EU-Pflanzenschutzrecht erlaubt Glyphosat bis Ende 2022
Medienberichten zufolge geht Bayer davon aus, dass die EU-Kommission das am späten Dienstagnachmittag vom österreichischen Nationalrat beschlossene Verbot von Glyphosat kritisch hinterfragen und rechtlich anfechten werde. Immerhin gestattet die Pflanzenschutzverordnung der Europäischen Union den Einsatz des umstrittenen Herbizids noch bis Ende 2022. Ein nationales Verbot von zugelassenen Wirkstoffen ist demnach nur in Ausnahmefällen erlaubt.
Den Antrag gegen Glyphosat hatte die Sozialdemokratische Partei Österreichs (SPÖ) in den Nationalrat eingebracht, die am 12. Juni einen entsprechenden Gesetzentwurf vorgelegt hatte. Die als rechtspopulistisch geltende Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) hatte umgehend ihre Unterstützung für ein Verbot des Herbizids signalisiert, während die konservative Österreichische Volkspartei (ÖVP) lediglich ein Teilverbot des Wirkstoffs in sogenannten sensiblen Bereichen wie Schulen und Kindergärten sowie im Privatgebrauch befürwortet hatte.
Sollte die EU anders als von Bayer erwartet nicht gegen das Verbot des Unkrautvernichters vorgehen, behält sich der Agrarriese eigene rechtliche Schritte vor. Nach Auffassung des Leverkusener Unternehmens widerspricht der Vorstoß Österreichs umfangreichen wissenschaftlichen Ergebnissen zu Glyphosat. Entsprechend will Bayer die Konsequenzen des Urteils evaluieren und mögliche rechtliche Optionen prüfen, wie ein Unternehmenssprecher gegenüber dem Tagesspiegel äußerte.
Bayer hält an Glyphosat fest, will aber auch in Alternativen investieren
Trotz der Ansage, gegen ein Verbot von Glyphosat in Österreich notfalls gerichtlich vorgehen zu wollen, kündigte Bayer unlängst an, in den kommenden zehn Jahren rund fünf Milliarden Euro in die Forschung und Entwicklung von zusätzlichen Methoden zur Unkrautbekämpfung zu investieren. Zusätzlich plant das Unternehmen, Partnerschaften mit Unkrautforschern weltweit zu vertiefen, um kundenspezifische Lösungen für Landwirte auf lokaler Ebene zu entwickeln.
Dennoch ist sich der Konzern sicher, dass Glyphosat auch künftig eine wichtige Rolle in der Landwirtschaft und in der Produktpalette von Bayer spielen werde, wie jüngst auf der Internetseite des Unternehmens zu lesen war.