Obst- und Gemüsesparte mit etwa 750 Millionen Euro Gesamtumsatz
Zwar verzeichnet die Obst- und Gemüsesparte von Landgard insgesamt einen Umsatz von circa 750 Millionen Euro, allerdings basiert dieser den Informationen zufolge überwiegend auf Handelsgeschäften, die mit der deutschen Produktion nichts zu tun haben. Die heimische Produktion von Obst und Gemüse verzeichnet demnach einen Umsatz von circa 175 Millionen Euro, davon im Westen circa 130 Millionen Euro, im Norden circa 40 Millionen Euro und im Osten circa fünf Millionen Euro. Zu den Erzeugern, die gekündigt haben, zählen Tomaten-, Gurken-, Paprika-, Treiberdbeeren- und Auberginen-Erzeuger sowie die größten Freilandbetriebe. Darunter sollen auch Mitglieder des aktuellen Aufsichtsrats und des Obst- und Gemüse-Beirats sowie Mitglieder mit jahrzehntelangem Genossenschafts-Engagement sein.
Kritikpunkte der kündigenden Erzeugerbetriebe
Den Weg der genossenschaftlichen Produktion habe Landgard seit Jahren aus den Augen verloren, nicht zuletzt aufgrund vieler Wechsel an der Führungsspitze und intensiver Machtspiele im Kontrollgremium „Aufsichtsrat“. Die Kritik dieser Erzeuger richtet sich den Informationen zufolge vor allem gegen eine bestimmte Person, die mit ihrem Verhalten die genossenschaftlichen Werte missachte. Das Unternehmen Landgard sei zu kostenintensiv und zu schwerfällig. Reformen würden ausgebremst, Kritiker würden „eingeschüchtert oder sogar eliminiert“, so die Quelle. Regionale Erzeugerbetriebe müssten das Import- und Handelsgeschäft seit Jahren subventionieren, zum Beispiel Überseegeschäfte. Dies gehe zu Lasten der Auszahlungspreise für Erzeuger.
Die kündigenden Betriebe wollen offenbar künftig gemeinsam agieren. Erstes Ziel ist den Informationen zufolge eine Wiederaufnahme der Zusammenarbeit mit einer reformierten Erzeugergenossenschaft Landgard. Alternativen könnten die Neugründung einer Erzeugerorganisation oder der Beitritt zu einer bestehenden Organisation sein. Die Warenversorgung mit heimischen Produkten werde auch in Zukunft sicher, reibungslos, verlässlich und vor allem partnerschaftlich und direkt für alle Kunden organisiert – wahrscheinlich nur anders als bisher, heißt es.
Stellungnahme von Landgard zur Kündigung der Erzeuger
Zu der Kündigung nahm Landgard auf Anfrage der TASPO wie folgt Stellung: „Am 31. Mai haben einige Erzeugerbetriebe aus dem Bereich Obst & Gemüse ihre Anlieferverträge mit der Landgard eG fristgerecht zum Jahresende gekündigt. Auch wenn es hier ausdrücklich nicht um die Mitgliedschaft der Betriebe in der Landgard eG (also der Genossenschaft, Anm. d. Red.) geht, nehmen wir diesen Schritt mit Bedauern zur Kenntnis. Die Zusammenarbeit mit einer starken Genossenschaft eröffnet den Betrieben viele Vorteile. Genau darüber werden wir mit den Betrieben, die jetzt ihre Anlieferverträge gekündigt haben, weiterhin sprechen. Daher sind wir positiv gestimmt, mit einigen davon auch über 2021 hinaus in unserem genossenschaftlichen Gedanken weiter zusammen zu arbeiten.
Die kolportierte Höhe des Erzeugerumsatzes, der auf die Betriebe entfällt, die ihre Anlieferverträge gekündigt haben, ist nicht korrekt. Die betreffenden Betriebe sind für Landgard bedeutsam, sie machen aber nicht mehr als die Hälfte des Erzeugerumsatzes im Bereich Obst & Gemüse aus. Wir sprechen vielmehr über knapp ein Drittel des Erzeugerumsatzes.
Ungeachtet der jüngsten Entwicklungen halten wir an unserer strategischen Ausrichtung für den Bereich Obst & Gemüse fest. Dazu gehört die gezielte Weiterentwicklung der regionalen Produktion und Vermarktung genauso wie die Entwicklung attraktiver Lieferprogramme zusammen mit unseren Kund*innen. Ein übergeordneter Schwerpunkt ist die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe und die noch genauere Ausrichtung der Erzeugerorganisation Obst & Gemüse auf die Anforderungen des Marktes.“