Derzeit trifft die Baumschulwirtschaft offenbar ein verstärkter Strukturwandel. Wie schätzen Sie diesen ein?
Der Strukturwandel in der Baumschulwirtschaft ist noch nicht abgeschlossen und wird sicherlich noch einige Jahre andauern. Dieser Strukturwandel führt zu einer stärkeren Spezialisierung innerhalb der Baumschulen, leider aber auch zu Betriebsaufgaben oder auch zu einer Neuausrichtung von Baumschulen auf neue Geschäftsbereiche. Wir beobachten diese Veränderungen mit Sorge, da wir auf eine gute und wirtschaftlich gesunde Zulieferstruktur angewiesen sind.
Viele Baumschulen schränken ihr Produktionssortiment ein und suchen neue Geschäftsfelder, wie etwa Dienstleistungen rund um die Baumlieferung oder die Hinzunahme von Einzelhandel. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung, und welche Veränderungen sehen Sie für Ihr Unternehmen?
In gewissen Zeitabschnitten ist eine Überprüfung der Betriebsausrichtung unbedingt notwendig. Jedes Unternehmen, auch ein Baumschulbetrieb, muss wirtschaftlich arbeiten. Insofern kann ich viele Baumschulen verstehen, die sich neue Geschäftsfelder, sei es in der Dienstleistung rund um die Pflanze oder eine stärkere Orientierung hin zum Einzelhandel, suchen.
Auch unser Unternehmen haben wir immer wieder verändert und den Gegebenheiten angepasst. Wichtig ist, dass diese Änderungen rechtzeitig in der Position der Stärke passieren.
Allgemein beklagt wird von vielen Baumschulen das Preisniveau. Wie bewerten Sie das Preisniveau, und wie ließe es sich verbessern? Wird eine Image-Kampagne zum Wert von Gehölzen gebraucht?
Das Preisniveau ist wirklich zu niedrig, aber letztendlich wird es von den Baumschulen selbst verantwortet. Leider gibt es immer noch sehr viele Pflanzen am Markt. Nur eine Verringerung der Bestände und die Ausrichtung in der Produktion auf hochwertige Qualitäten werden zu einer Verbesserung des Preisniveaus führen. Eine Image-Kampagne wird da nicht viel helfen. Unsere Pflanzen haben ein gutes Image, und sie werden auch in Zukunft weiterhin, wenn nicht sogar zunehmend, benötigt.
Mit Ihrem rund 500 Hektar großen Betrieb gehören Sie zu den größten Baumschulen in Europa. Wirtschaftlich spielt für Sie der Export eine große Rolle. Welchen Anteil macht er heute bei Ihnen aus? Und welche Rolle spielen Brexit und das Thema Sanktionen gegen Russland?
Der Export spielte schon immer eine große Rolle in der Baumschule Bruns. Dies drückt sich auch schon in unserem Firmennamen aus, den wir bereits seit den 70er Jahren führen. Der Exportanteil liegt heute bei 40 Prozent. Für uns ist aber auch der deutsche Markt mit einem Anteil von 60 Prozent von großer Bedeutung, und es ist uns dabei besonders wichtig, im Tagesgeschäft der einzelnen Kunden tätig zu sein.
Die Entwicklung in England und die Auswirkung des Brexit müssen wir abwarten. Jedoch ist weiterhin eine gute Bautätigkeit in England zu verzeichnen, aber die Kaufkraft des englischen Pfunds ist gefallen und führt zu einer Verteuerung unserer Produkte.
Die Sanktionen gegen Russland haben keinen direkten Einfluss auf den Export nach Osteuropa. Jedoch ist der Rubel deutlich schwächer geworden, und der rückläufige Optimismus führt zu einem etwas anderen Kaufverhalten. Es werden weniger Pflanzen auf Vorrat gekauft, es laufen aber immer noch viele interessante Begrünungsmaßnahmen.
Sie sind auch wirtschaftspolitisch engagiert, aktuell besonders als Vizepräsident des Europäischen Baumschulverbands. Welche konkreten Probleme stehen hier aktuell zur Diskussion?
Auf europäischer Ebene ist zurzeit die Problematik mit dem Quarantäneschädling Xylella fastidiosa ein großes Thema und es werden viele Überlegungen angestellt, welche Maßnahmen hier auf europäischer Ebene zu treffen sind. Für mich persönlich ein wichtiges Thema ist der offene und freie Pflanzenverkehr unter gleichen Voraussetzungen, sei es in der Pflanzenhygiene, aber insbesondere auch die steuerlichen Unterschiede in den einzelnen Mitgliedsländern.
Wir haben den gemeinsamen Euro, haben jedoch sehr unterschiedliche Steuersätze von Land zu Land, denken Sie hier insbesondere an die Einkommensteuer, die unterschiedlichen Mehrwertsteuersätze oder auch an die unterschiedliche Erbschaftsteuer, die beispielsweise in Schweden und Österreich zurzeit gar nicht erhoben wird.