Floristen: Wertschätzung für Branche gewinnen

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Im Rahmen der Azubinale 2018 erörterte eine hochkarätig besetzte Diskussionsrunde mit (v. l.) Patrick Junge, Heinrich Göllner, Imke Riedenbusch, Dr. Stefan Gegg, Alexander Zoern, Frank Teuber und Petra Konrad die Chancen der Floristen-Branche. Foto: Katrin Klawitter

Wie muss sich die Floristen-Branche verändern, um wettbewerbsfähiger und attraktiver zu werden? Diese Frage versuchte eine hochkarätig besetzte Expertenrunde jüngst in Hamburg zu beantworten. Der Tenor der Meinungen war sehr deutlich: Um Nachwuchs für den Berufsstand zu werben, muss die gesamte Branche zusammenarbeiten.

Jungen Menschen die Möglichkeit geben, Florist zu werden

„Wettbewerber hin oder her – wir müssen den jungen Menschen die Möglichkeit geben, diesen Beruf zu ergreifen“, begründete Fleurop-Vorstand Dr. Stefan Gegg die Zusammenarbeit mit den „Kollegen von Blume 2000“. Ergebnis ist die Ausbildungsinitiative „Pflück Dein Glück“, die junge Menschen über den Floristenberuf und -werdegang informiert und über eine Postleitzahlensuche zu geeigneten Ausbildungsbetrieben führt.

Eine weitere Arbeitsgemeinschaft hat sich zum Thema innere Ausbildung gebildet: Dort arbeiten Fleurop, FDF und Blume 2000 sowie die FDF-Landesverbände Berlin-Brandenburg und Hamburg und die Berufsschule für Floristen in Berlin gemeinsam daran, Betriebe zum Ausbilden zu motivieren und sie dabei zu unterstützen.

Infrastrukturelle Probleme der Floristen-Branche lösen

Einig war sich das Gros der Diskussionsrunde, die im Rahmen der Azubinale 2018 stattfand, darin, dass die infrastrukturellen Probleme der Branche – sprich: die mangelhafte Zusammenarbeit des Dreigestirns Berufsschule, Betrieb und Azubi – dringend gelöst werden müssen.

Auch über das Thema der digitalen Aus- und Weiterbildung sollte die Branche dringend nachdenken, fordert Gegg. Eine funktionierende Online-Ausbildung mit guter Moderation und Unterstützung sei ein Weg, die hohen Abbrecherzahlen aufzufangen und junge Leute in der Branche zu halten, wurde in der Diskussion ergänzt.

Dazu müssten auch die Deutschen Meisterschaften der Floristen und andere Aktivitäten der Branche mehr in die Öffentlichkeit getragen werden. „Die Berufsschulen sollten sich für Projekte mehr vernetzen und gemeinsam nach außen gehen, um den Beruf attraktiv, jung, sexy zu machen“, fordert Petra Konrad, Grünberger Floristmeisterin. Die Darstellung des Berufs – beispielsweise gegenüber den Arbeitsagenturen – sei längst nicht mehr zeitgemäß, auch das sei zu überarbeiten.

Andere Branchen gehen oft trendiger mit Blumen um

TV-Floristin Imke Riedebusch findet zudem, dass andere Branchen viel besser und trendiger mit Blumen umgehen als die Floristen selbst und weist auf Lifestyle-Medien hin. Blumige Motive beispielsweise seien ein Trendthema, das die Geschäfte zeigen müssten. Sie müssten Trends bedienen.

„Nicht immer nur das Altbackene zeigen“, bekräftigt auch Heinrich Göllner, Vizepräsident des Fachverbandes Deutscher Floristen (FDF) und selbst Geschäftsinhaber: Die Branche sollte etwa die Aufbruchstimmung der IPM nutzen, sich bewegen, vorangehen, so Göllner. Den jungen Kunden beispielsweise durch coole DIY-Seminarangebote über Facebook ins Geschäft locken, ihn über die Schulter der Profis gucken lassen. „So gewinnen wir Wertschätzung für unsere Arbeit.“

Über neue Medien ein Fenster öffnen

„Man muss über die neuen Medien nur ein Fenster aufmachen, dann kommt so viel zurück“, sind Riedebuschs Erfahrungen. „Neue Medien sind ein eigener zweiter Geschäftsteil“ – das funktioniere nicht nebenbei. Sie selbst benötige allein schon morgens erst einmal eine Stunde, um alle Medien zu bedienen – Homepage, Facebook, YouTube ... „Ich bin eigentlich dauer-on. Aber wer öffnet, muss auch bedienen“, ist sie überzeugt.

„Tolle Geschichten über den Beruf, über unsere Produkte, die weltweit unterwegs sind, zu erzählen, Wertschätzung für den Beruf – das alles digital zu leben, daran hapert es in dieser Branche noch“, brachte es Frank Teuber vom Blumenbüro Holland (BBH) auf den Punkt. „Die Zielgruppen für den Fachhandel sind da – holen Sie sie sich doch!“

Floristen brauchen ein Upgrade

Patrick Junge (Lübeck), Gründer der Edel-Hamburger-Kette „Peter Pane“, empfiehlt den Floristen, den Kunden neigungsorientiert anzuschauen: Was möchte er? „Retro, digital – Ihr braucht ein Upgrade, müsst Leuten zeigen, was man mit Euren Produkten machen kann außer Beerdigungen“, wendete er sich an die Floristen.

Junge ist ebenso davon überzeugt, dass Branchenprobleme, wie sie die Floristik und auch die Gastronomie haben, beispielsweise Alltagsdruck, Personalmangel, kein Grund sind, hier nicht aktiv zu sein. „Es liegt an jedem Unternehmen selbst“ – es müsse charismatisch sein, eine Sogwirkung ausüben, den jungen Menschen Möglichkeiten der Entwicklung aufzeigen. „Orientieren Sie sich immer an den Starken, Guten“, rät er.

Den Kunden gegenüber offen und zwanglos zeigen

„Die Branche ist viel zu sehr mit sich beschäftigt, statt ihre Kunden in ihren Wünschen zu unterstützen“, ist Alexander Zoern, Geschäftsführer von Blume 2000, überzeugt. Man müsse sich den Kunden gegenüber offen und zwanglos zeigen: Sie dürfen kommen, auch ohne zu kaufen. Es ist okay, wenn sie kommen, um die Atmosphäre zu genießen, zu gucken, zu stöbern – auch ihre eigene Kreativität zu leben durch DIY-Angebote und Hilfen als Dienstleistung bei Bedarf.

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