Gute Praxiserfahrung mit Holzfasern im Presstopfsubstrat

Veröffentlichungsdatum: , Katrin Klawitter

Lignofibre coarse ist grob strukturiert und Gramoflor zufolge eine gute Alternative zum Weißtorf. Foto: Katrin Klawitter

Neu im Portfolio von Gramoflor sind zwei Holzfasern mit besonderen Stärken, die das Substrat-Unternehmen vor Kurzem im Rahmen eines Journalistentags vorstellte: die sehr feine Faser Lignofibre extrafein+ und die sehr grobe Faser Lignofibre coarse. Von guten Erfahrungen mit feiner Holzfaser in torfreduzierten Erdpresstöpfen berichtete dabei der Gemüsejungpflanzen-Betrieb Lüske.

Neue Holzfasern als „Torfersatz-Booster“

Lignofibre coarse dient vor allem dazu, grobe Torfstrukturen zu ersetzen, beispielsweise im Containerbereich, und ist laut Ulrike Fockenberg, Gramoflor-Vertriebsleiterin für Deutschland, ein wesentlicher neuer Bestandteil der Torfersatzstrategie. Denn die Faser ist grob strukturiert, eine gute Alternative zum Weißtorf und hat eine homogene Auffassung ohne harte, unerwünschte Holzsticks. Sie leistet im Boden einen wichtigen Beitrag zur Strukturstabilität, heißt es, vermeidet Staunässe, unterstützt eine gesunde Wurzelbildung, verbessert Wiederbenetzbarkeit und Luftkapazität des Substrats und sorgt dabei für trockene Substrat-Oberflächen und weniger Verunkrautung und Moosbildung auf der Container-Oberfläche. Zusammen mit seiner Neuheit Lignofibre extrafein+, propagiert Gramoflor die Fasern als „Torfersatz-Booster“, da sie sich mit anderen Holzfasern kombinieren lassen.

Hohe Wasseraufnahme und bessere Maschinengängigkeit

Die neue Lignofibre extrafein+ ist eine vorgezogene Neuheit, die das Unternehmen aufgrund der eigenen Rohstoffsituation vorzeitig auf den Markt gebracht hat. Die Vorteile dieser „extrafein+“-Faser gegenüber anderen extrafeinen Fasern: Sie ist noch feiner ausgefasert und hat deutlich kürzere Fasern, eine hohe Wasseraufnahme, eine bessere Maschinengängigkeit – und eignet sich für feine und superfeine Substrate. Versuche im Vermehrungsbereich mit Trays und Presstöpfen haben gezeigt, dass sie in solchen Substraten bis zu 30 Prozent betragen kann. Kulturversuche in Presslingen zeigten bei bis zu 30 Prozent Substratanteil keine erkennbaren Wachstumsunterschiede der Sämlinge.

Erdpresstöpfe großes Thema für Gemüsejungpflanzen-Betrieb

Diese Erfahrungen bestätigte die Betriebswirtin Pia Lüske (siehe Bild rechts, Foto: Katrin Klawitter), Inhaberin des gleichnamigen Gemüsejungpflanzen-Betriebs in Höltinghausen. Das Unternehmen produziert mit 25 Mitarbeitern auf 13 Hektar Gesamtfläche Gemüsejungpflanzen im Freiland und unter Glas – vor allem Salat, Kohl, Paprika, Gurken, Kräuter und Tomaten, als Anschlusskultur Violen. Erdpresstöpfe sind für sie ein großes Thema, sagt Pia Lüske – abhängig von den Kundenwünschen liefert sie die Jungpflanzen bisher in Vier-Zentimeter-Töpfen, seit einiger Zeit auch in kleineren Größen, 3,4er- und 3,8-er-Erdpresstöpfen (sogenannten „Speedys“). Das Unternehmen liefert seinen Kunden die Ware teilweise direkt zum Acker – eigene Lkw machen es möglich, nehmen das Leergut sofort zurück.

Sehr gute Erfahrungen in torfreduzierter Kultur von Gemüsejungpflanzen

Pia Lüske berichtete im Rahmen des Journalistentags von sehr guten Erfahrungen mit der extrafeinen Holzfaser in der torfreduzierten Kultur von Gemüsejungpflanzen, setzt seit April schon 20 Prozent dieser Fasern im Presstopfsubstrat ein – und war überrascht, dass die torfreduzierte Kultur mit 20 Prozent Holzfasern im Salatbereich gut umsetzbar war. Nicht ganz so unproblematisch ist dies dagegen bei Kohljungpflanzen, da diese einen sehr hohen Nährstoffbedarf haben und die häufiger notwendige Bewässerung beim Verwenden von Holzfasern auch Dünger ausspült. Sie hält hier weitere Untersuchungen für notwendig und äußerte sich als Praktikerin skeptisch, ob auf Dauer genügende Mengen an Holzfasern als alternative Ausgangsstoffe verfügbar sind.

Wichtig in der Presstopfherstellung ist laut Lüske eine regelmäßige Überprüfung und Justierung des Wassergehalts im Substrat zur Pressung, denn die matschige Masse wird bei hohem Druck gepresst, sofort mit Saatgut gefüllt und mit Sand abgedeckt, eine ungünstige Konsistenz stört diesen Prozess.

Weitere Umstellung muss beim Kunden erfolgen

Die Pflanzen kommen im Betrieb Lüske drei bis fünf Tage lang zum Ankeimen in einen 18-Grad-Klimaraum, Spargel sogar zehn Tage lang, und nach dem Ankeimen ins Gewächshaus. Je nach Kultur erfolgt die Steuerung völlig unterschiedlich, so lässt sich die Produktion termingenau steuern. Manche Kunden seien mittlerweile von der Lieferung in den torfreduzierten „Speedys“ überzeugt, eine weitere Umstellung müsse beim Kunden erfolgen, um zu mehr Torfreduktion zu kommen, sagt Pia Lüske. Im Profianbau sei dies bisher kein großes Thema, aber Baumärkte fragten durchaus verstärkt danach. Unter anderem müssten sich die Kunden auf eine andere Bewässerung darin erstellen. „Speedys“ seien gut maschinengängig, die Pflanzen darin gut abgehärtet, bräuchten aber etwas mehr Zeit, um später auf dem Acker „in die Gänge“ zu kommen. Auch die Kosten der „Speedys“ seien höher, ein Punkt, den Lüske ihren Großkunden erst beibringen müsse.

Nach Aussagen von Christine Eilers von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen beim Journalistentag von Gramoflor ist ein Modell- und Demonstrationsvorhaben für die Torfreduktion ähnlich dem im Zierpflanzenbau auch für den Gemüsebau geplant.

► Mehr zum Journalistentag und der Torfersatzstrategie von Gramoflor lesen Sie in TASPO 25/2022 sowie in Gärtnerbörse 3/2022.

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