Friedhofsgärtner testen torffreie Bepflanzung von Gräbern

Veröffentlichungsdatum: , Daniela Sickinger / TASPO Online

Graberden sollen aus ästhetischen Gesichtspunkten möglichst dunkel und feinkrümelig sein. Foto: RitaE/Pixabay

Kann bei der Gestaltung von Gräbern und öffentlichen Pflanzflächen auf Friedhöfen weitgehend auf Torf verzichtet werden? Das will ein neues Modell- und Demonstrationsvorhaben im Rahmen der Torfminderungsstrategie des BMEL herausfinden, an dem vier Friedhofsgärtnereien aus Süddeutschland beteiligt sind.

Schwarztorfanteil in vielen Graberden nach wie vor hoch

Graberden enthalten derzeit häufig noch hohe Anteile von Schwarztorf, informiert die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR). Im Zuge der im Juli 2022 vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) veröffentlichten offiziellen Torfminderungsstrategie wurde jedoch auch der Handlungsbedarf im Friedhofsgartenbau umrissen. Beim Torfersatz in Graberden sind laut FNR allerdings mehrere Punkte zu berücksichtigen – so sollen die auf Friedhöfen zum Einsatz kommenden Erden beispielsweise aus ästhetischen Aspekten besonders dunkel und feinkrümelig sein, darüber hinaus müssen sie mit einem guten Wasserspeichervermögen lange Gießintervalle ermöglichen und auch bei wechselnder Bepflanzung im Jahresverlauf strukturstabil bleiben.

Projekt TorfFrie im Oktober 2022 gestartet

Dass trotz dieser Anforderungen auf Friedhöfen ein weitgehender Verzicht auf Torf bei der Gestaltung von Gräbern und öffentlichen Pflanzflächen möglich ist, soll nun das im Oktober 2022 gestartete und bis Ende September 2025 vom BMEL im Rahmen des beschlossenen Torfausstiegs über die FNR als Projektträger geförderte Modell- und Demonstrationsvorhaben zum Einsatz torfreduzierter Substrate im Friedhofsgartenbau TorfFrie belegen. Darin reduzieren vier Friedhofsgärtnereien aus Süddeutschland den Torfeinsatz auf Modellflächen schrittweise bis möglichst auf null.

Um eine gute Übertragbarkeit der Ergebnisse sicherzustellen, orientieren sich die teilnehmenden Betriebe laut FNR bei der Gestaltung der Demoflächen an den vom Bund deutscher Friedhofsgärtner (BdF) herausgegebenen Richtlinien und Pflanzempfehlungen. Optik, Arbeits- und Materialaufwand werden dabei von den Friedhofsgärtnereien dokumentiert, außerdem bewerten sie der FNR zufolge den Umstieg auf Torfersatzstoffe – zum Einsatz kommen sollen vor allem Holzfasern, Grüngutkompost, Rindenhumus und Ton – auch aus ökonomischer Sicht. Obwohl die Betriebe alle in Süddeutschland liegen, sollen sich die Ergebnisse laut der FNR auch auf andere Regionen im Bundesgebiet übertragen lassen, da die ausgewählten Modellflächen eine große Bandbreite an Standortbedingungen repräsentieren würden.

Wissenschaftliche Begleitung durch die HSWT

Wissenschaftlich begleitet und koordiniert werden die Arbeiten von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT), die der FNR zufolge auch für den Wissenstransfer zuständig ist. Unter anderem würde die Hochschule Wachstumsversuche typischer Friedhofspflanzen in Substraten mit einem Anteil von unter 25 Prozent Torf durchführen, um die Betriebe beraten zu können und das Risiko für sie zu minimieren. Außerdem untersucht die HSWT das Wasserhaltevermögen und Sackungsverhalten torfreduzierter und torffreier Graberden – solche Messungen können aus Pietätsgründen nicht auf den Friedhöfen erfolgen, wie die FNR erklärt.

Wie aus der Aufgabenbeschreibung des Modell- und Demonstrationsvorhabens TorfFrie zu entnehmen ist, sollen damit Vorbehalte von Friedhofsgärtnern und -betreibern gegenüber torfreduzierten beziehungsweise torffreien Kultursubstraten abgebaut werden. Außerdem soll aus den Erfahrungen der an TorfFrie teilnehmenden Betriebe ein Leitfaden für die Auswahl geeigneter Substrate entwickelt werden, der die Stärken und Schwächen der verschiedenen Torfersatzstoffe vor dem Hintergrund der besonderen Anforderungen im Friedhofsbereich beinhaltet.

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