Gärtner und Substrathersteller treffen sich zum „Erdengipfel“

Veröffentlichungsdatum: , Daniela Sickinger / TASPO Online

Rudolf Rath (l.) führt die Teilnehmer des „Erdengipfels“ durch seine Gärtnerei, die zu den TerZ-Betrieben gehört. Foto: BGV

An einem „Runden Tisch torfreduzierte Substrate“ trafen sich unlängst Gärtner und Vertreter verschiedener Erdenhersteller, informiert der Bayerische Gärtnerei-Verband (BGV). Dabei ging es unter anderem um die Frage, um wie viel Prozent der Torfanteil in Erden und Substraten reduziert werden kann, ohne dass Profigärtner und Verbraucher in der Praxis damit „Schiffbruch“ erleiden.

Infotag und „Runder Tisch“ zu torfreduzierten Substraten

Rund 50 Gärtnerinnen und Gärtner aus ganz Bayern sowie Vertreter von fünf Erdenherstellern kamen bei der vom Bayerischen Gärtnerei-Verband und der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) gemeinsam organisierten Veranstaltung zusammen, die aus einem breit gefächerten Infotag „Torfreduzierte Substrate“ und dem eingangs erwähnten „Runden Tisch torfreduzierte Substrate“ bestand. Wie der BGV berichtet, wurden dabei zunächst Ergebnisse aus dem in Bayern von der HSWT koordinierten Projekt TerZ (Torfersatz im Zierpflanzenbau) vorgestellt. Dazu gehörte auch eine Betriebsbesichtigung in der Gärtnerei Rath in Moosinning, die dem BGV zufolge einer von vier Betrieben ist, die im Rahmen des TerZ-Projekts intensiv bei der Umstellung auf torfreduzierte Erden begleitet wurden.

Rath berichtet über Torfreduktion in seinem Betrieb

Wie Betriebsinhaber Rudolf Rath dabei erklärt habe, sei er die Umstellung auf ein Substrat mit 50 Prozent in seiner Gärtnerei mit Zuversicht angegangen – bereits in seiner Jugend sei dem Torf ein erheblicher Teil Kompost beigemischt worden, so Rath, der die Vorteile des Komposts auch bei seinem derzeitigen torfreduzierten Substrat ausgesprochen schätze. Ein Teil des Torfes seit darüber hinaus durch Holzfaser ersetzt, weshalb ein erhöhtes Augenmerk auf Bewässerung und Düngung gelegt werden müsse. Als „überraschend unkompliziert“ habe Rath dagegen die Bewässerung seiner Bodenbeete mit Vliesmatten bezeichnet. Mit dem torfreduzierten Substrat könne er trockener kultivieren als ursprünglich angenommen, was auch zu einer Einsparung an Hemmstoffen führe. Wie Rath bei der Betriebsbesichtigung darüber hinaus berichtet habe, wird bei der Bewässerung und Düngung in seiner Gärtnerei auf eine engmaschige Kontrolle geachtet.

Herausforderungen für Profi- und Hobbygärtner

Dem Thema Düngung und Bewässerung wurde auch im anschließenden Vortragsteil an der Hochschule in Weihenstephan viel Aufmerksamkeit gewidmet. Laut BGV schilderte dabei unter anderem Dr. Dieter Lohr von der HSWT die Herausforderungen, denen sich Profi- und Freizeitgärtner bei stark torfreduzierten oder gar torffreien Substraten stellen müssen. Wie Lohr berichtet habe, mussten beispielsweise die torfreduzierten Balkonkästen mit Sommerflor an der HSWT in Hitzeperioden mindestens doppelt so oft und bis zu dreimal täglich gegossen werden – das sei dem Experten zufolge für den größten Teil der Bevölkerung nicht zu leisten – ohne Wasserspeicherkästen oder eine automatische Bewässerung werde die Bevölkerung die Freude an Beet- und Balkonpflanzen in torffreien Erden rasch verlieren, so Lohrs Prognose.

