Gar keine Utopie: der perfekte nachhaltige Garten

Veröffentlichungsdatum: , Katharina Adams

Mit der Natur gärtnern, nicht gegen sie – das ist das Grundprinzip des nachhaltigen Gartens. Auch Technik und Ausstattung sollten sich diesem Prinzip unterordnen. Foto: Katharina Adams

Die Stichworte zum Thema Nachhaltigkeit sind seit Jahren immer die gleichen: Langlebigkeit, Recycling, Rohstoffsparsamkeit, Kreislaufdenken. Die konkrete Umsetzung kann dabei je nach Bereich ganz unterschiedlich ausfallen. Einige Beispiele sollen zeigen, wie sie etwa bei einem typischen Hausgarten aussehen kann. Die Grüne Branche kann ihre Kunden dabei mit ihrer Expertise unterstützen.

Nachhaltige Pflanzen – Produktion und Verwendung

Bei dem Begriff nachhaltige Pflanzen werden die meisten wahrscheinlich sofort an nachhaltige Pflanzenproduktion denken. Zu Recht, denn das ist der eine, ganz wesentliche Bereich. Und in das Thema nachhaltige Pflanzenproduktion fließen ganz unterschiedliche Faktoren ein. Zur Nachhaltigkeit gehört, dass es ein nachhaltiges Bewässerungs- und Düngemanagement gibt. Also die Nutzung von Regenwasser, wo es möglich ist, das Sammeln von Regenwasser, die Rückführung von überschüssigem Gießwasser in den Sammelkreislauf. Ähnliches gilt für den Umgang mit Dünger. Punktgenaue Dosierung ist genauso selbstverständlich wie Maßnahmen, die dafür sorgen, dass Dünger nicht ausgewaschen oder mit dem Gießwasser in die Umgebung gelangt.

Bei Topf- und Containerkulturen (Gefäße bitte aus Recyclingmaterial) werden entweder Fertigsubstrate verwendet oder der Produktionsbetrieb mischt sich seine Spezialsubstrate aus einzelnen Komponenten selbst zusammen. Der Ersatz von Torf zum Beispiel durch Holzfasern, ein hoher Anteil von kompostiertem Material, regionaler Einkauf – das sind Mindestanforderungen an nachhaltige Substrate.

Neben der Produktion spielt aber auch die Verwendung der Pflanzen eine wichtige Rolle. Standortgerechte Verwendung ist hier das Stichwort. Also die Anpassung der Pflanzenauswahl an die gegebenen Verhältnisse – mit der Natur gärtnern, nicht gegen sie. Mit Blick auf Klimawandel und sommerliche Wasserknappheit gewinnen neue Sortimente an Gewicht, die besser damit zurechtkommen und wenig Pflege benötigen. Pflanzen, die mit viel Energieaufwand produziert und über weite Wege transportiert werden, um dann als „Instant-Pflanzen“ nur kurze Zeit im Garten zu stehen, um anschließend durch Neues ersetzt zu werden, sind alles andere als nachhaltig. Aber es gibt Alternativen. Hier ist der Fachhandel gefragt, die Kunden auf ihrem Weg in die Nachhaltigkeit zu unterstützen.

Im natürlichen Kreislauf – nachhaltige Pflanzenpflege

Auch wenn man in der Pflanzenauswahl schon sehr viel für die Nachhaltigkeit tun kann, benötigen auch optimal an ihren Standort im Garten angepasste Pflanzen ein Mindestmaß an Pflege, Ernährung und Schutz. Optimal wäre es, einen perfekten Kreislauf zu etablieren, bei dem die Kompostwirtschaft eine Hauptrolle spielt. Alle organischen Materialien im Garten würden gesammelt, kompostiert und den Pflanzen als Nahrung wieder zur Verfügung gestellt. In einem solchen Kreislauf halten sich auch Nützlinge und Schädlinge gegenseitig in Schach, Maßnahmen zur Vorbeugung oder Bekämpfung von Schädlingen und Krankheiten sind nur selten nötig.

Wenn sie aber nötig sind, sollten sie so wenig wie möglich in den Kreislauf eingreifen. Oftmals kann es sogar besser sein, erst einmal abzuwarten, ob sich nicht das Gleichgewicht von selbst wieder herstellt, zum Beispiel wenn sich bei starkem Blattlausbefall schnell Marienkäfer und ihre gefräßigen Larven einfinden und vermehren, oder wenn eine brütende Meisen-Familie der Raupenplage in kurzer Zeit ein Ende setzt. Insgesamt führt etwas mehr Gelassenheit und weniger Perfektionismus immer zu mehr Nachhaltigkeit. Mit einem gewissen Befallsdruck kommen Pflanzen durchaus alleine zurecht, wenn sie gut ernährt sind und standortgerecht verwendet werden. Eine Alternative zu vielen chemischen Wirkstoffen kann die mechanische Bekämpfung von Schadorganismen sein. Dazu zählen zum Beispiel Klebe- und Lockstofffallen, aber auch Schutznetze gegen Schadinsekten und konstruktive Barrieren, zum Beispiel gegen Wühlmäuse oder Schnecken.

