In der Tulpenwelt allein unter Männern

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Die Niederlande sind der weltweit größte Tulpenproduzent. Tulpenzwiebeln – eine klassisch holländische Angelegenheit, möchte man also meinen. Bis man Christiane Degenhardt-Sellmann kennenlernt, Inhaberin des Blumenzwiebel-Produktionsbetriebs Degenhardt Spezialkulturen. Wir sprachen mit ihr über die Arbeit in einer männerdominierten Branche und familiäre Tradition.

Tulpen (fast) soweit das Auge reicht

Tulpen in allen Farben – fast soweit das Auge reicht, und das in Reihen von bis zu 1,7 Kilometern Länge. Das ist das erste, was bei einem Besuch des Betriebs von Christiane Degenhardt-Sellmann in Schwaneberg in der Gemeinde Sülzetal in Sachsen-Anhalt auffällt.

Auf rund 43 Hektar produziert der Betrieb Tulpen – eine Familientradition. Das Gespür für Pflanzen, insbesondere Blumenzwiebeln, wurde ihr bereits in die Wiege gelegt. Ihr Vater vermittelte ihr und ihrer Schwester Susanne von Beginn an, dass auch Frauen in der Branche willkommen sind.

Betrieb vom Vater übernommen

2002 hat sie den Blumenzwiebel-Produktionsbetrieb ihres Vaters, des früheren Landgard-Aufsichtsratsvorsitzenden Wolfgang Degenhardt, als Pachtbetrieb und 2014 als Eigentümerin übernommen. Zu ihren Kunden zählen nicht nur Schnittblumen-Produzenten wie das Unternehmen ihrer Schwester, Degenhardt Flora GmbH in Neuss. Auch Discounter und Blumenzwiebeltreibereien in Deutschland, Polen, Frankreich und den Niederlanden kaufen ihre Zwiebeln.

Mehr als 70 Prozent der Ware gelangt ins Ausland. Besonders die holländischen Kollegen sind von ihrer Arbeit überzeugt. Sie sehen die Produktion von Christiane Degenhardt-Sellmann nicht als Konkurrenz, sondern als Bereicherung für ihr eigenes Geschäft. „Ich habe mir mit der Qualität meiner Ware unter meinen niederländischen Geschäftspartnern einen Namen gemacht“, sagt die studierte Gartenbau-Ingenieurin.

Sportliche Verhandlungen in einem anspruchsvollen Geschäft

Bereits im Herbst nimmt sie Bestellungen von ihren Kunden an, um beiden Seiten eine gewisse Sicherheit anzubieten. Vor allem bei Vertragsverhandlungen sei Durchsetzungsfähigkeit gefragt. „Das sind manchmal sportliche Verhandlungen“, schildert Christiane Degenhardt-Sellmann. „Die Tulpenwelt ist eine absolute Männerwelt, besonders in den Niederlanden. In Holland ist das ein richtig anspruchsvolles Geschäft, was sich durch langjährige Liefertreue und Auftragserfüllung zu marktüblichen Preisen definiert.“

Um den Blumenzwiebel-Produktionsbetrieb erfolgreich zu leiten, setzt sie auf weibliche Unterstützung. Gefunden hat sie diese in Betriebsleiterin Wenke Häntze. Mit ihr und dem Team aus sechs festen Mitarbeitern und 30 Aushilfen bewirtschaftet Degenhardt-Sellmann die insgesamt über 360 Hektar Pacht- und Eigenland.

Im April rollen die Köpfe

Nach der Pflanzung der Zwiebeln im Herbst und dem Wachstum im Frühjahr verlieren die Tulpen gezielt ihre Blütenpracht, damit alle Energie in die Zwiebel geht. Zunächst werden dabei Falschblüher wie zum Beispiel Fehlfarben selektiert und von Hand entfernt. Die Tulpen werden anschließend mit einer Maschine im April geköpft, im Juli folgt dann die Rodung und Ernte der Zwiebeln.

Mehr zu Christiane Degenhardt-Sellmann und ihrem Blumenzwiebel-Produktionsbetrieb lesen Sie in der TASPO 25/2018, die am 22. Juni erscheint.

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