Hunderttausende Tonnen Laub in deutschen Städten und Kommunen
Zwischen 620.000 und 740.00 Tonnen Laub fallen in deutschen Städten und Kommunen nach Hochrechnungen von UMSICHT jährlich an. Diese Zahlen basieren auf öffentlich verfügbaren Angaben zum Laubanfall in 38 Städten und Kommunen sowie Hochrechnungen des Instituts über die jeweiligen Flächen und Einwohnerzahlen. Damit übersteige die Laubmenge beispielsweise die jährliche Gesamtmenge an Abfall der Millionenstadt Köln. Um rutschige Straßen, Gehwege und verstopfte Straßenrinnen zu vermeiden und somit die Verkehrswege zu sichern, muss das Laub zeitnah beseitigt werden, die gesammelte Biomasse landet anschließend üblicherweise auf Kompostieranlagen. Allerdings hat Laub meist schlechte Rotte-Eigenschaften und belegt im Herbst und Winter Kapazitäten in den Anlagen, so das Institut.
Gute Verbrennungseigenschaften nach entsprechender Vorbehandlung
Gleichzeitig verfüge es jedoch nach entsprechender Vorbehandlung über gute Verbrennungseigenschaften, so UMSICHT weiter. Eine Herausforderung bei der Verbrennung liege in der inhomogenen Zusammensetzung des Sammelguts: Neben den herabfallenden Blättern befinden sich etwa Erdanhaftungen, Steine oder Sand in den gesammelten Laubfraktionen. Daraus resultiere ein erheblicher Ascheanteil von im Extremfall bis zu 50 Prozent. Eine weitere Herausforderung seien die unterschiedlichen Feuchtegehalte des Laubs und ein saisonal stark abweichendes Aufkommen. Um konstant einen kosteneffizienten und nachhaltigen Brennstoff zu erhalten, werden daher entsprechende Aufbereitungs- und Lagerungsverfahren untersucht.
Lokal und bedarfsgerecht klimaneutrale Energie gewinnen
„Das Besondere an dem LaubCycle-Ansatz ist, dass Kommunen den Stoffstrom Laub potenziell in einem geschlossenen Kreislauf führen können“, so Dr. Esther Stahl, Leiterin der Abteilung strategische Projekte am Fraunhofer Institut Umsicht. Zum einen könne auf Basis des neuen Brennstoffs lokal und bedarfsgerecht klimaneutrale Energie – Wärme und Strom – gewonnen werden. Hier sehe man für Kommunen und Entsorgungs- beziehungsweise Aufbereitungsunternehmen einen möglichen Vermarktungsweg an regionale Biomassefeuerungen. Zum anderen eigneten sich die in den Aschen enthaltenen Nährstoffe potenziell als Dünger in Komposten, die auf kommunale, landwirtschaftliche oder private Flächen aufgebracht werden könnten.
Innerhalb des Projekts LaubCycle – an dem neben UMSICHT auch die Stadt Schortens und das Biomasse-Aufbereitungsunternehmen Franz-Josef Kipp beteiligt sind – soll nun untersucht werden, wie sich ein geschlossener Kreislauf auf Basis von Laub in Kommunen realisieren lässt, so Lukas Gosmann, der Leiter des Projektteams. Dazu gehörten ausführliche Analysen des Laubs und der entstehenden Aschen, Untersuchungen zur Aufbereitung sowie der Einfluss der Laubqualität auf die Emissionen bei der Verbrennung in einer Praxisfeuerung.