-Wirkstoff aus Deutschland exportiert wurde, obwohl dieser als wahrscheinlich reproduktionstoxisch beim Menschen eingestuft ist und in der EU schon vor vier Jahren seine Genehmigung verloren hat“, zeigt sich Peter Clausing, Toxikologe bei PAN Germany schockiert über die große Menge.

Forderung nach Reform des Pflanzenschutzgesetztes

Dem Vorschlag des BMEL soll bis Ende des Jahres ein Verordnungsentwurf folgen. Allerdings könne der Export reiner Pestizidwirkstoffe per Verordnung nicht rechtssicher reguliert werden. „Das ist eine gefährliche Lücke. Damit die Doppelstandards im internationalen Handel mit Pestiziden beendet werden, fordern wir die Bundesregierung auf dringend nachzubessern. Dies würde am umfassendsten und rechtssichersten über eine Reform des Pflanzenschutzgesetzes sichergestellt werden“, betont Jan Urhahn, Programmleiter für Ernährungssouveränität der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Die Analyse des Exports von in der EU verbotenen Wirkstoffen kann unter diesem Link komplett abgerufen werden.  

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