Lange Tradition des Gartenbauunterrichts an Waldorfschulen
Der Gartenbauunterricht an Waldorfschulen basiert auf der Waldorfpädagogik von Rudolf Steiner und ist fester Bestandteil ihres Lehrplans. Die Schüler sollen die Vielfalt der Natur erleben und entdecken, sowie deren Zusammenhänge erkennen lernen. Durch die Vermittlung von Fachwissen und die gestaltende, pflegende Arbeit an der Natur sollen die Kinder Urteilsvermögen und Verantwortungsbewusstsein entwickeln. Dabei werde ein Schulgarten als Kulturraum geschaffen und so gestaltet, dass Fülle, Schönheit und Sinn erlebbar werden. Als in den 1920er Jahren die ersten Waldorfschulen in Deutschland entstanden, waren viele Menschen noch in der Landwirtschaft beschäftigt, da lag es für Waldorf-Gründer Steiner nahe, dass es in seiner Pädagogik auch ein Unterrichtsfach Gartenbau geben solle.
Verantwortungsbewusstsein für die Natur schaffen
Rudolf Steiner wollte aber mehr, als dass Kinder nur selber Gemüse heranziehen können. Ökologische Erziehung sei für ihn eine Existenznotwendigkeit und wird in unserer heutigen Gesellschaft und bei den Themen Klimawandel und Erderwärmung immer wichtiger. Waldorf-Schüler sollen Naturzusammenhänge richtig beurteilen lernen und einen verantwortlichen Umgang mit der Natur entdecken. Aus der Praxis heraus gewinnen die Schüler Kenntnisse über die ökologischen und wirtschaftlichen Zusammenhänge bei der Erzeugung von Nahrungsmitteln.
Waldorfschule Schwerin unterrichtet Klassen 6 bis 8 im Gartenbau
An der freien Waldorfschule Schwerin beispielsweise, über die bereits der NDR berichtete, findet das Unterrichtsfach Gartenbau in den Klassen 6-8 mit jeweils 2 Wochenstunden statt. Dazu werden die Klassen in zwei Gruppen aufgeteilt mit bis zu 15 Schülern, so dass der Schulgarten in 12 Unterrichtsstunden pro Woche von den Schülern bearbeitet wird. Die andere Gruppe der jeweiligen Klasse hat parallel entweder Handarbeit oder Werken. In Schwerin stehen den Schülern gut 1.600 Quadratmeter Land zur Verfügung, auf dem Gemüse, Obst, Blumen und Kräuter angebaut werden. Die erwirtschafteten Nahrungsmittel kommen dann auch später direkt nach der Ernte auf den Tisch. Der gesamte Anbau erfolgt biologisch und ohne Mineraldünger und Pestizide. Das Konzept des Schulgartens ist allerdings keine Erfindung der Waldorfpädagogik. Schon vor 1920 gab es solche Gärten, die damit eine sehr lange Geschichte haben. Gerade in der heutigen Zeit könnte das Unterrichtsfach Gartenbau aber auch an staatlichen und privaten Schulen Einzug halten, damit kommende Generationen einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur erlernen.