Glyphosat: Bayer will für Herbizid kämpfen

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Das Umweltbundesamt will den Einsatz von Glyphosat in Deutschland nur noch unter strengeren Auflagen für den Naturschutz zulassen. Foto: countrypixel/Fotolia

Glyphosat bleibt weiter in den Schlagzeilen: Bundesumweltministerin Svenja Schulze will den Ausstieg aus der Nutzung des Herbizids vorantreiben – und erntet für ihren Vorstoß Kritik. Dagegen will sich Bayer im US-Rechtsstreit mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln für Glyphosat einsetzen.

Strengere Auflagen für Glyphosat-Einsatz?

Das Umweltbundesamt (UBA) will den Einsatz von Glyphosat in Deutschland nur noch unter strengeren Auflagen für den Naturschutz zulassen: Ab 2020 sollen Landwirte im Schnitt zehn Prozent ihrer Ackerfläche für den Schutz der biologischen Vielfalt nutzen, wenn sie Pflanzenschutzmittel anwenden wollen, die wie Glyphosat die Artenvielfalt nachweislich schädigen.

Das kündigten Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) und die Chefin des Umweltbundesamtes, Maria Krautzberger, vergangene Woche in Berlin an. Entsprechende Bescheide für drei glyphosathaltige Mittel, die gerade zur Wiederzulassung anstünden, seien bereits an das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) verschickt. Schulze stellte zudem ihre Vorschläge für den schrittweisen Ausstieg aus der Glyphosat-Nutzung vor, den Union und SPD im Koalitionsvertrag vereinbart haben.

Kritik vom Bauernverband und Industrieverband Agrar

Für diesen Vorstoß erntete sie unter anderem Kritik vom Deutschen Bauernverband (DBV). Der wertete Schulzes Vorschlag als „wenig durchdacht und inakzeptabel“, er gefährde die laufenden Verhandlungen.

Als nicht rechtskonform sieht der Industrieverband Agrar (IVA) die Ankündigung des Umweltbundesamts, sein Einvernehmen im Zulassungsverfahren künftig an Bedingungen zu knüpfen. Zudem führe der Vorstoß von Ministerin Schulze zu noch mehr Unklarheiten im deutschen Zulassungssystem für Pflanzenschutzmittel.

Für wissenschaftlich nicht haltbar hält der IVA zudem das vorgebrachte Argument, Pflanzenschutzmittel wie Glyphosat als die wesentliche Bedrohung der Artenvielfalt in der Agrarlandschaft anzusehen. Dass durch Unkrautbekämpfung Nahrungsquellen für Insekten verloren gehen, sei unbestreitbar – jedoch keine Besonderheit von Herbiziden: Auch der ökologisch wirtschaftende Landwirt bekämpfe Unkräuter.

Bayer: inzwischen 9.300 Glyphosat-Klagen

Mit Blick auf die mittlerweile 9.300 anhängigen Klagen gegen Glyphosat in den USA meldete sich Bayer-Vorstandsmitglied Liam Condon Anfang der Woche in einem Tagesspiegel-Interview zu Wort. Auf die Frage, warum das US-amerikanische Gericht im Prozess um den vermeintlich Glyphosat-geschädigten Hausmeister den zahlreichen Studien nicht geglaubt habe, die eine krebsauslösende Wirkung ausschließen, verwies Condon darauf, dass der Prozess in einer sehr sensiblen Phase stattgefunden habe.

Bayer sei zwar schon Eigentümer von Monsanto gewesen, aber aufgrund von Vorgaben des US-Justizministeriums noch ohne Einfluss auf Management und die Verteidigung vor Gericht. Das Urteil sei ein Geschworenenurteil in der ersten Instanz und Bayer davon überzeugt, dass es keinen Bestand haben werde, da es jahrzehntelange gegenteilige Aussagen von Wissenschaft und Zulassungsbehörden nicht unberücksichtigt lassen könne.

Auch Bayer-Vorstandschef Werner Baumann kündigte an, sein Konzern werde sich „mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln entschieden verteidigen“, weil man davon überzeugt sei, „dass Glyphosat bei sachgerechter Anwendung ein wirklich sicheres Präparat ist“.

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