Gärtner der Reichenau produzieren 15.000 Tonnen Frischgemüse pro Jahr
Die Reichenau-Gemüse eG ist die Erzeugerorganisation für die Gemüsegärtner der Insel Reichenau. Auf der im Bodensee gelegenen Insel befindet sich das südlichste Gemüse-Anbaugebiet Deutschlands. Auf der klimatisch gut gelegenen Insel mit ihren humosen Böden werden auf etwa 80 Hektar Freilandfläche und auf 40 Hektar unter Glas Gemüse angebaut. Zu Reichenau-Gemüse gehören zusätzlich noch 18 Hektar Freilandfläche und 14 Hektar unter Glas auf dem Festland. Die Reichenau-Gemüse-Vertriebs eG bildet dabei die Absatzorganisation für das gesamte Reichenauer Gemüse. Der Absatz findet vorwiegend regional in Süddeutschland statt. Das Sortiment bildet den Großteil der gängigen Gemüsesorten ab – viele davon aus integriertem Anbau oder in Bio-Qualität.
„Da wir auf der Insel sehr klein strukturiert sind, müssen wir unseren Endverbrauchern diese Insellage, diese Einzigartigkeit irgendwie mit der Verpackung rüberbringen. Diese kleinen Strukturen haben zur Folge, dass wir sehr arbeitsintensiv gärtnern müssen. Unser Produkt ist immer teurer und muss auch teurer sein als die Mitbewerber aus dem eigenen Bundesland oder auch aus Europa“, fasst Müller zusammen. 15.000 Tonnen Frischgemüse werden von den etwa 60 Gärtnern der Reichenau pro Jahr produziert – in intensiver Handarbeit, wie Müller erklärt.
Anforderungen von Handel und Endverbrauchern bei Gemüse-Verpackung berücksichtigen
Bei der Verpackung müsse Reichenau-Gemüse unter anderem die Anforderungen des Handels umsetzen. „Wir müssen produktgerecht und qualitätserhaltend verpacken. Auch den Image-Transfer müssen wir über die Verpackung leisten. Eine Gurke aus den Niederlanden oder Spanien kann im Zweifelsfall ohne die richtige Kennzeichnung an der Kasse nicht von einer unserer Gurken unterschieden werden“, sagt Müller, für den klar ist, dass auch die Endverbraucher berücksichtigt werden müssen. „Viele Endverbraucher fragen zwar hochwertige, regionale Produkte nach, sind am Ende aber nicht bereit, auch für diese zu bezahlen. Deswegen sind wir letztendlich auch gefordert, immer wieder neue Dinge für unsere Verpackungen zu erfinden.“ Zunehmend werde damit auch die Materialauswahl wichtiger.
Rispentomaten von der Reichenau werden zum Beispiel in Wellpappschalen ohne Deckel verkauft, jedoch mussten diese bisher in Plastikhüllen eingepackt werden – eine Vorgabe des Handels. „Damit tragen wir selbst, wenn auch unwillentlich, auch zur Plastikverschmutzung mit bei.“ Jetzt haben sich die Anforderungen aus dem Handel geändert: „Wir sollen weg von unseren etwa sieben Millionen Plastikverpackungen pro Jahr“, sagt Müller.
„Verpackung von morgen“ für Gemüse von der Reichenau
Für die „Verpackung von morgen“ haben sich die Gemüsegärtner der Insel Reichenau entsprechende Partner ausgesucht – für die Schalen etwa einen laut Müller sehr guten Wellpappe-Lieferanten mit hohem Altpapieranteil, der die Anforderungen von Reichenau-Gemüse umsetzen kann. „Die wahre Herausforderung bei diesen Schalen ist jedoch, dass diese verschlossen werden müssen. Das Vertauschen oder Anfassen von Ware durch den Endkunden wird damit unterbunden“, beschreibt Müller den Prozess der Verpackungsentwicklung.
„Für unser Gemüse haben wir also eine zuklebbare flexible Schale aus Wellpappe kreiert, wir haben die entsprechenden Druckdaten anlegen lassen, ein Pflichtenheft an einen Maschinenbauer formuliert und einen Prototyp für eine Verpackungsmaschine bauen lassen. Mit diesen Verpackungen werden wir dieses Jahr voll einsteigen, mit ersten Kunden haben wir die Konzepte bereits durchgesprochen“, führt Müller dazu aus. Das Konzept umfasst unter anderem den Image-Transfer: Die Schalen sind bedruckt mit einem Luftbild der Insel Reichenau und einer Beschreibung der Lage und Anbauweise.
Eine besondere Herausforderung bei dieser Verpackung ist das Zukleben der schließenden Laschen, ohne die Ware zu beschädigen. Dies erfolgt über zwei Klebepunkte, die Form der Laschen macht den Deckel flexibel und schont so beim Verpacken das Gemüse. „Unsere Verpackungen sind so zwar noch offen und der Kunde kann die Ware sehen, es ist aber nicht mehr möglich, diese auszutauschen. Und das ganz ohne Plastik“, so Müller.