Forscher warnen vor invasiven Arten

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Aga-Kröten wurden in vielen Ländern als biologische Bekämpfungsmittel für Schadinsekten eingeführt. Mittlerweile sind sie selbst zu Schädlingen geworden. Foto: Bernard Dupont

Gebietsfremde Arten von Pflanzen, Tieren oder auch Mikroben können die heimische Natur bedrohlich gefährden. Zu dem Schluss sind mehrere Forscher gekommen und rufen zu dringendem Handeln auf. Einige gebietsfremde Arten seien invasiv und wirken sich in ihren neuen Lebensräumen negativ auf die Umwelt, die Wirtschaft und die menschliche Gesundheit aus.

Starke Zunahme gebietsfremder Arten

Aktuell gebe es weltweit bereits mehr als 18.000 gebietsfremder Arten, berichten internationale Wissenschaftler im Fachjournal „Biological Reviews“ in einer Studie zu den globalen Auswirkungen invasiver Arten. Ein kleiner Teil gebietsfremder Arten sei zudem invasiv und sorgt in ihren neuen Lebensräumen beispielsweise für die Verdrängung einheimischer Arten. Ein Team, darunter Dr. Hanno Seebens vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum, warnt daher eindringlich vor einer steigenden Bedrohung durch solche Arten. Um die Eindringlinge aufzuspüren, ihre Ausbreitung zu kontrollieren und möglichst zu stoppen, sei ein sofortiges Handeln nötig.

Bei 25 Prozent ausgestorbener Pflanzen gebietsfremde Arten mitverantwortlich

„Eine Analyse der Roten Liste der Weltnaturschutz-Organisation IUCN hat gezeigt, dass bei 25 Prozent der ausgestorbenen Pflanzen und 33 Prozent der ausgestorbenen Land- und Süßwassertiere gebietsfremde Arten mitverantwortlich für das Aussterben waren. Die jährlichen Verluste durch die Umweltauswirkungen nicht-heimischer Arten in den USA, Großbritannien, Australien, Südafrika, Indien und Brasilien belaufen sich auf über 100 Milliarden US-Dollar“, erklärt Seebens.

Vielschichtige Verbreitungsmöglichkeiten invasiver Arten

Als Grund für die rasante Zunahme biologischer Invasionen werde die steigende Anzahl an möglichen Verbreitungswegen sowie die damit verbundene Zunahme des globalen Verkehrs genannt. Sogar der steigende Plastikmüll in den Ozenane könne dafür sorgen, dass invasive Arten damit die Ozeane überqueren können, zudem gilt auch der Online-Handel mit exotischen Tieren als besorgniserregender Grund. Darüber hinaus begünstigen andere Treiber des globalen Wandels, wie der Klimawandel, Landnutzungsänderungen oder der internationale Handel den massiven Anstieg invasiver Arten in fremden Gebieten. Außerdem entstehen durch die globale Erwärmung im Nordpolarmeer neue Schifffahrtsrouten, die den Transport von Meeresbewohnern zwischen dem Atlantischen und dem Pazifischen Ozean ermöglichen. Auch wurden einige Arten gebietsfremd eingeführt, um als Nützling gegenüber anderen Schädlingen zu dienen. Aga-Kröten (Rhinella marina) wurden beispielsweise in vielen Ländern als biologische Bekämpfungsmittel für Schadinsekten eingeführt und wurden mittlerweile selbst zum Schädling, da sie mit anderen heimischen Amphibien um Ressourcen konkurrieren.

Abnahme an Pflanzenschädlingen in Neuseeland

Biologische Invasionen können laut Studie aber durchaus kontrolliert und abgemildert werden. Die Forscher verweisen auf entsprechende Ansätze, die rund um den Globus funktionieren und geben spezifische Empfehlungen für eine bessere Kontrolle. So hat beispielsweise die Einführung strengerer Grenzkontrollen, inklusive Röntgenmaschinen und Spürhunden, in Neuseeland zu einer kontinuierlichen Abnahme an Pflanzenschädlingen geführt. „Die Bedrohungen durch die invasiven Arten müssen wir ernst nehmen. Es liegt an uns, an der Politik und der Bevölkerung, ihre Eindämmung und Kontrolle zu einer Priorität zu machen. Importierte Güter und grenzüberschreitende Verkehrsteilnehmer/innen sollten stärker kontrolliert werden, ebenso sollte es mehr Regelungen für den Online-Handel und die Haltung exotischer Tiere sowie den Anbau exotischer Pflanzen geben. Und letztlich muss ein Bewusstsein für das Problem entstehen“, bilanziert Seebens.

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