Hortensien-Neuheiten: „Man darf den Markt nicht überspülen“

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Norbert Artmeyer und Gartenbau-Ingenieurin Dorothee van de Wint konzentrieren sich in ihrem Betrieb auf besondere Hortensien. Foto: Baumschule Artmeyer

Neue Hortensien-Züchtungen stehen im Mittelpunkt der aktuellen TASPO extra Sortengalerie (Ausgabe 14/2021), vorgestellt werden unter anderem Novitäten der Hydrangea Breeders Association (HBA). Zu den Partnerbetrieben der niederländischen Züchtervereinigung gehören die Baumschule Artmeyer und Gartenbau Engels, deren oberste Regel ist, neue Hortensien nicht „einfach so“ auf den Markt zu bringen.

Markt für neue Hortensien muss vorsichtig aufgebaut werden

„Die Genetik muss überzeugend sein“, erklärt Norbert Artmeyer. „Ein Markt muss vorsichtig aufgebaut werden“, ergänzt Josef Engels. Novitäten unvorbereitet einfach so zu vermarkten, mögen die beiden Hortensien-Produzenten überhaupt nicht. „Man darf den Markt nicht überspülen“, betont Artmeyer. Qualität und eine auf den Markt gerichtete Vorgehensweise sind die Kennzeichen, mit denen sich die beiden Betriebe, in Zusammenarbeit mit der internationalen Züchtungsvereinigung HBA, nach eigenen Angaben auszeichnen.

Neuzüchtungen, auf die Artmeyer und Engels derzeit gespannt warten, sind eine remontierende, zuverlässig durchblühende Tellerhortensie, eine wirklich weiße Rispenhortensie sowie eine Sorte, die ohne Hemmstoffe produziert werden kann. Erst kürzlich habe die Hydrangea Breeders Association einige Tests mit Hydrangea paniculata aus dem neuen Züchtungsprogramm durchgeführt. „Das sah äußerst vielversprechend aus“, so Artmeyer. „Ich vermute spannende Entwicklungen bei den Blüten und dass sich HBA mit der Entwicklung einer Pflanze beschäftigt, die nach einem heftigen Regenfall nicht gleich zusammenfällt. Ganz besonders finde ich auch Farbschattierungen in Cremeweiß, Limonen-Tönen und in Rot.“ Engels hingegen hofft auf eine schöne weiße Sorte. „Eine H. paniculata, die bei warmem Wetter robust bleibt und deren weiße Blüten nicht verbrennen, wäre ideal für Hochzeiten.“

Artmeyer und Engels konzentrieren sich auf Besonderheiten

Schon seit 20 Jahren produziert die Baumschule Artmeyer in Hörstel-Riesenbeck Hortensien und ist den Angaben zufolge in Deutschland der größte Lieferant der HBA-Sorte Diva fiore, die der Betrieb als Fertigware auf den Endverbraucher-Markt bringt und als Rohware an andere Anbauer liefert. Zudem produziert er Hydrangea macrophylla Kanmara, wie auch Josef Engels in Pulheim. „Wir bauen keine gängigen Produkte für die Masse an, sondern konzentrieren uns gerade auf Besonderheiten“, so Artmeyer. Diese zu züchten, ist Aufgabe der HBA, zu der die beiden Hortensien-Produzenten eine sehr enge Beziehung pflegen. Mit Rohware werden Engels und Artmeyer von den HBA-Partnern Heuger und Kötterheinrich beliefert.

Als ein typisches Nischenprodukt, das besonders gut für den Premium-Markt geeignet ist, sehen Artmeyer und Engels die Hortensien-Serie Kanmara, für deren Anzucht in Deutschland die beiden Gartenbau-Betriebe die Lizenz von HBA erhalten haben. Mit einer imposanten Anzahl großer Blüten in prächtigen Farben hat die Hortensie laut Artmeyer den bewussten Wow-Effekt. „Kanmara verkauft sich von selbst, kein Kunde läuft an ihr vorbei. Dadurch, dass wir sie in einem speziellen Topf, mit eigenem Label und mit passendem Prospektmaterial auf den Markt bringen, wird ihre Exklusivität extra betont.“

Die Baumschule Artmeyer bekam von HBA darüber hinaus das Alleinrecht in Europa für Hydrangea macrophylla Diva fiore, eine winterharte, endlos durchblühende, remontierende Gartenhortensie in Rosa, Blau und Violett. Verkauft werden die Pflanzen als Rohware an andere Gartenbau-Betriebe und als Endprodukt an den Handel. Da eine remontierende Hortensie am POS für Endverbraucher erst einmal wie alle anderen Hortensien aussieht, stellte Artmeyer nach eigenen Angaben zunächst strategische Überlegungen an, wie man die Besonderheit von Diva fiore im Handel verdeutlichen könne.

Diva fiore unterscheidet sich auf den ersten Blick von anderen Hortensien

Gemeinsam mit seiner Marketing-Mitarbeiterin Stefanie Kittel habe er der Konzeptentwicklung viel Energie und Aufmerksamkeit geschenkt. Das Ergebnis: Mit einem auffälligen, weißen Topf mit Logo-Aufdruck sowie informativen Labels mit der klaren Botschaft „DIE BLÜHT IMMER: Jedes Jahr – Nach jedem Schnitt – Nach jedem Winter“ unterscheide sich Diva fiore auf den ersten Blick von anderen Hortensien. „Dies ist bei unseren Kunden sehr gut angekommen“, berichtet Kittel begeistert. Für diese Zielgruppe wurden andere Texte entworfen, sowie mehr Stimmungsfotografie anstelle von nüchternen Produktfotos eingesetzt. Diese stellt Artmeyer auch seinen Handelskunden zur Verfügung. Zu den Marketing-Maßnahmen gehören darüber hinaus Newsletter sowie eine Diva-fiore-Facebook-Seite und Reichweiten-Kampagnen, mit denen den Angaben zufolge tausende Pflanzenfreunde erreicht werden.

Dass die Kunden von Hortensien begeistert sind, bemerkt auch Josef Engels. „Es ist schon auffällig, wie gut Hortensien in den letzten Jahren laufen. Es ist für Jung und Alt ein attraktives Produkt mit Anziehungskraft“, konstatiert der Pflanzenproduzent. Laut Engels sei dies auf die vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten und die Vielzahl der heutzutage erhältlichen Hortensien-Sorten zurückzuführen, wobei HBA einen großen Anteil am Erfolg habe. „Dank der Genetik von HBA ist das Sortiment weitaus interessanter geworden. Wenn HBA nun auch noch Sorten züchten kann, die ohne Hemmstoffe produziert werden können, bin ich rundum zufrieden“, so Engels lächelnd.

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