Von einfach bis anspruchsvoll – nachhaltige Technik

Technik ist im Garten vor allem dazu da, die Arbeit zu erleichtern. Wie stark und auf welche Weise, hängt von den individuellen Wünschen der Gartenbesitzer ab. So möchte er vielleicht das Rasenmähen komplett an einen Robotermäher „outsourcen“, vielleicht ist für ihn das Schieben des mechanischen Hand-Spindelmähers aber auch eine meditative Beschäftigung, auf die er nicht verzichten möchte. Dazwischen gibt es noch Elektro- und Benzinmäher in allen möglichen Ausführungen und Größen. Bei allen Arten von Mähern fließen verschiedenste Kriterien in die Beurteilung über Nachhaltigkeit ein. Wie umweltfreundlich ist beispielsweise der Herstellungsprozess, wie ist die Ökobilanz der verwendeten Rohstoffe, wie hoch sind die Sozialstandards der Hersteller? Immer stärker in den Fokus der Betrachtung rückt auch die Lebenszyklus-Analyse, die auch die Entsorgungskosten mit einschließt. Langlebige Technik, die eine lange Nutzungsdauer ermöglicht, schneidet dabei besser ab. Wichtig ist auch, dass sich Geräte reparieren lassen, dass einzelne defekte oder abgenutzte Teile gut ausgetauscht werden können.

Ohne Akku-Technik geht bei den Elektrogeräten heute nichts mehr. Umso wichtiger ist es, dass bei der Fertigung höchste Umweltstandards eingehalten und Recyclingmöglichkeiten genutzt werden, wo immer es möglich ist. Bewässerungstechnik trägt dazu bei, den Wasserverbrauch zu senken, zum Beispiel durch Tröpfchenbewässerung oder durch automatische Bewässerung mit Feuchtesensoren, die den optimalen Wasserbedarf ermitteln helfen.

Wirklich nachhaltig sind das Sammeln und die Nutzung von Regenwasser. Schon einfache Sammelbehälter, die ans Regenrohr angeschlossen werden, helfen signifikant beim Wassersparen. Um den Rasen und größere Beetflächen zu bewässern, kann sich der Einbau einer Zisterne lohnen, vor allem vor dem Hintergrund zunehmender langer Trockenperioden im Sommer. Wie ausgeklügelt und automatisiert das Wassermanagement letztendlich sein soll, muss eine Kosten-Nutzenanalyse im Planungsprozess ermitteln.

Nachhaltige Möbel – Recycling und Upcycling

Der Garten als Draußen-Wohnzimmer wäre ohne gemütliche und vielseitig nutzbare Möbel unvollständig. Die Ansprüche wachsen, die Terrassen füllende Lounge-Gruppe ist fast schon Standard. Dazu kommen Outdoor-Teppiche, Kissen und weiche Polster, alles muss wetterfest und pflegeleicht sein. Aber auch nachhaltig? Aus welchen Fasern bestehen beispielsweise die Polster, könnte man sie auch aus Recyclingfasern herstellen? Sind Stoffe aus Naturfasern chemisch behandelt, um sie gegen Feuchtigkeit und Schimmel zu schützen? Nicht nur bei Polstern, sondern auch bei der Verwendung von Kunststoffteilen generell setzen etliche Hersteller inzwischen auf die Wiederverwertung. Besonders konsequent wird das beispielsweise beim norwegischen Unternehmen Vestre umgesetzt, das Plastikmüll aus dem Meer fischt, granuliert und daraus sehr hochwertige Möbel herstellt.

Bei verwendeten Hölzern hat man die Wahl zwischen tropischen und heimischen, wobei die tropischen Hölzer per se nicht weniger nachhaltig sein müssen. Aber Nachweise über Anbaumethode, Transportwege und auch soziale Standards sind unabdingbar. Einige heimische Hölzer sind ebenso langlebig, wenn man sie ein wenig pflegt, und das ist auch mit umweltfreundlichen Lacken und Ölen möglich. Sogenanntes Thermoholz – hier wird das Holz quasi in Öl „frittiert“ – ist eine echte Alternative. Es ist durch diese Behandlung extrem langlebig und fällt durch besondere Farbeffekte auf. Heimisches Robinienholz kann es aber auch unbehandelt mit Teak und Co. aufnehmen.

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