Immer mehr Kommunen verzichten auf Pflanzenschutzmittel

Veröffentlichungsdatum: , Sven Weschnowsky / TASPO Online

Ein sich änderndes Schönheitsideal, eine Treppe, die der Natur überlassen wird. Viele Kommunen verzichten bereits auf den Einsatz von chemischen Mitteln. Foto: Mariam62/ Pixabay

Chemische Pflanzenschutzmittel stehen seit Längerem im Zentrum vieler Diskussionen. Die EU will den Einsatz stark reglementieren, was wiederum weitreichende unternehmerische Folgen im Gartenbau nach sich ziehen würde. Auf kommunaler Ebene hingegen verzichten deutschlandweit immer mehr Gemeinden und Landkreise auf den Einsatz chemischer Substanzen.

600 Kommunen verzichten auf chemische Mittel

Chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel schaden der Umwelt und der menschlichen Gesundheit, dennoch sorgen sie aber auch für Nahrungsmittelsicherheit und gute Erträge. Die EU-Kommission hat mit ihrem Vorstoß, den Einsatz chemischer Mittel drastisch zu reduzieren enorm viel Kritik geerntet. Arbeitgeber- und Anbauverbände befürchten einen starken Anstieg von Betriebsaufgaben, da ohne wirksame Mittel eine wirtschaftliche Produktion für kleine und mittelständische Unternehmen kaum mehr zu realisieren sei. Bei den Kommunen in Deutschland hingegen hat sich der Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel mittlerweile stark verbreitet. Mittlerweile verwenden rund 600 deutsche Kommunen keine chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel mehr.

Interaktive Karte zeigt insektenfreundliche Kommunen

Dokumentiert und erhoben wird dieser Verzicht der Kommunen regelmäßig vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Seit mittlerweile fünf Jahren betreibt der BUND eine interaktive Karte, auf der die Kommunen, die auf chemische Pflanzenschutzmittel verzichten, verzeichnet sind. Am Projekt sind derzeit fast 600 Kommunen beteiligt, die als Insektenfreundlich gelten, allerdings ist die Anzahl in den vergangenen zweieinhalb Jahren nur sehr gering gestiegen. 27 Kommunen seien laut BUND hinzugekommen.

„Selbst bekannte Tierarten sind rar geworden“

„Immer mehr Tierarten, darunter selbst so bekannte wie Amseln, Spatzen oder der zum Wildtier des Jahres bestimmte Gartenschläfer, sind jenseits der Städte rar geworden. Dass viele Kommunen sich ihrer Verantwortung für den Artenschutz bewusstwerden und auf Pestizide verzichten, ist sehr erfreulich. Es ist wichtig, sie auf diesem Weg nicht allein zu lassen. Die Bundesregierung muss sich jetzt mindestens für eine Halbierung des Pestizideinsatzes stark mache“, fordert Matthias Meißner, Abteilungsleiter Biodiversität beim BUND, eine noch größere Beteiligung am Projekt. „Pestizide, Mineraldünger und Monokulturen setzen vielen Tierarten zu und verdrängen sie in die städtischen Räume. Es ist daher umso wichtiger, dass Städte und Gemeinden pestizidfrei sind und Stadtnaturschutz vorantreiben. Etwa indem Rasenflächen in mehrjährige Blühwiesen mit heimischem Saatgut umgewandelt werden.“

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