Flutkatastrophe in NRW und RLP: „Wir konnten und durften helfen“

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Die Mitarbeiter der Baumschule Ley rückten mit mehreren Radladern, Traktoren und Kippern aus, um vor Ort bei den Aufräumarbeiten nach der Flutkatastrophe zu helfen. Fotos: Ley

Die Hochwasser-Katastrophe hat zahlreiche Regionen im Bundesgebiet hart getroffen, darunter das Gebiet rund um die nordrhein-westfälische Stadt Meckenheim. Vom Hochwasser betroffen war auch die dort ansässige Baumschule Ley, die ohne zu zögern „Nachbarschaftshilfe“ leistete und bei den Bergungs- und Aufräumarbeiten half. Geschäftsführer Christoph Dirksen schildert nachfolgend, wie der Betrieb die Überschwemmungen und die darauffolgende Welle der Hilfsbereitschaft erlebt hat.

„Am 14. Juli 2021 geschah das Unvorstellbare“

„Am 14. Juli 2021 geschah das Unvorstellbare. Eine Hochwasser-Katastrophe hat Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz hart getroffen. Nachdem der Starkregen morgens gegen elf Uhr hier einsetzte, fingen gegen 15 Uhr die ersten Bäche an überzulaufen. Alle unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hatten den ganzen Tag frei, sodass ich auch keine Leute im Feld kontrollieren musste. Ich hatte einen interessanten Bürotag, aber nachdem ich um 16 Uhr den Regenmesser zum dritten Mal ausgeleert hatte (110 Liter), bin ich mit dem Geländewagen in die Quartiere gefahren. Es war teilweise unmöglich Feldwege zu befahren, sogar Landstraße und Bundesstraßen waren in Tieflagen voll überflutet. Die ersten Pkw steckten in diesen Fluten fest und soffen ab. Es wurde zusehends unmöglich, über die Bundesstraße von Ort zu Ort zu kommen.

Nachdem ich auf landwirtschaftliche Feldwege ausgewichen bin, wurde die Sache teilweise noch viel gefährlicher. Reißende Fluten entwickelten sich und ohne Allrad und hochgelegten Geländewagen war ein Vorwärtskommen quasi unmöglich. Ab diesem Zeitpunkt stand mein Handy kaum still – Kolleginnen und Kollegen von unserem Garten-Center und aus der Baumschule schrien quasi nach Hilfe. Haben wir Sandsäcke? Wo sind unsere Wasserpumpen? Können wir Pumptankwagen haben? Wo sind unsere Stromaggregate? In kürzester Zeit war sämtliches Equipment, mit dem man Wasser bekämpfen kann, ausgehändigt. Bis in die späte Nacht regnete es immer weiter, Stromausfall in ganzen Orten waren die Folge, Wege wurden weggespült.

„Jetzt galt es Nachbarschaftshilfe zu leisten“

Gott sei Dank hat es uns hier in Meckenheim nicht annähernd so schlimm getroffen wie die Menschen in Bad-Neuenahr, Ahrweiler, Schuld oder Erftstadt. Viele, viele vollgelaufene Keller, Wohnungen und erste Stockwerke – riesige Schäden wurden angerichtet. Jetzt galt es Nachbarschaftshilfe zu leisten. Riesige Mengen an Sperrgut, Matsch, Dreck, Kies, Schutt und Müll haben sich angesammelt. All das muss jetzt schnellstmöglich aus den Städten entfernt werden. Einige Privatpersonen, Dörfer, Gemeinden und auch Städte haben sich direkt an uns gewandt und um Hilfe gebeten. Aber auch wir haben selbstverständlich von alleine unsere Hilfe angeboten. So konnten wir mit mehreren Radladern, Traktoren und Kippern über viele Tage mithelfen, den großen Berg voll Schutt abzutransportieren. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sich sofort abgemeldet, um Freunden, Nachbarn und Familienangehören zu helfen, die Häuser wieder trockenzulegen und zu entmüllen. Auch heute, über zehn Tage nach dem verheerenden Hochwasser, sind noch mehrere Leute freigestellt, um in der Katastrophe zu helfen.

„Unvorstellbar, wie eine solche Situation die Menschen zusammenschweißt“

Diese große Welle der Hilfsbereitschaft, die hier nach dem Hochwasser läuft, erfüllt mich mit Stolz und ich muss sagen, ich habe mehrfach am Tag Gänsehaut. Es ist unvorstellbar, wie eine solche Situation die Menschen zusammenschweißt. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass eine solche Katastrophe passiert, aber ich hätte es auch nicht für möglich gehalten, dass eine so große Solidarität und Hilfsbereitschaft mit den geschädigten Flutopfern zu Tage kommt.

Unsere eigenen Schäden in der Baumschule haben wir in den Griff bekommen oder können sie mit der Versicherung abrechnen. Die großen Schäden bei den Leuten, die fast alles verloren haben, werden große Wunden hinterlassen. Wir konnten und durften helfen, es war uns eine Ehre.“ (Christoph Dirksen, Baumschule Ley)

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