Beim „Runden Tisch“ am Nachmittag habe sich gezeigt, dass dieses Thema auch die Endverkaufsbetriebe im BGV beschäftigt – der größte Teil der Verbraucher werde „Schiffbruch“ erleiden, wenn der Torfanteil in den Hobbyerden in dem durch die Branchenvereinbarung vorgesehenen Maß reduziert werde, befürchten dem BGV zufolge vieler seiner Mitglieder. Eine torffreie oder um mehr als 50 Prozent torfreduzierte Erde unterscheide sich in ihren Eigenschaften so stark von den bisherigen Erden, dass ein erfolgreiches Gärtnern in Frage gestellt sei.

Risiko von Produktionsausfällen

Bei den Profisubstraten hätten ebenfalls viele der anwesenden Betriebsinhaber und -leiter die Einschätzung geteilt, dass eine Torfreduktion bis zu 50 Prozent gemanagt werden könne, so lange die Substratqualität gut und vor allem gleichmäßig sei. Entsprechend habe der weit überwiegende Teil der Teilnehmer laut BGV angegeben, in den kommenden Jahren den Torfanteil im Substrat um 50 Prozent reduzieren zu wollen oder diesen Anteil bereits erreicht zu haben. Wie unter anderem Reiner Steinhilber, der bei der Diskussion die Einzelhandelsgärtner im BGV vertrat, dabei anmerkte, steige bei einem noch höheren Anteil allerdings das Risiko von Ausfällen bei den kultivierten Pflanzen so stark, dass dies nicht mehr als eine nachhaltige Produktion angesehen werden könne. Denn wenn am Ende der Kultur Pflanzen nicht verkaufsfähig seien und entsorgt werden müssen, sei dies keine nachhaltige Nutzung von Ressourcen.

Europäische Lösung für Torfreduktion gefordert

Wie außerdem seitens der Substrathersteller bei der Diskussion immer wieder betont worden sei, so der BGV, stünden für eine Umstellung aller Kultursubstrate auch nur auf 50 Prozent Torfreduktion aktuell gar nicht genügend Torfersatzstoffe zur Verfügung. So bestehe etwa jetzt schon eine starke Konkurrenz bei der Holzfaser zwischen der Verfeuerung und der Verwendung für Substrate, was die Preise für die Ersatzstoffe und die Substrate zusätzlich in die Höhe treibe. „Unsere Pflanzen sollen aber nicht zu Luxusartikeln werden“, so Steinhilber. „Vor allem ist es auch nicht nachhaltig, wenn künftig die Pflanzen aus anderen Ländern zu uns kommen, wo auf Torfreduktion kein Wert gelegt wird.“ In diesem Zusammenhang habe Stefan Strobel als Landesfachgruppenvorsitzender Zierpflanzen-Produktion im BGV eine europäische Lösung für die Frage der Torfreduktion im Zierpflanzenbau angemahnt.

„Wir schaffen es nur gemeinsam“

„Wir Gärtner leben unseren Beruf mit Herzblut – deshalb ist es uns ein Anliegen, nachhaltig zu arbeiten. Das gilt auch für die Reduktion von Torf in unseren Substraten“, so Gabriele Haid, Umweltausschussvorsitzende des BGV. „Bei der Erprobung neuer Substratzusammenstellungen brauchen wir aber Unterstützung – nicht nur durch die Versuchsanstalten, sondern ganz besonders auch durch die Erdenhersteller. Nur gemeinsam können wir die Herausforderungen bewältigen.“ Wie die Erdenhersteller beim „Runden Tisch“ betont hätten, unterstützen sie die Betriebe unter anderem bereits bei der Suche nach der für den Betrieb individuell am besten geeigneten Lösung für den Torfersatz oder bei der Analyse von Nährstoffgehalten.

Cookie-Popup anzeigen