Gebietseigene Gehölze: Lorenz von Ehren steigt aus ZgG aus

Veröffentlichungsdatum: , Daniela Sickinger / TASPO Online

„Bisher ist mir keine Studie bekannt, die belegt, dass gebietseigene Gehölze einen Mehrwert für die Natur erbringen“, so Bernhard von Ehren. Die Hamburger Baumschule will sich stattdessen künftig auf ein Klimawandelsortiment spezialisieren. Foto: Baumschule LvE

Die Baumschule Lorenz von Ehren hat ihre Mitgliedschaft in der Zertifizierungsgemeinschaft gebietseigener Gehölze (ZgG) gekündigt und wird künftig keine gebietseigenen Gehölze mehr anbieten. Das Unternehmen begründet diese Entscheidung unter anderem mit der angespannten Pflanzensituation am Markt. TASPO Online hat dazu auch die ZgG um eine Einschätzung gebeten.

Lorenz von Ehren will sich künftig auf Klimawandelsortiment spezialisieren

Die Hamburger Baumschule Lorenz von Ehren hatte nach eigenen Angaben mit zu den ersten Produktionsbetrieben gehört, die von der Zertifizierungsgemeinschaft gebietseigener Gehölze (ZgG) die Zertifizierung vieler Gehölze als „gebietseigen“ erhalten hatte. Jetzt aber will sich das 1865 gegründete Familienunternehmen von den gebietseigenen Gehölzen im Sortiment verabschieden und sich stattdessen künftig vermehrt auf ein sogenanntes Klimawandelsortiment spezialisieren, wie der geschäftsführende Gesellschafter Bernhard von Ehren in einer Mitteilung der Baumschule erklärt.

Das Thema „Klimawandel und Gehölze“ beschäftige die Baumschule demnach bereits seit weit über zwanzig Jahren, weshalb das Unternehmen in diesem Bereich über immense Erfahrungen verfüge und sich zunehmend mit dem Themenkomplex „Stadtbäume der Zukunft – Bäume im Klimawandel“ auseinandersetzen wolle. Nach Unternehmensangaben werden die Experten der Baumschule dabei künftig genau beobachten und analysieren, welche momentan als klimawandeltauglich eingestuften Baumarten und -sorten bestehen werden und welche zusätzlich in das Sortiment aufgenommen werden sollten.

Angespannte Pflanzensituation am Markt als weiterer Grund

Als weiteren Grund, zukünftig keine gebietseigenen Gehölze mehr anbieten zu wollen, nennt die Baumschule Lorenz von Ehren zudem die angespannte Pflanzensituation am Markt. „Hier ziehen wir uns raus, weil unsere Gehölze qualitativ hervorragend sind, und das ist am Markt seit Jahren bekannt. Darauf setzen wir und darauf kann man sich bei uns weiterhin verlassen“, so Bernhard von Ehren. Ihm sei außerdem bislang keine Studie bekannt, die belege, dass gebietseigene Gehölze einen Mehrwert für die Natur erbringen, so der geschäftsführende Gesellschafter der Hamburger Baumschule.

Gebietseigene Gehölze für die freie Natur per Gesetz vorgeschrieben

Unabhängig davon sind gebietsheimische Gehölze nach §40 Absatz 4 des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) jedoch für die freie Natur zwingend vorgeschrieben. „Deshalb sind auch weiterhin 33 Produktionsbaumschulen der ZgG angeschlossen. Sie alle sind mittlerweile DAkkS (Deutsche Akkreditierungsstelle) zertifiziert und können so uneingeschränkt am gesamtdeutschen Markt für gebietsheimische Gehölze teilnehmen“, erklärt dazu ZgG-Sprecher Christoph Dirksen gegenüber TASPO Online. Nur durch den intensiven Einsatz der Zertifizierungsgemeinschaft gebietseigener Gehölze und des Bunds deutscher Baumschulen (BdB) sei es den Mitgliedern erst möglich geworden, am Markt für gebietsheimische Gehölze in Deutschland uneingeschränkt teilzunehmen.

Ausstieg aus der ZgG eine „einzelbetriebliche, unternehmerische Entscheidung“

Dass die Baumschule Lorenz von Ehren ihre Mitgliedschaft in der ZgG gekündigt habe, ist laut Dirksen „eine einzelbetriebliche, unternehmerische Entscheidung“. Sämtliche Baumschulen in Deutschland würden traditionell diejenigen Pflanzen produzieren, die sie für ihren Betrieb als marktrelevant erachten. „Dabei muss jeder für sich berücksichtigen, welchen Kundenkreis er bedienen möchte. Hierbei spielt es eine wichtige Rolle, ob man seine Gehölze regional, national oder sogar international vermarktet“, so der ZgG-Sprecher. Für alle Baumschulunternehmer sei es deshalb immer wieder wichtig, „ihre Produktschiene zu überdenken, hinterfragen, verbessern oder sogar zu erneuern, da sich die Sortimente immer mal wieder ändern können.“

Baumschulen werden auch in Zukunft gebietsheimische Gehölze produzieren

Fehlende Pflanzen für Gesamtlieferungen müsse jede Baumschule „zuhandeln“ – nicht nur beim Thema „gebietsheimische Gehölze“, sondern auch im ganz normalen Tagesgeschäft. „Schon immer ist es so gewesen, dass Baumschulen nur einen Grundstock an Eigenware produzieren, um mit den zugekauften Pflanzen von anderen Baumschulkollegen als Komplettsortimenter auftreten können“, erklärt Dirksen. „Deshalb wird es auch in Zukunft Baumschulen geben, die gebietsheimische Gehölze produzieren, um diese dann an die Kollegen weiterzuverkaufen, damit Komplettlieferungen möglich sind.“ Dies funktioniere beispielsweise bei Rosen, Bodendeckern oder wurzelnackten Sträuchern bereits seit Jahrzehnten, so der Gehölzexperte.

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